Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Mühlhäuser „Trödel-dödel“auf Flohmarkttour
Auf Jagd nach Schätzen vergangener Zeiten. Daniel Liebscher und Martin Scheffel teilen ihre Leidenschaft für Raritäten
Sie haben sich nicht gesucht, aber gefunden. Die selbst ernannten „Trödel-dödel“Daniel Liebscher und Martin Scheffel teilen die Faszination alter Schätze und sagen: „Was andere wegwerfen, machen wir zu Taschengeld“.
Ob Uhren, Lampen oder Fahrräder, antike Möbelstücke, alte Bilder sowie Vintage-spielzeuge - Flohmärkte üben auf die beiden Mühlhäuser eine besondere Anziehungskraft aus. Für Liebscher und Scheffel ist es nicht nur das Stöbern nach Schnäppchen, sondern vielmehr die Jagd nach verborgenen Schätzen vergangener Zeiten. „Die Atmosphäre auf diesen Märkten ist geprägt von Nostalgie und Geschichten, die jedem Gegenstand anhaften“, berichtet das Duo.
Historisches Spielzeug und Antikmöbel
Es ist die Leidenschaft für das Unbekannte, das Unentdeckte, was die Flohmarktfans immer wieder antreibt. Hinter jedem Fund verberge sich eine Geschichte, sei es ein Erbstück, das eine Reise durch Generationen angetreten hat oder ein Relikt vergangener Trends. Die Liebe zum Trödeln und zu alten Dingen verbindet Menschen jeden Alters und hinterlässt unvergessliche Erinnerungen an vergangene Zeiten. Das spüren die Mühlhäuser häufig, wenn sie sonntags hinter ihrem Flohmarktstand auf dem „Werdchen“in Eschwege stehen. Ihre We
ge kreuzten sich durch ihre Frauen, die gemeinsam eine Ausbildung absolvierten und Freundinnen wurden. Bei gemeinsamen Ausflügen lernten sich auch die heutigen Trödler kennen und verstanden sich auf Anhieb.
Beide hatten schon vorher eine Leidenschaft für alte Dinge entwickelt. Martin Scheffel, Grundschullehrer
von Beruf, liebt „Siku“-spielzeuge. Früher aus Druckguss gefertigt, werden sie heute oft durch Plastikteile ersetzt. Das historische Spielzeug im Originalzustand steigt im Wert.
Einen Kronenleuchter, so schwer, dass ein handelsüblicher Dübel versagen würde, findet Daniel Liebscher erst vor kurzem. Er hat ihn mit
langen Schrauben an einem Balken seines Wohnhauses befestigt. Der 35-Jährige steht auf wertige Antikaccessoires zur Raumgestaltung. Auch historische Möbel haben es ihm angetan, hierfür reist er auch gern einmal durch die Bundesrepublik, wenn ihm ein Schnäppchen im Internet auffällt. Martin Scheffel berichtet von einer gemeinsamen
Flohmarktkasse, einer Holzkassette, die vor Jahrzehnten als „Gewitterkasse“diente. „Wenn Gewitter aufzogen, packten die Leute früher alles in diese Kassette. Wertgegenstände, Papiere, Geld - sie waren für den Ernstfall vorbereitet und warteten gemeinsam im Hausflur, bis das Unwetter vorübergezogen war“, weiß Scheffel. Die Flohmarktbesucher hätten immer wieder Interesse an dieser Kasse, verkäuflich sei sie aber nicht.
Kürzlich fiel Daniel Liebscher, der als Handwerker in der Unstruthainich-region unterwegs ist, ein bis dahin unscheinbares Blechschild auf, das auf dem Schrott landen sollte. „Offenbar wusste der Entsorger nicht, was er wegwirft“, berichtet Liebscher, der sofort zuschlug, das etwas heruntergekommene Schild zu Hause aufpolierte und zu Geld machte. Mehrere Hundert Euro habe das in die Flohmarktkasse gespült.
„Ich halte zusätzlich regelmäßig an Sperrmüllhaufen an, das ist meiner Frau schon peinlich. Wenn etwas Interessantes dabei ist, klingele ich und frage die Besitzer, ob ich es mitnehmen darf“, erzählt Liebscher. Die beiden Trödler erhielten inzwischen auch Anrufe von Menschen aus der Region, ob sie bestimmte historische Dinge abholen könnten. Platz hätten sie genügend. Und wer weiß, was heute noch unscheinbar wirkt, könnte morgen ein Vermögen wert sein - vielleicht sogar für den Nachwuchs der beiden Mühlhäuser.