Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Jurascheck lässt Union jubeln
Fußball-thüringenliga: Mühlhäuser drehen 0:2 gegen Heiligenstadt in der Nachspielzeit
Das Schneckenrennen in der Thüringenliga geht für Union Mühlhausen und den 1. SC Heiligenstadt weiter. Das Fußballkreis-derby endete nach dramatischen 98 Minuten mit einem für die Gastgeber schmeichelhaften 2:2. Die Punkteteilung bedeutet für beide, dass vor ihnen langsam eine Lücke entsteht und sie die unteren sieben Vereine aktuell anführen, die den Kampf um den Ligaverbleib untereinander austragen.
Gut 350 Zuschauer sahen eine besser startende Gäste-elf, die offensiver und mutiger agierte und sich dadurch die Feldüberlegenheit erarbeitete. Die Belohnung ließ nicht lange auf sich warten. Eine weite Flanke von der linken Seite durch Alexander Aschoff köpfte Maciej Wolanski an den Pfosten, den Abpraller drückte Lucas Roth über die Linie (9.). Das gab der Elf von Sc-trainer Stefan Lerch Selbstvertrauen, während auf Union-seite Unsicherheit zu spüren war.
„Wir wollten aus einer kompakten Abwehr heraus agieren, jedoch uns nicht so nach hinten drängen lassen“, musste Unions Coach Patrick Krumbholz feststellen, dass es mit der Umsetzung seiner Strategie haperte. Die Angreifer hingen in der Luft, hatten zu viel Feld vor sich und kamen so nicht zu Abschlüssen.
Das machten die cleveren Heiligenstädter viel geschickter, sie hatten die bessere Raumaufteilung. „Wir sind gar nicht ins Spiel gekommen. Unsere Abstände zwischen den Ketten waren zu groß, und wir waren mit dem knappen 0:1 noch gut bedient“, befand Krumbholz.
Dieses Bild änderte sich auch im zweiten Abschnitt nicht. Die Kurstädter hatten alles im Griff und ließen
reihenweise beste Möglichkeiten liegen. Als den Eichsfeldern nach einem Konter über die rechte Außenbahn durch Roths Doppelpack das 2:0 gelang, schien der Drops gelutscht (66.) zu sein. Die Unioner fanden keine Mittel, erst die Umstellung auf ein 3-4-3 System und vor allem die Hereinnahme vom angeschlagenen Mannschaftskapitän Toni Jurascheck sorgte für Belebung im Mühlhäuser Spiel.
„Ich glaube, so nach 65 Minuten musste unser Torwart das erste Mal einen Ball halten“, so Lerch hinterher. Seine Mannschaft muss sich den Vorwurf gefallen lassen, den berühmten Sack zugeschnürt zu haben. Als Unions Keeper Christopher
Müller mit Nasenbeinbruch vom Feld musste und die Partie acht Minuten unterbrochen war, war allen klar, dass es an diesem Nachmittag länger dauern würde.
Unions Torwartdebütant Simon Appenroth hatte aber gleich seinen großen Moment. Sein Abwurf landete bei Tom Fränkel, der über den halben Platz lief und die Kugel zum Anschlusstreffer ins Tor nagelte (90.). Das weckte die Lebensgeister der Hausherren. Dann hatte die Familie Jurascheck ihren Auftritt.
Nach einem Freistoßpfiff des guten hessischen Referees Sascha Bauer an der Strafraumgrenze feuerte Töchterchen Clara ihren Papa lautstark an. Und Toni Jurascheck
knallte den ruhenden Ball über die Mauer in die Maschen und rannte mit der gesamten Union-meute im Schlepptau zu seiner kleinen Tochter und herzte sie inmitten der Spielertraube (90.+8). Danach hatten die Gäste sogar Glück, dass Union wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht noch das 3:2 gelang. „Ich bin immer noch enttäuscht, wie wir uns 80 Minuten vor unseren Fans präsentiert haben. Erst mit ‘Jura’ kam Schwung ins Offensivspiel, und dank der Moral in der Truppe haben wir uns einen glücklichen Punkt erzwungen“, sagte Unions unzufriedener, aber letztendlich doch glücklicher Trainer nach dem „gefühlten Sieg“.