Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Schwertkun­st und Männer in schwarzen Hosenröcke­n

Eintauchen in die Stille, wo sonst der Bundesliga-handball tobt: Iaido, Japans Schwertkun­st, will Bad Langensalz­a erobern

- Claudia Bachmann

In der Salzahalle, in der sonst der Bundesliga-handball tobt, dominieren plissierte Hosenröcke mit weit geschnitte­nen Beinen. Dazu, ebenfalls in Schwarz, das Oberteil. Schuhe? Fehlanzeig­e. Es herrscht Ruhe, wenn sie trainieren, die Vertreter der japanische­n Schwertkun­st.

Sie sind eine Rand-erscheinun­g im deutschen Sport und im Thüringer erst recht. Rund 500 Menschen sind es, die im deutschen Iaido-verband organisier­t sind. Darunter sind etwa 30 aus dem Mitteldeut­schen Verband, zu dem auch Thüringen zählt. Doch die Zahl der Thüringer, die sich dieser Art der japanische­n Schwertkun­st verschrieb­en hat, sie lässt sich an einer Hand abzählen.

Zwei davon kommen aus dem Raum Bad Langensalz­a: Matthias Herty und Kajo Hackensell­ner. Der ist erst 14 und geht in die neunte Klasse der Gemeinscha­ftsschule in Tonna. Seit gut einem Jahr erlernt er bei Herty die Kampfkunst. Japan fasziniert ihn und das große Thema Schwerter.

Mini-abteilung beim SV Empor Bad Langensalz­a

Die Mutter erfuhr von der Abteilung Iaido beim SV Empor Bad Langensalz­a. Und der Sohn fand schnell Gefallen an der ungewöhnli­chen Sportart, die in schwarzen Kampfkutte­n ausgeübt wird. Es ist eine Art Formenlehr­e, der Kampf mit einem imaginären Gegner.

Ruhig geht es zu, als am Wochenende in Bad Langensalz­as Salzahalle gut 90 dieser Kampfkünst­ler zusammenko­mmen.

Diese Ruhe gefällt ihm und auch die Geduld, die Ulrike Prib aufbringt, um den Anfängern

die Feinheiten zu vermitteln. Prib selbst ist Trägerin des 6. Dan. Andere der dort übenden

Gruppen sind schon weiter. Für die Mitglieder der Nationalma­nnschaft geht es darum, sich auf weitere Wettkämpfe

vorzuberei­ten. Für Kajo dagegen um das Ablegen des ersten Kyus. Das soll im Sommer passieren. Matthias Herty hingegen, will ebenfalls im Sommer, seinen 5. Dan ablegen. All das muss vorbereite­t sein. „Man sagt, wenn man vom vierten in den fünften Dan aufsteigen will, braucht es vier Jahre, vom fünften zum sechsten dann fünf Jahre. Der Weg ist lang.“

Fußball, so sagt Kajo, das sei nun gar nicht sein Ding. Und während er beim Iaido die Disziplin genießt und dass Körper und Geist gefordert werden, so erlebt er „Action dann eben beim Spiel am Computer“.

Wer sich dieser Sportart verschreib­t, der ist nicht selten auf der Suche nach der inneren Mitte. „Manche gehen dazu in die Natur, mein Sohn halt in die Sporthalle“, sagt Kajos Vater.

Zufall ebnet Kontakt zur Sportart

Matthias Herty kam dagegen eher durch Zufall zu der Sportart, die ihn nun seit 20 Jahren begleitet: Eigentlich wollte er in Coburg, wo er einige Jahre gelebt hat, Kendo betreiben. Das gab es nicht, und so kam er in Kontakt mit Iaido.

Mehrere Schwerter nennt er inzwischen sein Eigen. In Bad Langensalz­a, zum Bundeslehr­gang, wird geübt mit stumpfen Waffen. „Es ist auch nicht das Ziel, einen anderen zu verletzten. Wir haben im Wettkampf auch immer nur einen imaginären Gegner.“Aber ein Schwert sei eine teure Angelegenh­eit. Zwischen 800 und 1000 Euro müsse man für eine solche, stumpfe, Waffe hinlegen. Herty, kürzlich mit dem Team des mitteldeut­schen Verbandes Dritter der deutschen Meistersch­aft geworden, findet Iaido „körperlich nicht so anstrengen­d“, aber dennoch kräftige es die Muskulatur und lindere, in seinem Fall, die Rückenbesc­hwerden. Dass er ausgerechn­et bei Empor Bad Langensalz­a seine sportliche Heimat gefunden, das habe familiäre Gründe: Mutter, Großmutter und Urgroßmutt­er seien dort sportlich unterwegs gewesen und sind es noch. Und die Affinität zum Sport, die hat er auch vom Großvater: Hans-jürgen Pohl war Sportlehre­r an der Erweiterte­n Oberschule in Bad Langensalz­a.

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Vermittelt Anfängern die Feinheiten der japanische­n Kampfkunst: Ulrike Prib gehörte zu den Leitern des Lehrgangs.
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CLAUDIA BACHMANN (3) Es herrscht Ruhe, wenn die Vertreter der japanische­n Schwertkun­st trainieren.
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Matthias Herty brachte die Schwertkun­st nach Bad Langensalz­a.

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