Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Ein nostalgischer Kindheitstraum
Warum sich ein Besuch der „Schatzinsel“am Geraer Puppentheater lohnt
Gera. Von Kapitän Smollett (Gerda Pethke) ist nur das Gesicht zu sehen. Seine Augen wandern aufgeregt hin und her. Sein Mund bewegt sich mechanisch wie der Kiefer eines Nussknackers. Sein holzschnittartiger Kopf erscheint über der kleinen Puppentheaterszenerie, in der sich gerade Gutsherr Trelawney (Sven Tillmann) und Arzt Livesey (Steffi König) vor den Bullaugen der „Hispaniola“zu einer Unterredung zusammengefunden haben. Smollett ist in Sorge: Seine Mannschaft wisse von einer Schatzkarte, die die Schiffsführung mitführe, und man könne froh sein, wenn man am Ende mit dem Leben davonkomme. Während Kapitän Smollett seinen Unmut äußert, bewegen sich rundherum bedrohlich Meereswellen.
Es sind Projektionen, die auf die Puppentheaterbühne geworfen werden und die den magischen Anschein einer Trickfilm-vorstellung erwecken. Die neue Puppentheaterwa
Inszenierung am Theater Altenburg-gera versprüht einen künstlerisch feinsinnigen Zauber. Regisseur Frank Alexander Engel lässt in seiner Interpretation von Robert Louis Stevensons „Schatzinsel“die Ästhetik vergangener Abenteuerromane auferstehen. Düster und wunderbar raubeinig erzählt er vom jungen Jim Hawkins (Gerda Pethke), der vom sterbenden Seemann Bill Bones eine Schatzkarte erbt. Auf einer Insel hat der legendäre Pirat Captain Flint seinen Goldschatz vergraben. Gemeinsam mit Arzt Livesey und Gutsherr Trelawney sticht Jim in See, um die Seeräuberbeute zu finden. Doch bald wird klar, dass sich unter die angeheuerte Crew auch Flints alte Piraten-besatzung gemischt hat. Koch Long John Silver (Steffi König) scheint dabei ein doppeltes Spiel zu spielen …
Fantasiereiche einzigartige Bilderwelten
Regisseur Engel schildert den Abenteuerklassiker aus dem Jahr 1881 mit verschiedenen Flachfiguren. Hauptsächlich kommen charakterstarke zweidimensionale Gliederpuppen (Puppenbau: Beatrice Baumann) zum Einsatz, die alten Buchillustrationen entlehnt zu sein scheinen. Doch immer wieder wechseln die Puppenspieler auch auf überlebensgroße Flachmasken oder weiße Flachfigürchen, die et
die Schatzsuche vor Ort illustrieren.
Das Bühnenbild in der Geraer Bühne am Park entspricht vor allem einer dunkel-hölzernen Wand, in die die kleine Puppenbühne sowie mehrere Türchen eingelassen wurden. Darüber hinaus visualisieren Live-kreidezeichnungen der wandlungsfähigen Puppenspieler die Handlungsorte.
Frank Alexander Engel findet für Stevensons „Schatzinsel“grandiose, einzigartige fantasiereiche Bilder, die nostalgische Gefühle wecken. Man glaubt sich zurückversetzt in die Kindheit, als man sich mit der Taschenlampe unter der Bettdecke heimlich in schaurig aufregende Buchabenteuer träumte. Ein großes optisches Ereignis.
Die nächsten Vorstellungen: am Dienstag, 16. April, 10 Uhr; Mittwoch, 17. April, 10 Uhr; Freitag, 26. April, 18 Uhr; Sonntag, 28. April, 18 Uhr; Montag,
29. April, 10 Uhr; Dienstag, 30. April, 10 Uhr; Mittwoch, 1. Mai, 16 Uhr; jeweils Bühne am Park Gera