Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Weniger Sozialarbeiter in Schulen der Region
Drei Einrichtungen aus dem Unstrut-hainich-kreis verlieren Pädagogen. Sonderweg für Schule in Aschara
Unstrut-hainich-kreis. Mit dem neuen Schuljahr wird es weniger Sozialarbeiter an den Schulen im Landkreis Unstrut-hainich geben. Schuld daran ist das Geld. „Die Stellen der Schulsozialarbeiter werden komplett vom Land Thüringen finanziert. Und das hat sein Budget nicht in dem Maße erhöht, dass alle Tarifsteigerungen ausgeglichen werden“, sagt Katrin Vogler; sie ist beim Landratsamt die Leiterin des Fachdienstes Jugend und Bildung.
Der Unstrut-hainich-kreis erhält für die Schulsozialarbeit in diesem Jahr 1,4 Millionen Euro. Damit lässt sich Schulsozialarbeit an 19 Schulen finanzieren.
Drei Schulen, an denen in der Vergangenheit Schulsozialarbeiter, die über freie Träger angestellt sind, gewirkt haben, wurden nun nicht mehr bedacht: das Gymnasium Großengottern, das Gymnasium innerhalb des Evangelischen Schulzentrums in Mühlhausen sowie die Regelschule in Weberstedt.
Quasi als Nachrücker wurde die Gemeinschaftsschule in Aschara mit einem Schulsozialarbeiter bedacht. Und dabei handelt es sich um ein Novum. Sind alle anderen stellen vom Land finanziert, so springt hier nun erstmals der Landkreis ein. Das beschlossen die Mitglieder des Kreistages auf ihrer jüngsten Sitzung. Der Unstrut-hainich-kreis stellt für die Schulsozialarbeit in Aschara in diesem Jahr 38.000 Euro bereit und im kommenden Jahr dann die doppelte Summe. Der Grund für die unterschiedliche Höhe des Geldes: In diesem Jahr müssen nur sechs Monate, die zwischen Juli und Dezember, finanziert werden, im kommenden Jahr dann die komplette Zeit von zwölf Monaten.
Fehlerhafter Antrag der Schule vom Kreistag ausgebessert
Jane Croll hatte auf der Kreistagssitzung vom März eine gemeinsame Beschlussvorlage von Kreisverwaltung CDU, SPD und FDP eingebracht, die die Finanzierung dieser Stelle vorsah. Grund für diesen erstmals gewählten Weg sei ein fehlerhafter erster Antrag der Gemeinschaftsschule gewesen. Der sollte nun, mithilfe vom Geld des Landkreises, aus dem Weg geräumt werden.
Schulleiter Ronny Dobeneck ist froh darüber, dass sich sein Intervenieren gelohnt hat. Die Schule hatte falsche Daten an die Verwaltung geliefert. „Doch wir haben Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarf.
Die Schülerzahlen steigen. Und unsere Schulsozialarbeiterin kümmert sich um unsere zwei Schulschwänzer, macht Anti-mobbing-projekte.“Auch als Dorfschule ist man eben nicht frei von Problemen und steht auch vor der Aufgabe, Kinder mit Migrationshintergrund integrieren zu müssen. Zwölf sind es nach Aussage von Dobeneck derzeit; mit dem neuen Schuljahr werden insgesamt mehr als 360 Jungen und Mädchen an der Schule lernen. 50 davon in Klasse 5. Man habe interessierte Schüler ablehnen müssen, denn die Kapazität ist erschöpft.
In 19 Schulen sind auch ab Juli weiter Schulsozialarbeiter im Einsatz. Wenn das Land weiteres Geld bereitstellt, ist nach Aussage von Doreen Ortmann, die für die Kreisverwaltung die Schulsozialarbeit koordiniert, die Regelschule in Weberstedt der erste Nachrücker.
Mit der Schulsozialarbeit betraut wurden erneut der Evangelische Kirchenkreis Mühlhausen, die Katholische Arbeitnehmerbewegung (KAB) in Mühlhausen sowie der Verein Zwiwel (Zwischenwelten) in Bad Langensalza.
Die Gemeinschaftsschule in Aschara kann Nina Stelzer als ihre
Schulsozialarbeiterin behalten. Sie unterstützt Arbeitsgemeinschaften, unterbreitet eigene Angebote auch in den Pausen, ist Ansprechpartnerin, auch bei akuten Problemen.
Und das sowohl für die Schüler als auch für die Eltern, aktuell gerade in der Vorbereitung auf die Abschlussprüfungen und die Suche
nach einer Ausbildung. „Nicht alle Schüler finden in ihren Elternhäusern die Unterstützung, die sie brauchen.“
Zuschuss vom Land gleich, trotz gestiegener Personalkosten
Die Neuverteilung der Schulsozialarbeiter aufgrund der gestiegenen Personalkosten bei nahezu gleich gebliebener Landeszuweisung hat der Unterausschuss des Jugendhilfeausschusses übernommen. Der Jugendhilfeausschuss hat letztlich diesen Vorschlag mitgetragen. „Wir im Unstrut-hainich-kreis sind eben nicht in der finanziellen Situation wie beispielsweise der Eichsfeldkreis, mal schnell ein Defizit von 1 Million Euro auszugleichen und die Lücke in der Schulsozialarbeit selbst zu finanzieren“, sagt Katrin Vogler.
Wer letztlich einen Sozialarbeiter erhält, das sei mithilfe einer Matrix vergeben worden. Man habe als Kreisverwaltung die Schulen und das Staatliche Schulamt abgefragt nach der Schülerzahl, der Zahl der Migranten, und der Kinder, die sonderpädagogisch betreut werden müssen, nach Fehltagen. Die schlechtesten Werte weisen das staatliche Förderzentrum An der
Salza, die Grundschule Hufeland (beide in Bad Langensalza) die Grundschule Großengottern, die Regelschule Wiebeck in Bad Langensalza, die Pestalozzischule, die Forstbergschule, die Martinischule und das Bildungszentrum Handel/ Gewerbe/freie Berufe (alle in Mühlhausen) auf. Die wenigsten Probleme scheint es, zumindest der angewandten Matrix zufolge, am Gymnasium in Großengottern, an der Thepra-grundschule Bad Langensalza, an der Regelschule in Ammern, der Grundschule in Katharinenberg sowie den Gymnasien in Lengenfeld/stein und in Schlotheim zu geben.
Schön wäre so viel Geld, dass alle Schulen, die einen Schulsozialarbeiter wollen, auch einen bekommen Doreen Ortmann, koordiniert für den Unstrut-hainich-kreis die Schulsozialarbeit
Verstärkter Einsatz der Sozialarbeiter an Grundschulen
Den Schwerpunkt habe man bewusst auf die Grundschulen gelegt. Dort, eigentlich schon im Kindergarten, beginnen Bildungsbiographien begründet Vogler. Es besteht die Gefahr, dass beispielsweise Schulschwänzerei, die in den ersten Schuljahren noch mit einem Entschuldigungszettel der Eltern legitimiert wird, sich im weiteren Schulleben manifestiert. Der Plan für den Einsatz der Schulsozialarbeiter gilt bis 2027.