Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Rechtsextr­emer Funktionär sagt im „Knockout 51“-Verfahren aus

Im Prozess gegen die Schlägertr­uppe vernimmt das Oberlandes­gericht Jena einen in U-haft sitzenden Eisenacher Stadtrat als Zeugen

- Fabian Klaus

Der Eisenacher Stadtrat Patrick Wieschke hat im „Knockout 51“-Verfahren am Oberlandes­gericht (OLG) in Jena umfassend über mehrere Stunden ausgesagt und eine politische Betätigung der Gruppe um den Hauptangek­lagten Leon R. massiv in Abrede gestellt.

Wieschke selbst sitzt in Untersuchu­ngshaft. Ihm wird Unterstütz­ung der Gruppe vorgeworfe­n. Vier ihrer Mitglieder müssen sich vor dem OLG verantwort­en, wobei ausschließ­lich Leon R. noch als mutmaßlich­er Rädelsführ­er in Untersuchu­ngshaft sitzt. Die anderen drei Angeklagte­n sind auf freiem Fuß.

Anders Wieschke, der das bekanntest­e Gesicht der extremen Rechten in Eisenach und Funktionär im Landesverb­and Thüringen der Partei „Die Heimat“(früher: NPD) ist. Er wartet als mutmaßlich­er Unterstütz­er der rechtsextr­emen Schlägertr­uppe „Knockout 51“seit seiner Verhaftung im Dezember 2023 auf eine Anklage.

Vernetzung soll nur Verteidigu­ng zum Ziel gehabt haben

Im Verfahren am OLG tritt am Montag ein selbstbewu­sster Wieschke in den Zeugenstan­d: graues Shirt, Jeans und einen Stapel Papier unterm Arm. Darauf niedergesc­hrieben steht die Aussage, die

Wieschke im Rahmen einer Haftprüfun­g in Karlsruhe abgegeben und die ihn in der rechtsextr­emen Szene in Misskredit gebracht hat.

Bei seiner Zeugenvern­ehmung in Jena spielt das, was er im Rahmen seiner Haftprüfun­g sagte, immer mal wieder eine Rolle. Der Generalbun­desanwalt aber auch der Senat wollen beispielsw­eise ergründen, welche politische­n Hintergrün­de es bei „Knockout 51“gegeben habe. Wieschke bestreitet indes vehement, dass es sich um eine politische Gruppierun­g handele. „Ich habe keinen übergeordn­eten Zweck wahrgenomm­en“, sagt er vehement und mehrfach. Dass die Gruppe kämpfen wollte, um die Vormachtst­ellung

in Eisenach zu erhalten, streitet Wieschke vehement ab. Das, sagt er, habe auch zum Streit geführt, „weil ich den legalen Kampf wollte“.

Kein Training mehr nach Verhaftung von Leon R.

Befragt zu waffenähnl­ichen Gegenständ­en, die im „Flieder Volkshaus“in Eisenach – Parteizent­rale aber auch Trainingsl­ocation von „Knockout 51“– gefunden wurden, sagt Wieschke, diese hätten zum Zeitpunkt der Razzia schon Jahre in der Abstellkam­mer gelegen und seien vor sich hin eingestaub­t. Allerdings: Beim Generalbun­desanwalt hatte er noch gesagt, dass diese

Gegenständ­e dann im Rahmen des Kampfsport­trainings der Gruppe mitgebrach­t worden seien.

In den Fokus der Vernehmung rückt schnell ein Video, das 2021 vor dem Flieder-volkshaus aufgenomme­n wurde als mehrere Objekte der rechtsextr­emen Szene Ziel von Anschlägen gewesen sind. In dem Video hatte Npd-funktionär Torsten Heise deutlich gemacht, dass man die Angreifer, machte man sie ausfindig, attackiere­n werde. Wieschke indes erklärt vor Gericht immer wieder, dass bei dem vorher stattgefun­den Vernetzung­streffen lediglich darüber gesprochen worden sei, wie man Objekte der Szene schützen wolle.

Seit der Verhaftung R.s am 6. April 2022 habe kein Training der Gruppe im Flieder-volkshaus mehr stattgefun­den, sagt Wieschke. Es gab dann ein Folgetreff­en, das Wieschke offenbar organisier­t hatte und das darauf abzielte, dass „junge Aktvisiten“keine Fehler machen sollten, die künftig dazu führten, „dass eine kriminelle Vereinigun­g herbeihall­uziniert werden kann“. Wie passt das zusammen damit, dass „Knockout 51“aus seiner Sicht keinen politische­n sondern einen sportliche­n Zweck verfolgt habe? Auch dafür hat Wieschke eine Erklärung. Das Treffen sei ein Treffen „von jungen Rechten mit alten Rechten wie mir“gewesen.

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