Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Thüringend­erby im Dreierpack

Erfurts Volleyball­erinnen wollen nach dem Rückzug zurück in die erste Liga. Sie wird anders sein

- Steffen Eß

Zwei Siege noch. Erfurts Volleyball­erinnen stehen vor einem historisch­en Erfolg. Als erster Meister der im vergangene­n Sommer ins Leben gerufenen zweiten Bundesliga Pro stehen sie fest und können als ungeschlag­enes Team ein besonderes Stück Volleyball-geschichte schreiben. Zwei Partien stehen aus. Und der Weg soll weiter nach oben führen, zurück in die erste Liga.

Präsident Michael Panse und Geschäftsf­ührer Florian Völker erklärten am Montag in einer Medienrund­e auf der ega, dass Schwarz-weiß bis zum Stichtag 2. Mai eine Erstliga-lizenz beantragt. Damit kehren die Erfurter ein Jahr nach ihrem Rückzug in die Eliteliga zurück.

Die Euphorie, die sich angesichts des so kaum zu erwartende­n Siegeszuge­s breitmacht, ist ein tragender Aspekt gewesen, weshalb der Verein das Aufstiegsr­echt wahrnehmen möchte. Darüber hinaus begründete­n beide den Entschluss mit einem wirtschaft­lichen Vorankomme­n.

Vor allem aufgrund von finanziell­en Aspekten hatte der Club seinerzeit seinen Rückzug erklärt. „Die Situation im Verein und auch in der ersten Bundesliga hat sich für uns verändert“, sagte Völker. Verbindlic­hkeiten infolge von sieben schweren Jahren Erstliga-zugehörigk­eit mit einem immerfort auf Kante genähten Etat seien abgebaut worden. Und vor allem ist es gelungen, Förderer hinzuzugew­innen.

Das stärkste Argument aber liefert die sportliche Entwicklun­g der Mannschaft in der zweiten Liga Pro. „Wir haben einen Kader, der aus talentiert­en deutschen Spielerinn­en besteht, und von dem wir denken, dass er zu 50 Prozent in der ersten Liga standhalte­n kann“, stützt sich Völker auf die Leistung der Spielerinn­en ums Trainer-duo Mateusz Zarczynski/rebekka Schneider.

Großteil der Mannschaft soll ihr weiter einen Gesicht geben

Sie hatten am Samstag nach 21 siegreiche­n Partien wenn auch mit dem Glück eines Ersten einen 0:2-Rückstand im Spitzenspi­el mit dem bis dahin Zweiten Köln noch in ein 3:2 wandeln können. Mit 22 Siegen und 16 Punkten Vorsprung vor dem am Wochenende zweimal erfolgreic­hen Zweiten Dingolfing befindet sich Schwarz-weiß einsam an der Spitze. Die Spiele in Freisen am Sonntag und gegen Stralsund am 27. April trennen die Erfurterin­nen um Top-angreiferi­n Lara Darowski von einer perfekten Saison. Das

Ziel ist nicht nur, unbesiegt die Serie zu beenden, sondern auch, dass der große Teil der Spielerinn­en der Mannschaft ihr Gesicht geben soll.

Die Schwarz-weißen werden allerdings auf eine andere erste Liga treffen als die, von der sich die Erfurter

2023 abgewandt hatten. Mit Vilsbiburg hat nach mehr als dreißig Erstliga-jahren vor einer Woche eine weitere Mannschaft ihren Rückzug erklärt, nachdem Straubing Anfang 2023 und keine zwölf Monate

später Neuwied pleite gegangen waren. Die Roten Raben machen die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen verantwort­lich. Ohnehin geht in der Liga der Sparzwang um. Der USC Münster trennte sich vor Kurzem auch deswegen von seiner Trainerin. Suhl und Potsdam waren wegen Lizenzieru­ngsverstöß­en von der Liga Punkte abgezogen worden.

Budgets werden bei einigen Clubs schrumpfen. Das und die Einführung zweier Profi-ligen in den USA kann Erfurt entgegenko­mmen. Die Kluft, die zwischen den Möglichkei­ten der Top-teams und den Mannschaft­en der unteren Tabellenhä­lfte lag, machte sportliche Erfolge für „Klein“gegen „Groß“unerreichb­ar. Können Teams weniger Geld für Importspie­lerinnen ausgeben, die ohnehin schwerer zu kriegen sind, rückt das Feld zusammen. Das machte das Mitspielen attraktive­r.

Michael Panse ist zuversicht­lich. Er erwartet aber keine Wunderding­e. „Für uns ist entscheide­nd, dass wir mit den Mannschaft­en in der zweiten Hälfte mithalten – sportlich wie fiskalisch“, sagte der Club-chef und sieht sein Team auch dank des

Einsatzes von Florian Völker besser als sonst aufgestell­t. Das auf knapp über 600.000 Euro gestiegene Budget sei komplett untersetzt.

Um trotz der wohl gerade neun Mannschaft­en auf genügend Saisonspie­le zu kommen, ist eine Dreifach-runde geplant. Nach der Runde mit Hin- und Rückspiel treten alle Teams nochmals gegeneinan­der an. Das garantiert zwölf Heimspiele. Das Thüringend­erby mit dem VFB Suhl gibt es so im Dreierpack.

Eine Option, auf den Aufstieg zu verzichten, hätte es für Florian Völker nicht gegeben. „Für uns kann es eher in der ersten Liga weitergehe­n als in der zweiten“, sagte er.

Ein Risiko bleibt, ein Wagnis wollen die Schwarz-weißen aber nicht eingehen, sondern die positiven Zeichen und die Euphorie nutzen. Völker hofft, vor allem den Weg weiterzuge­hen, selber junge Spielerinn­en zu entwickeln und die Basis für einen dauerhafte­n Erstligaer­halt zu legen. „Eigene Spielerinn­en werden immer wichtiger“, sagte er. „Das Projekt ist auf zwei, drei Jahre ausgelegt. Wir versuchen das zu schaffen, was zuvor nicht gelungen ist.“

Eigene Spielerinn­en werden immer wichtiger. Florian Völker, Geschäftsf­ührer Schwarz-weiß Erfurt

 ?? SEBASTIAN DÜHRING (2) ?? Vor einem Monat schon machten die Schwarz-weiß-volleyball­erinnen die Meistersch­aft in der zweiten Bundesliga Pro klar. Ihr Weg soll weiterführ­en, nach oben.
SEBASTIAN DÜHRING (2) Vor einem Monat schon machten die Schwarz-weiß-volleyball­erinnen die Meistersch­aft in der zweiten Bundesliga Pro klar. Ihr Weg soll weiterführ­en, nach oben.
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