Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Rot-weiß dachte über Verlegung nach
Derby-check: Bereits zum 141. Mal stehen sich Erfurt und Jena gegenüber. Wir nehmen beide Teams unter die Lupe
Jena. Wirbel vor dem Thüringenderby am Samstag (16 Uhr, live im MDR) im Jenaer Ernst-abbe-sportfeld. Weil dem FC Rot-weiß Erfurt im Training nur noch 13 spielfähige Akteure zur Verfügung standen, dachte man sogar darüber nach, beim Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) einen Antrag auf Verlegung zu stellen. Der lehnte aber eine entsprechende Anfrage ab, was Erfurts Trainer kritisierte. „Wir müssen spielen, das wurde uns so auferlegt. Komisch, bei anderen Vereinen ist eine Verlegung möglich, aber wir sollen mit zehn A-jugendlichen auflaufen.“
Ohnehin steckt viel Brisanz im Derby, zu dem 12.500 Zuschauer erwartet werden. Wir haben beide Teams unter die Lupe genommen.
Saisonverlauf
Jena: Die Jenaer legten einen klassischen Fehlstart hin. Der erste Saisonsieg gelang erst am sechsten Spieltag (3:0 gegen Luckenwalde). Kurz vorm Jahresende wurde Trainer René Klingbeil entlassen. Jena stabilisierte sich, gewann drei der letzten vier Ligaspiele (ein Remis) und ist aktuell Siebter (34 Punkte). Erfurt: Als Vorjahresdritter mit sechs Spielen ohne Niederlage gestartet, zeigte danach die Formkurve klar nach unten. Probleme hat Erfurt vor allem auf fremden Plätzen. Der letzte Auswärtssieg gelang am 19. August (4:0 gegen den Berliner AK). Inzwischen ist man nur noch Tabellenachter (33 Punkte).
Stärken
Jena: Das Prunkstück der letzten Saison, die Abwehr, offenbarte in der Hinrunde noch größere Lücken, stand zuletzt aber gut. Der FCC hat in Mittelstürmer Cemal Sezer im Januar das fehlende Puzzleteil im Angriff gefunden. Sezer macht gemeinsam mit Regionalligatoptorjäger Elias Löder (16 Tore) die Zeiss-offensive unberechenbar. Erfurt: Zu Hause gehört Rot-weiß zu den besten Teams der Liga. Zuletzt bog die Mannschaft zweimal gegen Altglienicke und Eilenburg in der Nachspielzeit noch einen Rückstand um und holte ein Remis. Auch im Derby-hinspiel gelang der Erfurter
Elf gegen Jena spät der Ausgleich. Konditionell ist Erfurt jedenfalls gerüstet, um bis in die letzte Minute um die Punkte zu kämpfen.
Probleme
Jena: Gegen tief stehende Kontrahenten tat sich der FCC im Saisonverlauf schon mehrfach schwer. Zudem gerät die Verteidigung bei schnellen Tempogegenstößen des Gegners in Bedrängnis.
Erfurt: In vielen Spielen ergab man sich dem Schicksal. Ein, zwei Fehler, und die Mannschaft brach auseinander. So verlor Rot-weiß in Zwickau mit 0:5, in Meuselwitz mit 1:4.
Personal
Jena: Fcc-coach Henning Bürger muss auch im Derby auf die langzeitverletzten Marcel Hoppe und Winterzugang Alexander Prokopenko verzichten. Sonst kann er aus dem Vollen schöpfen. Ken Gipson kehrt nach seiner Rot-sperre
ebenso zurück in den Kader wie Ersatztorwart Alexios Dedidis nach seinem Nasenbeinbruch.
Erfurt: Romarjo Hajrulla ist nach seiner Gelbsperre wieder spielberechtigt. Ansonsten aber herrscht große Personalnot. In der Woche standen nur noch 13 spielfähige Akteure im Training. Mit Kwabe
Schulz, Till Schwarz, Caniggia Elva, Romain Gall sowie Malcolm Badu fallen fünf Leistungsträger aus.
Trainer
Jena: Henning Bürger ist es gelungen, die Zeiss-elf schnell zu stabilisieren. Auch der geforderte Einbau von Talenten wie von Justin Smyla oder Felix Boelter ist dabei nicht zu kurz gekommen. Als Spieler feierte Bürger 1989 einen Derbysieg gegen RWE, als Trainer fehlt er ihm allerdings noch.
Erfurt: Für Fabian Gerber ist es das vierte Derby. Bislang endeten alle Duelle mit ihm auf der Bank mit einem Remis. Er ist sich der Brisanz bewusst, die Tabellenkonstellation für ihn nebensächlich: „Ein Derby ist wie ein Pokalspiel.“
Prognose
Blickt man auf die jüngsten Ergebnisse, befindet sich der FC Carl Zeiss im Aufwärtstrend, der FC Rotweiß im Abwärtstrend. „Wir sind anscheinend in einer Favoritenrolle“, sagt Jena-coach Bürger. Fügt aber umgehend an: „Derby ist Derby, das hat nichts zu heißen.“
Gut möglich, dass sich beide Teams zum vierten Mal in Folge mit einem Remis gegen den Erzrivalen begnügen müssen.