Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Corona-nachwehen und gute Geschäfte
Die Anhebung der Mehrwertsteuer trifft die Gastwirte im Unstrut-hainich-kreis unterschiedlich stark
Unstrut-hainich-kreis. Die Anhebung der Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants auf 19 Prozent hat Auswirkungen auf die Gastronomie im Unstrut-hainich-kreis: Einige Gastwirte haben ihre Preise erhöht. Die Gästezahlen scheinen davon bisher aber nur wenig beeinflusst zu werden.
Unglücklich mit der Wieder-anhebung der Steuer ist Steffi Kleinsteuber, Chefin vom Gasthaus „Zum Braunen Hirsch“in Kammerforst. „Das ist schon frech. Wir haben uns so durch Corona gekämpft und jetzt bleibt es immer noch schwierig. Wir haben gehofft, dass wir weiter entlastet werden.“
Der Mehrwertsteuersatz war während der Corona-pandemie vorübergehend auf sieben Prozent abgesenkt worden, um die Gastronomie zu entlasten. Im Januar wurde er wieder auf die regulären 19 Prozent angehoben.
Gasthaus hat immer noch Probleme wegen Corona
Schon vorher warnten Gastwirte und der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband vor Preiserhöhungen und Umsatzeinbußen für die Branche und forderten eine dauerhafte Senkung des Steuersatzes auf sieben Prozent - bisher ohne Erfolg.
Für ihr Gasthaus bedeute die Anhebung eine finanzielle Belastung, sagt Steffi Kleinsteuber: „Wir haben immer noch Probleme wegen Corona.“Sie habe die Steuererhöhung eins zu eins auf die Preise umlegen müssen.
Und das, obwohl sie die Preise eigentlich nicht erhöhen wolle, damit auch Familien sich das Essen weiterhin leisten können. Ein wenig merke man schon, dass gerade Familien mit mehreren Kindern weniger auswärts essen würden.
Auch der Bad Langensalzaer Gastronom Toni Hyseni, der unter anderem das Harth-haus und die Villa Italia betreibt, merkt, dass Familienfeiern kleiner geworden seien. Insgesamt sei aber alles nicht so schlimm gekommen, wie man gedacht habe. „Ende des Jahres war teilweise richtig Panik bei den Gästen da, ob ab Januar alles viel teurer wird. Das ging dann aber wieder zurück.“Er habe die Preise noch nicht
erhöht, die Stabilisierung der Preisentwicklung bei Lebensmitteln habe geholfen. Langfristig müssten sie aber angepasst werden.
In der Gaststätte Nottertal in Körner haben viele Gäste nach Preiserhöhungen gefragt. „Ich fände das unfair“, sagt Mike Haupt, Chef der Gaststätte. „Wenn man bei den sieben Prozent die Preise nicht abgesenkt hat, wäre es Abzocke, sie jetzt deshalb zu erhöhen.“
Im Laufe des Frühjahrs habe er Preise allerdings wegen steigenden Kosten erhöht, aber nicht im Zusammenhang mit der Steuer. Die ersten Monate des Jahres seien wie immer ein wenig ruhiger gewesen, aber er spürt keinen merklichen Rückgang bei den Gästen, sagt Haupt.
Marco Fongern vom Brauhaus „Zum Löwen“in Mühlhausen hat einen anderen Blick auf die ermäßigte Mehrwertsteuer während Corona: „Man hat sich das Geld ja nicht in die eigene Tasche gesteckt. Die Auswirkungen von Corona sind teilweise immer noch spürbar.“
Im Brauhaus wurden zum Jahresbeginn die Preise erhöht, dies sei aber nicht direkt auf die Steuererhöhung zurückzuführen. „Wir machen jedes Jahr unsere Kalkulation und da gehen alle Kosten hinein, nicht nur die Steuern, sondern zum Beispiel
auch Energie- und Lieferkosten“, so Fongern.
Bei den Gästen bemerke er kaum Zurückhaltung. Vielmehr könne man einen Nachhol-effekt sehen, viele seien jetzt großzügiger als vor der Pandemie. Selbst in den Wintermonaten, die früher ruhiger gewesen seien, kämen mittlerweile viele Gäste.
In der Ratswaage in Bad Langensalza ist von schwindenden Gästezahlen ebenfalls nichts zu merken, so Inhaber Martin Braun. Der März sei überragend gewesen, das Geschäft besser gelaufen als im Winter vor Corona. Er vermutet aber Unterschiede bei den verschiedenen Preissegmenten: „Im mittleren Segment, da könnte eingebüßt werden. Die etwas teurere Küche leidet eher nicht.“
Braun sagt, man habe die Preise nach der Erhöhung bei den meisten Gerichten angepasst, da die Kalkulation sonst nicht funktioniere. Es seien aber nicht alle Preise gestiegen. Bei manchen Gästen bemerke man ein wenig Zurückhaltung. „Aber viele wollen sich etwas Gutes leisten.“Fleisch und Fisch würden sogar mehr bestellt als zuvor.
Wir haben seit Frühjahr 2022 durchweg eine gute Saison Marco Fongern Inhaber Brauhaus Zum Löwen