Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Das Freibad Pfafferode ist Geschichte
70 Jahre lang nutzten vor allem Patienten und Pfleger das Becken. Jetzt kommt der Bagger. Unsere Zeitung sucht Zeitzeugen
Mühlhausen. Das Freibad in Pfafferode ist nach 70 Jahren endgültig Geschichte. Damit endet eine Ära mit vielen Erinnerungen. In diesen Tagen beginnen Bagger mit dem Abbruch des Betonbeckens. Die früheren Umkleiden und Technikgebäude sind schon weg. Das Areal wird mit Erde aufgefüllt.
Das Gelände gehört zum heutigen Ökumenischen Hainich-klinikum (ÖHK) in Mühlhausen. Viele freiwillige Helfer, vor allem das Klinikpersonal der damaligen Heilanstalt, hatten das Bad in den 1950erjahren mit gebaut. Zehntausende Gäste nutzten es seitdem – vor allem Patienten und Angestellte. Wer von außerhalb kam, brauchte, jedenfalls bis zur Wende, gute Kontakte. Vor fünf Jahren war das Schwimmbad letztmalig für Besucher geöffnet.
Für den jetzigen Rückbau des 25 mal 50 Meter großen Beckens gibt es nachvollziehbare Gründe. Öhkgeschäftsführer Klaus-peter Fiege erläutert: Immer wieder hatte das Gesundheitsamt darauf hingewiesen, dass das Becken nicht den aktuellen Anforderungen entspricht. So war der Beckenrand deutlich höher als die Wasseroberfläche und damit ein Überlauf des verschmutzen Wassers nicht gegeben. Die Behörde habe das über viele Jahre geduldet. Für einen dauerhaften Weiterbetrieb wären laut Fiege aber größere Baumaßnahmen notwendig geworden – Investitionen von mehreren Millionen Euro.
Schwimmmeister war wohl der dienstälteste Deutschlands
Schließlich wurde auch die Situation mit der Badeaufsicht immer schwieriger. Noch bis zu seinem 81. Geburtstag war Gerhard Mendler als Schwimmmeister in Pfafferode tätig – als wohl dienstältester in ganz Deutschland. Als das Freibad 1996 schon einmal zugeschüttet werden sollte, wussten er und seine Tauchfreunde das zu verhindern. Der Tauchsportclub Carinus richtete hier seine Basis ein und übernahm den Badebetrieb.
Vor allem Patienten kamen in den letzten Jahren noch ins Bad, Mühlhäuser und Gäste von außerhalb dagegen seltener. Als Mendler nach 22
Jahren aufhörte, war Schluss. 2018 war die letzte Badesaison. Damals lagen die Planungen für den Neubau des Freibades am Schwanenteich bereits vor, weshalb eine Sanierung des nur wenige Kilometer entfernten Bades in Pfafferode für das ÖHK nicht sinnvoll erschien.
Das Schwimmbecken war bis vor wenigen Monaten noch mit Wasser gefüllt und wurde als Löschwasserreservoir für die Klinik vorgehalten. Ende vergangenen Jahres baute das ÖHK eine neue unterirdische Zisterne – das Ende für das Schwimmbecken.
Wenn das Gelände beräumt und mit Erde aufgefüllt ist, wird hier ein kleiner Park angelegt, ähnlich anderen Grünflächen auf dem Klinikgelände. In einigen Jahren könnte hier zusätzlich eine kleine Wasserlandschaft, vielleicht mit Kneipp-becken und Wasserspielen, entstehen,
macht der Klinik-chef Hoffnung – zur Abkühlung für Patienten und Personal an heißen Sommertagen.