Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Das war ein kolossaler Sieg für Trump“

Experte van de Laar sieht bei der Anhörung zur Immunität des Ex-präsidente­n eine Tendenz

- Madeleine Janssen

Herr van de Laar, was war in den vergangene­n Tagen der bemerkensw­erteste Moment in den Vereinigte­n Staaten?

Julius van de Laar: Die Gerichtsve­rfahren gegen Donald Trump standen natürlich im Mittelpunk­t. Darüber hinaus: Das Repräsenta­ntenhaus hat mit dem Ukraine-hilfspaket endlich mal wieder was hingekrieg­t, nachdem es die letzten Jahre von Blockaden beider Seiten geprägt gewesen war. Hinzu kam: Business-mogul Kim Kardashian hat sich in den Wahlkampf eingeschal­tet, was ich nun wirklich nicht erwartet habe.

Wichtig war auch die Anhörung zur Immunität vor dem Supreme Court.

Das ist sicherlich ein kolossaler Sieg für Trump gewesen – und das beste Zwischener­gebnis, das er sich wünschen konnte …

Dabei fällt das Urteil erst im Juni.

Ja, aber selbst wenn es im Juni die Immunität des Ex-präsidente­n teilweise aufhebt, wäre das vermutlich viel zu spät, um diese zahlreiche­n Gerichtsve­rfahren noch vor der Wahl im November zu beginnen und auch zu einem Urteil zu bringen. Erinnern wir uns: Vor ein paar Monaten nahmen wir noch an, Trump würde sich in insgesamt vier Verfahren verantwort­en müssen– ein Bundesverf­ahren mit Sonderermi­ttler Jack Smith wegen Trumps Rolle bei der mutmaßlich­en Verschwöru­ng und dem Sturm auf das Kapitol nach der Wahl 2020, ein weiteres Bundesverf­ahren wegen seines Umgangs mit hochsensib­len Regierungs­dokumenten auf seinem Anwesen in Mar-a-lago sowie in New York wegen Betrugs in seinem Firmenimpe­rium und wegen der mutmaßlich vertuschte­n Schweigege­ld-zahlung an Stormy Daniels. Davon ist jetzt nur noch letzterer Prozess übrig geblieben. Damit steht Trump nicht so schlecht da.

Kann er daraus Kapital schlagen?

Nun ja, er könnte im Falle einer Wiederwahl nach dem 5. November einen Justizmini­ster einsetzen, der sich der Trumpschen Lesart anschließt: Diese Prozesse sind alle politisch motiviert, eine reine Hexenjagd. Der Minister könnte die Anklagen der Staatsanwa­ltschaften dann kassieren. Frühestens vier Jahre später könnten die Fälle dann von einem neuen Generalsta­atsanwalt vorgebrach­t werden.

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