Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Bayern-zoff vor Duell mit Real

Disput zwischen Trainer Tuchel und Hoeneß überlagert Vorbereitu­ng aufs Königsklas­senspiel

- Maik Rosner

München. Thomas Müller versuchte es mit einer Oliver-kahn-parodie, um sich der heiklen Frage nach den Störgeräus­chen durch Uli Hoeneß zu entziehen. „Das ist mir scheißegal“, sagte der erfahrene Offensivsp­ieler und bemühte sich bei seiner Imitation des früheren Torwarts und Vorstandsv­orsitzende­n des FC Bayern, diesen nicht nur zu zitieren, sondern ihn auch möglichst originalge­treu in Mimik und Stimmlage nachzuahme­n.

Das war nach dem 2:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt am Samstag natürlich ein launiges Ablenkungs­manöver, als es um jene Nebengeräu­sche ging, die gerade ziemlich dröhnend über der eigentlich­en Hauptsache liegen, dem Halbfinale in der Champions League gegen Real Madrid. Doch was sind schon die beiden wichtigste­n Spiele der Saison, wenn der Ehrenpräsi­dent Hoeneß kurz davor ein paar Sätze raushaut, die sowohl den aktuellen Trainer Thomas Tuchel ins Mark treffen als auch den Nachfolge-kandidaten Ralf Rangnick diskrediti­eren?

Hoeneß hatte am Freitag während eines Podiumsges­prächs der FAZ zu verstehen gegeben, dass Österreich­s Nationaltr­ainer Rangnick die dritte Wahl sei, nachdem Leverkusen­s Meistercoa­ch Xabi Alonso und auch Bundestrai­ner Julian Nagelsmann nicht für Tuchels Nachfolge zur kommenden Saison gewonnen werden konnten. Zudem wolle oder könne der aktuelle Bayern-trainer junge Spieler nicht weiterentw­ickeln.

Tuchel hatte bereits am Freitag jenen Lärm beklagt, der seine Arbeit beim FC Bayern begleitet, wie durch die sehr öffentlich verhandelt­e Frage, ob Rangnick das Angebot der Münchener annimmt oder nicht. Immerhin kündigte Sportvorst­and Max Eberl an, dass Rangnicks Entscheidu­ng nicht in die Vorbereitu­ng auf Real platzen, sondern erst nach dem Hinspiel am Dienstag (21 Uhr/ Amazon Prime) verkündet werden solle. Über die Attacke von Hoeneß auf ihn konnte Tuchel aber nicht hinweghöre­n. Zu sehr fühle er sich „gekränkt“und „in meiner Trainerehr­e verletzt“. Die Anschuldig­ungen von Hoeneß seien „meilenweit von der Realität entfernt“. Schließlic­h habe er in seiner Karriere bewiesen, genau dafür zu stehen, „junge Spieler zu entwickeln“.

Tuchel erinnerte nach dem Sieg gegen Frankfurt, dass es nun einzig um die beiden Spiele gegen Real gehen sollte. „Es gibt keinen schlechter­en Zeitpunkt für irgendwelc­he Nebenschau­plätze“, sagte Tuchel und ließ einen fast schon flehentlic­hen Appell folgen. „Die nächsten zehn Tage kann es um wirklich nichts anderes mehr gehen für uns“, also für alle, „die eng an der Mannschaft sind“und „die da jeden Tag an der Säbener Straße einwirken“, sagte Tuchel mit unfreundli­chen Grüßen an Hoeneß.

Was den Disput zwischen Tuchel und Hoeneß angeht, befand Eberl: „Meine Aufgabe ist, die ganze Sache ein Stück weit zu befrieden, das Feuer zu kanalisier­en und dann am Dienstag Real zu schlagen.“Mit anderen Worten: Eberl hat gut zu tun.

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