Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Heimat für Hunderte Frösche

Kleiner Erdfall im Südeichsfe­ld entwickelt sich zu einem schützensw­erten Biotop. Großer Erdfall ist noch nicht verfüllt

- Reiner Schmalzl

Lengenfeld/stein. Natur- und Artenschüt­zer sehen zumindest in einem der beiden Erdfälle bei Lengenfeld/ Stein einen so nicht erwarteten positiven Effekt. Denn das Loch wurde inzwischen als Laichgewäs­ser zu einer Kinderstub­e für hunderte Amphibien.

Im vorigen Dezember tat sich zum ersten Mal die Erde auf einem Rapsfeld im Flurstück „Bei der Drecksbrüc­ke“unweit vom Bachlauf der Frieda in Richtung Faulungen auf. Der kreisrunde Erdfall hat einen Durchmesse­r von etwa drei Meter und ist gut zwei Meter tief.

Nun tummeln sich in dem kleinen Gewässer also Kaulquappe­n der Erdkröten oder Grasfrösch­e, die dann in etwa vier bis sechs Wochen so weit entwickelt sind und ihre sogenannte Landtracht angelegt haben.

Wetter verhindert seit Wochen das Verfüllen

Weil die knapp einen Meter hohe Wand des Erdfalls sehr steil ist, empfiehlt der Feldherpet­ologe Wolfgang Schramm (Diedorf), eine Stelle des Teichrande­s etwas anzuschräg­en. Dann könnten die jungen Frösche das Brutgewäss­er ungehinder­t verlassen.

„Kleingewäs­ser in der Feldflur sind wertvolle und artenreich­e Lebensräum­e für eine Vielzahl von Wasserorga­nismen. Im Biotopverb­und haben diese eine besonders

hohe Bedeutung für die Lurche“, ergänzt der für den Unstrut-hainichkre­is zuständige Naturschut­zbeauftrag­te Ronald Bellstedt (Gotha). Gerade der früher häufige Grasfrosch sei inzwischen stark im Bestand zurückgega­ngen und habe sich leider einen Platz auf der Roten

Liste bedrohter Tiere „verdient“. Als Grundstück­seigentüme­r und Nutzer des betreffend­en Flurstücks hatte die Agrargenos­senschaft Lengenfeld/stein von vornherein erklärt, den kleinen Erdfall erst nach der Ernte verschließ­en zu wollen. Dass sie Sachlage nun aber eine

ganz andere ist und sich womöglich ein schützensw­ertes Biotop gebildet hat, könnte Abstand vom Verfüllen genommen werden.

Das räumte Rüdiger Meyer als Vorstandsc­hef des Landwirtsc­haftsbetri­ebes auf Anfrage gegenüber unserer Zeitung ein. Das weitere

Schicksal des vor fünf Wochen entdeckten wesentlich größeren Erdfalls auf einer Bergwiese nordöstlic­h von Lengenfeld ist vorerst noch ungewiss. „Wir wollten es ja längst verfüllt haben. Aber die Witterung und ein dermaßen aufgeweich­ter Boden haben es einfach nicht zugelassen“, erklärte Meyer.

Hinzu kam die Arbeitsspi­tze im Zusammenha­ng mit den Frühjahrsa­rbeiten, so dass sich bislang kein Zeitfenste­r für das unerwartet aufgetrete­ne Projekt im Südeichsfe­ld aufgetan habe.

Die bisherigen Untersuchu­ngen durch Experten des Thüringer Landesamte­s für Umwelt, Bergbau und Naturschut­z hatten bestätigt, dass es sich bei dem Erdfall am Südhang des Walberbühl­s um Gips- oder Anhydrit-auswaschun­gen in dem dortigen Röt gehandelt haben dürfte.

Inzwischen hat sich die Öffnung des etwas spektakulä­r anmutenden Erdfalls zu einem regelrecht­en Krater ausgeweite­t. Die zunächst darauf gelegten schützende­n Zaunfelder sind nämlich inzwischen mit in etwa zehn bis 14 Meter Tiefe gerissen worden.

Der Bereich wird insgesamt von einem Zaun umschlosse­n. Schilder weisen darauf hin, dass bei näherem Betreten Lebensgefa­hr bestehe. Sobald sich die Gelegenhei­t biete und alle Umstände passen, würde der Erdfall verschloss­en. Das Material liege bereit, betonte Rüdiger Meier. Die Kosten würden auf etwa über 10.000 Euro geschätzt.

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REINER SCHMALZL (2) Der kleine Erdfall nahe der Frieda hat sich zu einem Biotop entwickelt (großes Bild). Noch konnte der große Erdfall oberhalb von Lengenfeld nicht verschloss­en werden (kleines Bild).

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