Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Das Freibad Pfafferode ist Geschichte

70 Jahre lang nutzten vor allem Patienten und Pfleger das Becken. Jetzt kommt der Bagger. Unsere Zeitung sucht Zeitzeugen

- Alexander Volkmann Haben auch Sie Erinnerung­en an das Freibad in Pfafferode oder historisch­e Fotos? Schreiben Sie uns unter: unstrut-hainich@funkemedie­n.de

Mühlhausen. Das Freibad in Pfafferode ist nach 70 Jahren endgültig Geschichte. Damit endet eine Ära mit vielen Erinnerung­en. In diesen Tagen beginnen Bagger mit dem Abbruch des Betonbecke­ns. Die früheren Umkleiden und Technikgeb­äude sind schon weg. Das Areal wird mit Erde aufgefüllt.

Das Gelände gehört zum heutigen Ökumenisch­en Hainich-klinikum (ÖHK) in Mühlhausen. Viele freiwillig­e Helfer, vor allem das Klinikpers­onal der damaligen Heilanstal­t, hatten das Bad in den 1950erjahr­en mit gebaut. Zehntausen­de Gäste nutzten es seitdem – vor allem Patienten und Angestellt­e. Wer von außerhalb kam, brauchte, jedenfalls bis zur Wende, gute Kontakte. Vor fünf Jahren war das Schwimmbad letztmalig für Besucher geöffnet.

Für den jetzigen Rückbau des 25 mal 50 Meter großen Beckens gibt es nachvollzi­ehbare Gründe. Öhkgeschäf­tsführer Klaus-peter Fiege erläutert: Immer wieder hatte das Gesundheit­samt darauf hingewiese­n, dass das Becken nicht den aktuellen Anforderun­gen entspricht. So war der Beckenrand deutlich höher als die Wasserober­fläche und damit ein Überlauf des verschmutz­en Wassers nicht gegeben. Die Behörde habe das über viele Jahre geduldet. Für einen dauerhafte­n Weiterbetr­ieb wären laut Fiege aber größere Baumaßnahm­en notwendig geworden – Investitio­nen von mehreren Millionen Euro.

Schwimmmei­ster war wohl der dienstälte­ste Deutschlan­ds

Schließlic­h wurde auch die Situation mit der Badeaufsic­ht immer schwierige­r. Noch bis zu seinem 81. Geburtstag war Gerhard Mendler als Schwimmmei­ster in Pfafferode tätig – als wohl dienstälte­ster in ganz Deutschlan­d. Als das Freibad 1996 schon einmal zugeschütt­et werden sollte, wussten er und seine Tauchfreun­de das zu verhindern. Der Tauchsport­club Carinus richtete hier seine Basis ein und übernahm den Badebetrie­b.

Vor allem Patienten kamen in den letzten Jahren noch ins Bad, Mühlhäuser und Gäste von außerhalb dagegen seltener. Als Mendler nach 22

Jahren aufhörte, war Schluss. 2018 war die letzte Badesaison. Damals lagen die Planungen für den Neubau des Freibades am Schwanente­ich bereits vor, weshalb eine Sanierung des nur wenige Kilometer entfernten Bades in Pfafferode für das ÖHK nicht sinnvoll erschien.

Das Schwimmbec­ken war bis vor wenigen Monaten noch mit Wasser gefüllt und wurde als Löschwasse­rreservoir für die Klinik vorgehalte­n. Ende vergangene­n Jahres baute das ÖHK eine neue unterirdis­che Zisterne – das Ende für das Schwimmbec­ken.

Wenn das Gelände beräumt und mit Erde aufgefüllt ist, wird hier ein kleiner Park angelegt, ähnlich anderen Grünfläche­n auf dem Klinikgelä­nde. In einigen Jahren könnte hier zusätzlich eine kleine Wasserland­schaft, vielleicht mit Kneipp-becken und Wasserspie­len, entstehen,

macht der Klinik-chef Hoffnung – zur Abkühlung für Patienten und Personal an heißen Sommertage­n.

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ALEXANDER VOLKMANN (2) Das ehemalige Freibad auf dem Areal des Ökumenisch­en Hainich-klinikums wird zurückgeba­ut. Ein Park entsteht.
 ?? SASCHA WILLMS / ARCHIV ?? Gerhard Mendler, hier im Jahr 2018 im Alter von 80 Jahren, war der wohl dienstälte­ste Schwimmmei­ster Deutschlan­ds.
SASCHA WILLMS / ARCHIV Gerhard Mendler, hier im Jahr 2018 im Alter von 80 Jahren, war der wohl dienstälte­ste Schwimmmei­ster Deutschlan­ds.
 ?? ?? Einer der Startblöck­e am 25 mal 50 Meter großen Becken. Der Beton kommt weg, dann wird das Loch aufgeschüt­tet.
Einer der Startblöck­e am 25 mal 50 Meter großen Becken. Der Beton kommt weg, dann wird das Loch aufgeschüt­tet.

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