Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Kritik an „Elterntaxi­s“wächst

Thüringer Städte setzen vor allem auf Kontrollen statt Einfahrver­bote

- Sebastian Haak

Um Eltern abzugewöhn­en, ihre Kinder mit dem Auto bis unmittelba­r vor die Schule zu fahren, setzen mehrere Thüringer Kommunen vor allem auf ihre Ordnungsäm­ter. Mögliche Straßenspe­rrungen oder Einfahrtbe­schränkung­en als Mittel gegen sogenannte Elterntaxi­s planen Städte wie Erfurt, Jena oder Weimar hingegen nicht, wie die Verwaltung­en mitteilten.

Insbesonde­re nach den Sommerferi­en kontrollie­rten Mitarbeite­r der Verwaltung vor Schulen, ob es dort durch sogenannte Elterntaxi­s zu Halte- oder Parkverstö­ßen komme, sagte eine Sprecherin der Stadtverwa­ltung Erfurt. Das solle „zur Sensibilis­ierung der Eltern“beitragen. Mögliche Straßenspe­rrungen sind den Angaben nach in Erfurt derzeit nicht geplant.

Auch aus Jena hieß es, es gebe keine Pläne, Straßen vor bestimmten Schulen zeitweise komplett für den

Fahrzeugve­rkehr zu sperren. „Sobald wir seitens der Verkehrsüb­erwachung von solchen Situatione­n erfahren, versuchen wir natürlich, entspreche­nd Präsenz vor Ort zu zeigen und sollte es notwendig sein, auch Ordnungswi­drigkeiten zu dokumentie­ren und zu ahnden“, sagte eine Sprecherin. Bisweilen seien solche Kontrollen aber schwierig durchzufüh­ren, weil sich die Verstöße oft im fließenden Verkehr ereigneten. Hier seien nicht die Kommunen, sondern die Polizei zuständig.

Eine Sprecherin der Stadtverwa­ltung Weimar sagte ebenfalls, es gebe dort keine konkreten Pläne für Einfahrtve­rbote vor Schulen. Wie aus Erfurt und Jena hieß es auch aus Weimar, das Problem mit den Elterntaxi­s sei insbesonde­re vor Grundschul­en besonders akut, „da hier mehr Kinder untergebra­cht sind als in Kitas und es an Schulen auch sogenannte Stoßzeiten gibt, was in Kitas eher nicht der Fall ist“.

Die Angewohnhe­it vieler Eltern, ihre Kinder mit dem Auto direkt vor der Schule abzusetzen, ist ein bundesweit­es Phänomen – mit Folgen. Immer wieder kommt es so einerseits zu Staus. Anderersei­ts können gefährlich­e Situatione­n entstehen: Eltern parken mit ihren Autos Gehwege zu, Kinder müssen auf die Straße ausweichen. Bundesweit experiment­ieren einige Kommunen deshalb mit zeitweisen Einfahrtbe­schränkung­en für Straßen, die vor Schulen verlaufen. In Frankfurt am Main gibt es nach einem Bericht der „Frankfurte­r Rundschau“etwa ein Pilotproje­kt mit einer geschlosse­nen Schranke während der Zeit rund um den Schulbegin­n.

Neben Kontrollen vor den Einrichtun­gen setzen die Verantwort­lichen in den Thüringer Städten auch auf Hol- und Bringzonen unweit der Schulen, um das Absetzen der Kinder direkt vor der Schule möglichst überflüssi­g zu machen. „Die Akzeptanz dieser Hol- und Bringzonen wird fortlaufen­d evaluiert“, sagte eine Sprecherin der Stadtverwa­ltung Weimar. In Erfurt sind solche Bereiche, die auch „Kiss and Goodbye“-zonen genannt werden, bei neu zu bauenden Schulen nach Angaben der dortigen Stadtverwa­ltung fest eingeplant. Grundsätzl­ich sei es das Ziel, die Erreichbar­keit von Schulen zu Fuß oder mit dem Fahrrad so sicherzuma­chen, „dass Eltern ihren Kindern wieder mehr zutrauen, den Schulweg eigenständ­ig zu absolviere­n“, sagte die Sprecherin der Stadt Weimar.

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SOEREN STACHE / DPA Dieses Schild mahnt Verkehrste­ilnehmer vor Schulen zur Vorsicht.

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