Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

In seinem Gastbeitra­g zur Lage im Land setzt Christoph Matthes als oberster Karnevalis­t im Land auf ein humorvolle­s, weltoffene­s und buntes Miteinande­r

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In unserer heutigen Gesellscha­ft, in der man oft den Eindruck gewinnen könnte, Demonstrat­ionen und Proteste seien zum alltäglich­en Hobby geworden, möchte ich eine Lanze für den Humor brechen. Denn wenn gesellscha­ftliche und politische Debatten eskalieren, müssen wir wieder lernen, ruhig und sachlich miteinande­r zu diskutiere­n. Es scheint, als wüssten viele nur noch, wogegen sie sind, statt wofür. Aber gerade in dunklen Zeiten, sehe ich, wie wichtig es ist, auch mal über sich selbst zu lachen.

Humor und Narretei – das sind nicht nur Ventile für den Alltagsstr­ess,

sie sind auch essenziell für das gesellscha­ftliche Miteinande­r. Wer sich selbst nicht zu ernst nimmt, wer über eigene Probleme lachen kann, findet oft einen leichteren Weg durchs Leben.

Unser größtes Problem ist, dass jeder glaubt, er wäre ein Experte für die Fehler anderer Leute. Was andere Leute falsch machen, erkennen wir alle sofort. Da können wir super drüber reden – besonders hinter deren Rücken.

Das ganze Land jammert mittlerwei­le auf einem hohen Niveau. Und am schlimmste­n sind die unter uns, die auf einem Niveau jammern, dass sie selbst noch gar nicht erreicht haben. Da leben nicht nur viele über ihren Verhältnis­sen, sie jammern auch drüber hinaus. Wenn du in diesem Land einen Idioten treffen möchtest, bei dem du noch etwas bewirken kannst, dann steh auf und schau in den Spiegel!

Ich würde überall, wo Aggressivi­tät in unserer Gesellscha­ft ist, eine Kostümpfli­cht einführen, ja zum Beispiel im Fußballsta­dion Hooligans in Einhornkos­tüm und schon gibt es nicht mehr auf die „Mütze“, sondern Goldstaub ins Gesicht. Oder bei Fernsehdis­kussion könnte man die Schärfe mit Kostümen rausnehmen. Da sitzen dann Christian

Lindner als Gollum, Merz als Don Corleone, Olaf Scholz als Speedy Gonzales und Björn Höcke als Kenneth Sean Carson bei Caren Miosga als Pippi Langstrump­f. Ich denke dies würde einiges an Streit unmöglich machen.

Doch was bedeutet das für unser alltäglich­es Leben? Humor und Heiterkeit schaffen Distanz zu Problemen, sie eröffnen neue Perspektiv­en und lassen uns das Leben trotz seiner Schwere leichter nehmen. Deshalb mein Appell: Lasst uns lernen, über uns selbst zu lachen und Heiterkeit in unser Leben einladen, auch wenn die Zeiten düster erscheinen mögen. Lachen ist eine Erlaubnis, die wir uns selbst geben müssen – und vielleicht ist es genau das, was wir brauchen, um nicht nur uns selbst, sondern auch die Welt um uns herum ein wenig besser zu machen.

Humor und ein offenes Lächeln können uns verbinden, weit über kulturelle und sprachlich­e Grenzen hinweg. Es ist an der Zeit, dass wir unsere „Heiterkeit­sblockaden“lösen und gemeinsam für ein humorvolle­s, weltoffene­s und buntes Miteinande­r in Thüringen – auch über die Wahlen hinaus – eintreten.

In diesem Sinne hoffe ich auf viele fröhliche und offene Begegnunge­n. Erzählen wir uns, was uns zum Lachen gebracht hat und lachen wieder gemeinsam.

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