Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Der Bußgeldbescheid ist beglichen
Letztens flatterte mir wieder ein Brief mit Schwarz-weiß-fotos ins Haus, ganz schlechte Qualität. Sie wissen schon: Billig sind die auch nicht, die Bußgeldbescheide. Ich bin zu schnell gefahren und sollte das jetzt büßen: mit Geld. Es war nicht viel, und die Beamten sind ja im Recht: Zu-schnell-fahren ist ein großes Problem im Verkehr.
Erinnern Sie sich an den schrecklichen Unfall bei Bad Langensalza voriges Jahr, bei dem sieben – teils sehr junge – Menschen starben?! Der Verursacher war zu schnell, dazu betrunken und ohne Führerschein. Kürzlich wurde der Mann vom Amtsgericht Mühlhausen verurteilt zu vier Jahren Freiheitsentzug ohne Bewährung. Er büßt die katastrophalen Folgen seines Unfalls also mit vier Jahren Gefängnis ab. Das ist nicht wenig. Doch als der Urteilsspruch verkündet wurde, waren die Angehörigen der Opfer fassungslos. Selbst der Richter konnte das Urteil nicht ohne Emotionen vorlesen, aber das ist für Verkehrsvergehen die Höchststrafe, die das Amtsgericht verhängen darf.
Freilich habe ich die Empfindung, dass es gerechter gewesen wäre, den Verkehrssünder zu einer längeren Haftstrafe zu verurteilen. Mahnen die Jugendlichen, die da unverschuldet ihr Leben lassen mussten, nicht dazu?!
Schutzengel und Umstände verhindern oft fatale Folgen
Anders als bei Brandkatastrophen und Unglücken, bei denen die Verantwortlichen nicht genau festgestellt werden können, ist der Fall hier ja klar. Der Unglücksfahrer hat seine Schuld bekannt. Doch er hatte
nicht die Absicht, einen Anschlag zu verüben oder gar Menschen zu töten. Sicher: Er durfte nicht fahren, war nicht fahrtüchtig und fuhr auch noch zu schnell. Das sind grobe
Fehler, die allerdings viele Verkehrsteilnehmer schon mal begangen haben. Dank der Umstände oder wegen der Schutzengel, die dabei waren, nicht mit diesen Folgen.
Neue Lebensperspektive durch den Glauben
Macht die Tatsache, dass ja nichts passiert ist, unsere Fehler und falsches Tun besser? Es gibt viele Fehler und menschliche Sünden, und viele davon haben schreckliche Folgen. Doch wird nur selten jemand dafür verurteilt: nicht für Kriegsverbrechen damals und nicht für solche heute, nicht für Machtmissbrauch und sexuelle Unterdrückung, auch nicht für die aktuelle
Zerstörung unserer Umwelt. So besinnen sich Christen in der Passionszeit auf Jesus Christus. Er hat, wie wir glauben, das Böse im Menschen, ihre Fehler und Sünden, auch die des Verursachers dieses schrecklichen Unfalls, auf sich genommen. Für uns – für ihn – ließ Christus sich kreuzigen und hat so unsere Strafe, den himmlischen Bußgeldbescheid, beglichen. Jeder, der sich zu Christus hält, darf deshalb neu hoffen. Wir bekommen eine neue Lebensperspektive.
Und ich denke, ich werde jetzt versuchen, langsamer zu fahren.