Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Erinnerung an fast vergessenen Mühlhäuser
Liborious Wagner vor 50 Jahren selig gesprochen. Bischof kommt am Montag nach Mühlhausen
Mühlhausen. Die Stadt Mühlhausen und besonders die katholische Gemeinde St. Josef blickt am Sonntag, 24. März, auf einen besonderen Mann: Am 24. März 1974, vor 50 Jahren, wurde der in Mühlhausen geborene Liborius Wagner von Papst Paul VI. in Rom seliggesprochen. Zu dieser Ehre gekommene Christen dürfen besonders verehrt und Bildnisse von ihnen in Kirchen aufgestellt werden. Aus Anlass des Jubiläums der Seligsprechung kommt Bischof Ulrich Neymeyr am Montag, 25. März, nach Mühlhausen und feiert um 19 Uhr einen Festgottesdienst mit der Gemeinde.
Andreas Anhalt, Mühlhausens katholischer Pfarrer, erinnert: Nach dem Taufregister der Divi-blasiikirche wurde Liborius Wagner am 5. Dezember 1593 in der Kirche Divi Blasii getauft.
Sein Vater Paul wurde 1611 in den Rat der Freien Reichsstadt Mühlhausen gewählt. Als Schüler besuchte Liborius die Lateinschule seiner Heimatstadt, die er mit guten Ergebnissen in Latein, antiker Mythologie und Literatur abschloss.
Aufbauende Studien führten ihn nach Leipzig, Gotha, Straßburg und Würzburg. In der Würzburger Zeit konvertierte Liborius Wagner zum katholischen Glauben und wurde 1625 zum Priester geweiht.
Während seiner Zeit als Pfarrer in Altenmünster und Sulzdorf im
Fränkischen geriet er in die Konfessionsstreitigkeiten des dreißigjährigen Krieges und wurde im Dezember 1631 gefoltert. An den Folgen verstarb er am 9. Dezember.
Katholischer Pfarrer beerdigt auch evangelische Verstorbene
Der selige Liborius Wagner gilt als ein Märtyrer der Glaubens- und Gewissensfreiheit, weil er während der Folter seinen Gauben mit Bezug auf Jesus Christus nicht geleugnet hat. Auch könnte man ihn durchaus auch als einen Menschen und Christen mit ökumenischer Gesinnung betrachten.
Denn der Ort Altenmünster, wo er wohnte, war ein protestantisches
Dorf, und der Nachbarort Sulzdorf war katholisch. In Ermangelung eines evangelischen Pfarrers in dem Dorf Altenmünster wollte er auch für die evangelischen Christen da sein und hat sich ihnen nicht entzogen. So beerdigte er auch einige evangelische Christen auf dem Friedhof der katholischen Kirche.
Heute erinnert eine Bronzeplastik, die im Jahr 2014 von dem Röhner Künstler Klaus Metz geschaffen wurde, an den seligen Liborius Wagner in der St.-josefskirche in Mühlhausen.
Links und rechts an der Plastik hat der Künstler die Kirchtürme der Mühlhäuser Kirchen Divi Blasii und St. Josef eingefügt.