Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ein Clown gegen die Traurigkeit
Das Städtische Museum Zeulenroda feiert die Holzbildhauerin Ilona Schlupeck
Zeulenroda. Ilona Schlupecks Künstlerleben steckt voller reizender Geschichten. Die Holzbildhauerin verpasste beispielsweise den Fall der Mauer. Im Herbst 1989 hatte sie endlich eine lang ersehnte Reise ins westliche Ausland unternehmen dürfen. Das Museum für moderne Kunst im brasilianischen São Paulo hatte sie eingeladen. Als sie dort an einem Zeitungskiosk das Foto des Brandenburger Tors mit jubelnden Menschen sieht, denkt sie nur: „Nette Collage“. Dass die Grenzen offen sind, erfährt sie erst beim Rückflug. Im Flugzeug liegt der „Spiegel“aus.
Das Städtische Museum Zeulenroda widmet Ilona Schlupeck derzeit eine große Ausstellung. Die in Langenwolschendorf geborene und später in Zeulenroda aufgewachsene Künstlerin zeigt darin einen Schaffensquerschnitt. Sie präsentiert überwiegend Holzreliefs und Skulpturen, aber auch Assemblagen und Objekte. Ursprünglich wollte Ilona Schlupeck nur vorfühlen, ob sie zu ihrem 70. im Jahr 2026 in Zeulenroda eine Ausstellung gestalten könnte. Doch Museumsleiter Christian Sobeck wollte nicht so lange warten.
Ihre Holzarbeiten bewegen sich, wie der Titel der Ausstellung offenbart, „Zwischen Realismus und
Abstraktion“. In der Sonderschau versammelt sie unter anderem Gewandfiguren-reliefs, Aktmotive, Treppenbilder und sogenannte Treppen-haus-spiegel, Landschaften, Wolkenbilder, Porträts und Pierrots. „Wenn ich traurig bin, mache
ich einen Clown“, sagt die 67Jährige. Treppen stellen für sie indes Lebenswege dar. „Sie führen bergauf und bergab, verbinden sich, gehen auseinander, lösen sich auf.“
Letztlich malt Ilona Schlupeck mit Holz – mit Pinie, Linde, Birnenholz oder Amerikanischer Roteiche. Selbst aus dem ehemaligen Bühnenboden des Geraer Theaters hat sie Reliefs geschnitzt. „Linde ist das typische Schnitzholz“, erläutert sie, weich und gut zu bearbeiten. Eine Arbeit aus hartem Birnenholz benötige unterdessen die doppelte Zeit. Farbliche Akzente setzt Schlupeck mit Beize.
Insgesamt sind es an die 100 Werke, die die Bildhauerin in Zeulenroda ausstellt. Darüber hinaus berichten Wandtafeln von ihren zahlreichen Arbeiten in öffentlichen und privaten Einrichtungen, vom Standesamt übers Krankenhaus bis zum Hotel, Rathaus und Kindergarten.
Schon Schlupecks Vater und Großväter arbeiteten mit Holz. Sie waren Möbeltischler, Tischlermeister und Holzbildhauer in der lokalen Möbelindustrie. Doch zunächst wollte Ilona Schlupeck Malerei und Grafik in Leipzig studieren. Als man ihr dort rät, noch ein, zwei Jahre zu warten, entschließt sie sich zur Holzbildhauer-ausbildung im VEB Stilmöbel in Zeulenroda. Anschließend studiert sie in Schneeberg. Danach geht sie für ein Gaststudium nach Berlin-weißensee. Seit inzwischen 40 Jahren ist Ilona Schlupeck freiberuflich tätig.