Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Der Osterhase darf doch kommen
Es gibt nichts Gutes außer man tut es, so Jürgen Albrecht. Nun profitieren zwei Kindergärten von seinem Einsatz
Es ist der lange Arm von Corona. Gleich zweimal musste Jürgen Albrecht damals kurz vor dem Osterfest sein Geschäft schließen. Damit blieb er auf Saisonware wie Tischdecken und Osterkörbchen sitzen. Nun hat der Inhaber des einstigen Erlebnishaus im Steinweg sein Lager verkleinert und will die Erinnerungsstücke an eine schwere Phase loswerden. „Das ist alles noch original verpackt und in einem Top-zustand“, betont er.
500 Artikel sind es seiner Schätzung nach. Darunter befinden sich einige Raritäten wie Tischdecken und andere Textilien aus Apolda. „Das ist der einzige Standort der einst großen Thüringer Textilindustrie“, betont der Mann aus Wuppertal, dem Mühlhausen längst zur zweiten Heimat geworden. Anfang der 90-er Jahre hatte er mit seinem Erlebnishaus zur Wiederbelebung der Innenstadt beigetragen. Aus Altersgründen hat der 70-Jährige den
Einzelhandel vor gut zwei Jahren aufgegeben.
Die Überlegung war nun ganz einfach. Seinen Restbestand bietet er am Gründonnerstag auf dem Ostermarkt an. Wem die Ware mitnimmt, der wirft einen Geldbetrag nach eigenen Ermessen in eine
Spendendose. „Wer Osterartikel im Wert von 10 Euro mit nach Hause nimmt, der gibt bestimmt einen Euro als Spende, oder mehr“, so Albrecht. Der Erlös kommt zwei Kindergärten von Awo und ASB zugute und Albrecht ist sich sicher, dass etwa 500 Euro zusammenkommen. So ist der Plan und mit dem wendete sich Jürgen Albrecht an die Stadtverwaltung.
Im Rathaus war man nicht gleich überzeugt von dem Konzept. Das Ordnungsamt verwies auf den besonderen Charakter des Ostermarkts und fragte nach einer Reisegewerbekarte. Die hat Jürgen Albrecht noch aus seinen Anfangstagen als Einzelhändler und die Reisegewerbekarte ist unbefristet gültig.
Aus dieser Zeit hat Albrecht auch noch einen Marktstand. „Ich hatte gar nicht vor, mit einem Bauchladen über den Ostermarkt zu ziehen“, betont er. Als Konkurrent zu anderen Marktbeschickern sieht er sich nicht. „Spendensammeln für kleine Kinder ist doch eindeutig ein Imagegewinn und wenn deswegen mehr Besucher kommen, dann ist es ein Gewinn für alle Beteiligten“, sagt er. Kindergärten können zusätzliches Geld für Sonderaktionen immer gebrauchen, fügt er hinzu.
Eine Woche E-mails versenden, telefonieren, Satzungen und Marktordnungen
studieren haben zum Erfolg geführt. Die Stadtverwaltung hat sich überzeugen lassen. Jürgen Albrecht und seine Lebensgefährtin Mario Riedel dürfen am Gründonnerstag österliche Deko- und Geschenkartikel an ihrem Stand auf dem Untermarkt kostenlos anbieten und dafür Spenden für die Kindergärten entgegennehmen.
Marion Riedel berichtet: „Erst haben wir extra Spendendosen bestellt, dann abbestellt und nun wieder geordert. Die sind rechtzeitig da.“Jürgen Albrecht will auf Nummer sicher gehen: „Die Spendenboxen sind durchsichtig und die Bescheinigung über die ordnungsgemäße Verwendung klemmen wir auf die Rückseite. Ordnung muss sein.“
Der Ostermarkt in Mühlhausen findet am 28. März von 9 bis 17 Uhr auf dem Untermarkt statt. Neben Kunsthandwerk und Artikel für den täglichen Bedarf werden auch Speisen und Getränke angeboten. Für Kinder gibt es besondere Aktionen.