Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Jugendbauhütte feiert 20-jähriges Jubiläum
445 junge Freiwillige haben sich seit dem ersten Jahrgang in der Denkmalpflege engagiert
„Jens, ich liebe dich“ruft Elias Miksch dem Leiter seines Freiwilligen Sozialen Jahrs (FSJ) zu – die Stimmung zum 20-jährigen Jubiläum der Jugendbauhütte Mühlhausen in der Jakobikirche ist ausgelassen. Jens Hasert grinst mit einem leichten Kopfschütteln und wendet sich wieder der Vorstellung der Projekte der vergangenen Jahre zu. Zu berichten hat er einiges. Die Jugendbauhütten, von denen es bundesweit 16 Stück gibt, sind ein Projekt der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unter Trägerschaft der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste. Sie bieten jungen Erwachsenen die Möglichkeit, im Rahmen eines FSJS oder eines Bundesfreiwilligendienstes in der Denkmalpflege zu arbeiten.
Die Freiwilligen werden thüringenweit in gemeinnützigen Einrichtungen eingesetzt. Als das Projekt 2003 nach Thüringen kommen sollte, meldete sich der Mühlhäuser Stadtrat schnell. Eine „weise Entscheidung“, wie es Oberbürgermeister Johannes Bruns (SPD) bei der Jubiläumsfeier nennt. Aufgrund des Standorts liegen viele der Projekte in Mühlhausen und Region.
So wurde beispielsweise im Rahmen eines Seminars das St. Andreas Hospital in Großengottern restauriert. „Von 16 historischen Schiebefenstern konnten 14 aufgearbeitet und wieder eingebaut werden“, erzählt Hasert. Manchmal führen die Seminare der jungen Denkmalpfleger auch zu aufregenden Funden.
So wurden bei Arbeiten im Stadtarchiv des historischen Rathaus Mühlhausen unter anderem sehr gut erhaltene Dokumente von wissenschaftlichem Wert entdeckt.
Eine Auswahl aus den Projekten der Jugendbauhütte ist derzeit in einer Ausstellung in der Stadtbibliothek in der Jakobikirche zu sehen.
Freiwilligendienst hilft bei Berufsfindung
Viele Absolventen des freiwilligen Jahres bleiben dem Handwerk, der Denkmalpflege oder verwandten Bereichen treu, sagt Hasert. Auch Maria Ryskow hat ihre Berufung gefunden. Die 21-jährige Ukrainerin kam 2017 als Spätaussiedlerin nach Deutschland: „Ich habe mich schon immer künstlerisch betätigt, will aber auch etwas Wissenschaftliches machen.“Beides finde sie in der Gemälderestaurierung wieder. Als sich dieser Schwerpunkt für sie herausstellte, bemühte sich Peter Hasert um einen passenden Einsatzort. Seit März arbeitet Maria bei einer Restauratorin in Erfurt und ist „im Himmel“. Das freiwillige Jahr möchte sie als Vorpraktikum für ein Studium der Gemälderestauration anerkennen lassen.
Gemeinschaft, zusammen wohnen, arbeiten, Zeit verbringen. Das scheint vielen zu fehlen Jens Hasert, Leiter der Jugendbauhütte Mühlhausen
Für die Zukunft wünscht sich Peter Hasert, dass die Förderungen, die das Projekt unter anderem von Bund, Land und Stadt erhält, erhalten bleiben oder sogar erhöht werden. Immer wieder machten ihm in den letzten Jahren Diskussionen um Kürzungen Sorgen.
Staatssekretär Thorsten Weil (Die Linke) gibt auf der Jubiläumsfeier Grund zur Hoffnung; er betont, wie wichtig das Projekt sei, um bei jungen Menschen ein Interesse für kulturelles Erbe und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Selbst will Hasert auch neue Wege gehen. Die Bedürfnisse der jungen Menschen hätten sich verändert. „Gemeinschaft, zusammen wohnen, arbeiten, Zeit verbringen. Das scheint vielen zu fehlen.“Man wolle ein Angebot für Einsatzorte schaffen, an denen Gruppen gemeinsam arbeiten und in WGS leben können.