Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Wann sich der teure Heizungsta­usch lohnt

Eine neue Anlage kostet schnell einen fünfstelli­gen Betrag. Was für den Wechsel spricht und welche Fördermitt­el es gibt

- Sandra Duy Dieser Beitrag erscheint in Kooperatio­n mit finanztip.de. Der Geld-ratgeber für Verbrauche­r ist Teil der gemeinnütz­igen Finanztip-stiftung.

Das Gebäudeene­rgiegesetz schreibt für besonders ineffizien­te Heizungsty­pen eine Austauschp­flicht vor. Aber auch bei modernen Öl- und Gasheizung­en lohnt sich der Austausch, wenn sie in die Jahre gekommen sind. Entscheide­nd ist hierbei der Wirkungsgr­ad der Heizung: Wie viel Brennstoff müssen Sie reinstecke­n, um die benötigte Heizenergi­e zu erhalten? Je niedriger der Wirkungsgr­ad ist, desto mehr zahlen Sie bei den Heizkosten drauf.

Wann das Heizsystem veraltet ist

Bei besonders alten und ineffizien­ten Heizungen, den sogenannte­n Konstantte­mperaturke­sseln, liegt der Wirkungsgr­ad bei gerade einmal 70 Prozent. Das bedeutet, dass für 100 Kilowattst­unden an Erdgas oder Heizöl nur 70 Kilowattst­unden Heizenergi­e erzeugt werden. Der Rest verpufft ungenutzt. Das liegt unter anderem daran, dass die Temperatur in diesen Kesseln konstant hoch ist und nicht reguliert wird – unabhängig davon, wie viel Wärme eigentlich benötigt wird.

Der Austausch solcher Kessel lohnt sich eigentlich immer und das Gebäudeene­rgiegesetz schreibt den Austausch auch vor, sobald diese Kessel das stolze Alter von 30 Jahren erreicht haben. Aber auch moderne Heiz- und Brennwert-techniken wie Niedertemp­eraturkess­el kommen irgendwann in die Jahre. Deren Wirkungsgr­ad

liegt zwar in der Regel bei über 80 oder 90 Prozent, doch laut dem Bundesverb­and des Schornstei­nfegerhand­werks sind etwa sieben Millionen Gas- und Ölheizunge­n seit mehr als 20 Jahren in Betrieb.

Damals galt beim Einbau der Grundsatz: Lieber etwas mehr Power. In Bezug auf die Effizienz ist das aber kein guter Ansatz. Die Leistung der Heizungsan­lage und die benötigte Wärmemenge sollten aufeinande­r abgestimmt sein, sonst wird viel Brennstoff verschwend­et. Auch deswegen lohnt sich der Austausch von in die Jahre gekommener Heiztechni­k.

Die Technik muss zum Haus passen

Beim Wechsel der Heizungsan­lage ist es wichtig, dass die neue Technik auch zum Haus passt. Jedes Haus muss individuel­l betrachtet werden: Wie ist es gedämmt, welche Vorlauftem­peraturen werden benötigt, wie viel Platz ist für die Heizung da? Je nachdem kommen seit der Änderung des Gebäudeene­rgiegesetz­es unterschie­dliche Heizungste­chnologien infrage. Von der Wärmepumpe über die Pelletheiz­ung bis zum Fernwärmea­nschluss ist vieles möglich.

Wer plant, das Haus in den nächsten Jahren energetisc­h auf Vordermann zu bringen, kann auch vorerst auf eine Hybridheiz­ung setzen. Da wird die alte Heizungsan­lage um eine Wärmepumpe ergänzt, die den Großteil der Arbeit übernimmt. Die alte Gas- oder Ölheizung schaltet sich nur dazu, wenn der Wärmebedar­f gerade besonders hoch ist – und nach den Sanierungs­maßnahmen schafft die Wärmepumpe das dann allein.

Jetzt hohe Fördermitt­el mitnehmen

Seit diesem Jahr gibt es für den Heizungsta­usch darüber hinaus besonders hohe Fördersätz­e. Bis zu 70 Prozent oder maximal 23.500 Euro an Zuschüssen für die neue Heizung sind möglich – wenn man alle Förderungs­kriterien erfüllt. Bis 2028 kann sich jeder Eigenheimb­esitzer, der eine alte Heizung austauscht, einen

Zuschuss von bis zu 50 Prozent sichern.

Dieser Fördersatz setzt sich aus der Grundförde­rung und dem Geschwindi­gkeitsbonu­s zusammen, wobei maximal Investitio­nskosten von 30.000 Euro berücksich­tigt werden. Ab 2028 sinkt der Geschwindi­gkeitsbonu­s beim Austausch alle zwei Jahre um drei Prozent.

Heizungen nicht sinnlos rauswerfen

Trotzdem sollten nicht vorschnell Heizungen rausgeworf­en werden, nur um den vollen Fördersatz nutzen zu können. Eine Heizung, die erst wenige Jahre auf dem Buckel hat und einwandfre­i funktionie­rt, darf weiterlauf­en – und sollte es auch. Denn ein verfrühter Tausch lohnt sich weder betriebswi­rtschaftli­ch noch hilft er dem Klima.

Wer die Möglichkei­ten hat, steckt vorerst lieber Zeit und Geld ins Haus, um hier auch mit schon einfachen und oft günstigen Maßnahmen die Energieeff­izienz zu verbessern: Die oberste Geschossde­cke oder die Kellerdeck­e dämmen und freiliegen­de Heizungsro­hre isolieren. Auch die Dämmung der Fassade oder der Fenstertau­sch bringen Einsparung­en – und die Heizung der Zukunft kann entspreche­nd kleiner ausfallen.

 ?? STOCK.ADOBE.COM ?? Ist ihr Wirkungsgr­ad niedrig, lohnt sich selbst bei modernen Heizungen ein Austausch.
STOCK.ADOBE.COM Ist ihr Wirkungsgr­ad niedrig, lohnt sich selbst bei modernen Heizungen ein Austausch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany