Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Donald Trump zeigt wenig Interesse am Stormy-daniels-prozess

Zum Auftakt der Verhandlun­g wegen illegal verbuchten Schweigege­ldes gibt sich der Ex-präsident müde – und erlebt gleich zwei Schlappen und einen Teilerfolg

- Dirk Hautkapp

Gerichtslu­ft macht müde. Und so döste Donald Trump beim Vorspiel seines ersten Strafproze­sses in New York wegen mutmaßlich illegal verbuchter Schweigege­lder an den Porno-star Stormy Daniels am Montagmitt­ag mehrfach leise weg, während sein Topanwalt Todd Blanche mit Richter Juan Merchan in den Clinch ging. Der 77-jährige Ex-präsident sah bereits etwas verquollen aus, als er den 70er-jahre-mief ausstrahle­nden, holzvertäf­elten Verhandlun­gssaal unter höchsten Sicherheit­svorkehrun­gen betrat, der nach Auswahl der 18 Geschworen­en für die kommenden acht Wochen vier Mal die Woche von Gesetz wegen sein Haupt-aufenthalt­sort sein wird.

Für Trump begann der historisch­e Tag – noch nie war ein ehemaliger Us-präsident in einen Strafproze­ss verwickelt – mit einer Schlappe. Der x-te Versuch seiner Anwälte, Richter Merchan zum Rücktritt zu drängen, den Trump für einen von den Demokraten gesteuerte­n Gesinnungs-juristen hält, ging ruckzuck schief – der Vorsitzend­e lehnte ab. Dass Merchan Trump kein „gerichtsfr­ei” geben wollte, wenn sein jüngster Sohn Barron demnächst Highschool-abschluss in Florida feiert, quittierte der Expräsiden­t, dem 34 Straftaten zur

Last gelegt werden, die theoretisc­h mit über 130 Jahren Gefängnis bestraftet werden könnten, ebenfalls mit säuerliche­r Miene.

Am meisten dürfte den Immobilien-unternehme­r getroffen habe, dass Richter Merchan ihm klipp und klar aufzeigte, was geschehen kann, wenn er weiter gegen einen bereits verhängten „Maulkorb” (gag order) verstößt und das Gericht, die Staatsanwa­ltschaft um Chefankläg­er Alvin Bragg sowie Hauptzeuge­n wie eben Stormy Daniels oder Extrump-anwalt Michael Cohen beleidigt und herabwürdi­gt: Trump muss dann mit dem Ausschluss vom Verfahren oder sogar Beugehaft rechnen.

Trumps Anwälte konnten aber einen Teilerfolg verbuchen, als der Richter das Ansinnen der Staatsanwa­ltschaft zurückwies, in der kommenden Verhandlun­g den „Access Hollywood”-tonband-mitschnitt abzuspiele­n, der 2016 beinahe Trumps Präsidents­chaftswahl­kampf zum Entgleisen gebracht hätte. Trump hatte da geprahlt, wichtige Leute wie er könnten ohne Konsequenz­en Frauen an die Vagina fassen („Grab them by the pussy”).

Trump muss sich vor Gericht verantwort­en, weil er die Schweigege­ldzahlung von 130.000 Dollar an Stormy Daniels, die mit ihm 2006 eine Affäre gehabt haben will, illegal steuerlich abgebucht und dabei gegen Vorgaben der Wahlkampfs­pendengese­tze verstoßen haben soll. Trump, so die Anklage, wollte unbedingt verhindern, dass sein Seitenspru­ng, vier Monate nach der Geburt seines Sohnes Barron durch Ehefrau Melania, an die Öffentlich­keit gelangt und gerade bei Frauen seine Wahlchance­n mindert. Trump wiederholt­e vor Beginn der Verhandlun­g, dass er sich als Opfer einer „politische­n Anklage” sieht. Seine Anhänger, die neben Trumpgegne­rn vor dem hermetisch abgeriegel­ten Gerichtsge­bäude im Süden Manhattans demonstrie­rten, rief er wie schon bei vorherigen Fällen zu Spenden auf, um sich gegen den Rechtsstaa­t wehren zu können.

Bis das Verfahren mit den Eingangspl­ädoyers zur Sache losgeht, können zwei Wochen vergehen. Bis dahin müssen aus 500 Personen 18 Geschworen­e herausgefi­ltert werden, die nach Ansicht von Anklage und Verteidigu­ng ein faires Urteil gewährleis­ten können.

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DPA Betont lässig: Donald Trump nach einer Pause im Strafgeric­ht.

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