Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Schwertkunst und Männer in schwarzen Hosenröcken
Eintauchen in die Stille, wo sonst der Bundesliga-handball tobt: Iaido, Japans Schwertkunst, will Bad Langensalza erobern
In der Salzahalle, in der sonst der Bundesliga-handball tobt, dominieren plissierte Hosenröcke mit weit geschnittenen Beinen. Dazu, ebenfalls in Schwarz, das Oberteil. Schuhe? Fehlanzeige. Es herrscht Ruhe, wenn sie trainieren, die Vertreter der japanischen Schwertkunst.
Sie sind eine Rand-erscheinung im deutschen Sport und im Thüringer erst recht. Rund 500 Menschen sind es, die im deutschen Iaido-verband organisiert sind. Darunter sind etwa 30 aus dem Mitteldeutschen Verband, zu dem auch Thüringen zählt. Doch die Zahl der Thüringer, die sich dieser Art der japanischen Schwertkunst verschrieben hat, sie lässt sich an einer Hand abzählen.
Zwei davon kommen aus dem Raum Bad Langensalza: Matthias Herty und Kajo Hackensellner. Der ist erst 14 und geht in die neunte Klasse der Gemeinschaftsschule in Tonna. Seit gut einem Jahr erlernt er bei Herty die Kampfkunst. Japan fasziniert ihn und das große Thema Schwerter.
Mini-abteilung beim SV Empor Bad Langensalza
Die Mutter erfuhr von der Abteilung Iaido beim SV Empor Bad Langensalza. Und der Sohn fand schnell Gefallen an der ungewöhnlichen Sportart, die in schwarzen Kampfkutten ausgeübt wird. Es ist eine Art Formenlehre, der Kampf mit einem imaginären Gegner.
Ruhig geht es zu, als am Wochenende in Bad Langensalzas Salzahalle gut 90 dieser Kampfkünstler zusammenkommen.
Diese Ruhe gefällt ihm und auch die Geduld, die Ulrike Prib aufbringt, um den Anfängern
die Feinheiten zu vermitteln. Prib selbst ist Trägerin des 6. Dan. Andere der dort übenden
Gruppen sind schon weiter. Für die Mitglieder der Nationalmannschaft geht es darum, sich auf weitere Wettkämpfe
vorzubereiten. Für Kajo dagegen um das Ablegen des ersten Kyus. Das soll im Sommer passieren. Matthias Herty hingegen, will ebenfalls im Sommer, seinen 5. Dan ablegen. All das muss vorbereitet sein. „Man sagt, wenn man vom vierten in den fünften Dan aufsteigen will, braucht es vier Jahre, vom fünften zum sechsten dann fünf Jahre. Der Weg ist lang.“
Fußball, so sagt Kajo, das sei nun gar nicht sein Ding. Und während er beim Iaido die Disziplin genießt und dass Körper und Geist gefordert werden, so erlebt er „Action dann eben beim Spiel am Computer“.
Wer sich dieser Sportart verschreibt, der ist nicht selten auf der Suche nach der inneren Mitte. „Manche gehen dazu in die Natur, mein Sohn halt in die Sporthalle“, sagt Kajos Vater.
Zufall ebnet Kontakt zur Sportart
Matthias Herty kam dagegen eher durch Zufall zu der Sportart, die ihn nun seit 20 Jahren begleitet: Eigentlich wollte er in Coburg, wo er einige Jahre gelebt hat, Kendo betreiben. Das gab es nicht, und so kam er in Kontakt mit Iaido.
Mehrere Schwerter nennt er inzwischen sein Eigen. In Bad Langensalza, zum Bundeslehrgang, wird geübt mit stumpfen Waffen. „Es ist auch nicht das Ziel, einen anderen zu verletzten. Wir haben im Wettkampf auch immer nur einen imaginären Gegner.“Aber ein Schwert sei eine teure Angelegenheit. Zwischen 800 und 1000 Euro müsse man für eine solche, stumpfe, Waffe hinlegen. Herty, kürzlich mit dem Team des mitteldeutschen Verbandes Dritter der deutschen Meisterschaft geworden, findet Iaido „körperlich nicht so anstrengend“, aber dennoch kräftige es die Muskulatur und lindere, in seinem Fall, die Rückenbeschwerden. Dass er ausgerechnet bei Empor Bad Langensalza seine sportliche Heimat gefunden, das habe familiäre Gründe: Mutter, Großmutter und Urgroßmutter seien dort sportlich unterwegs gewesen und sind es noch. Und die Affinität zum Sport, die hat er auch vom Großvater: Hans-jürgen Pohl war Sportlehrer an der Erweiterten Oberschule in Bad Langensalza.