Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Historisches Spektakel in Mühlhausen
Ritterliche Raufereien: Ein Lehrer aus der Region und sein Team Ferox bringen mittelalterliche Kampfkunst in die Stadt
Big boys‘ playground. Spielplatz für große Jungs. So steht es über dem Eingang in die Arena am Schützenberg in Mühlhausen.
Mittendrin ist Lars Böttcher. Der 34-Jährige liebt es, sich in Stahl zu kleiden. Eine Ritterrüstung, ein Schwert – und dann auf in den Kampf. Der Mühlhäuser ist Teil des Sport- und Mittelaltervereins Swaiut Toringi mit Sitz in Mühlhausen. „In unserem Verein beschäftigen wir uns unter anderem mit der Darstellung früh- und spätmittelalterlichen Lebens und dem Training des Buhurts. Hierbei handelt es sich um mittelalterliche Gruppenkämpfe – einfacher ausgedrückt: ein Vollkontaktsport in Ritterrüstung.“
Erstes Turnier in Mühlhausen Anfang Juni
Der Sport war es auch, der Böttcher zum Verein kommen ließ. Nach dem Lehramtsstudium in Jena war er zurück in der Heimat, suchte sportliche Betätigung – und fand sie im Kampfsport. Recht schnell wechselte er aus dem Studio ins Freie zum neuen Verein. Der hat sein Freiluft-domizil am Schützenberg und kann zudem eine Halle zum Training im Winter nutzen.
Sein Verein war am Wochenende Gastgeber für rund 40 Kämpfer aus Deutschland, die sich auf die Wettkampfsaison vorbereiten. Wettkämpfe sind oft gebunden an Mittelalterveranstaltungen. Erstmals soll es auch in Mühlhausen ein Turnier in Ritterrüstung geben: Am zweiten Juni-wochenende steigt auf dem Gelände des Bratwurstmuseums am Stadtwald der „Swaiut Toringi Cup“. Mit acht Teams aus Deutschland, Tschechien und Frankreich.
Gekämpft wird meist in Teams zu je fünf Personen. Ziel ist, die gegnerischen Sportler mit Schlägen, Würfen und Tritten zu Boden zu bringen. Gewonnen hat das Team, das am Ende des Kampfes noch mindestens einen stehenden Kämpfer hat. Das Team Ferox, so nennt sich die Mühlhäuser Mannschaft, nimmt inzwischen das sechste Jahr an nationalen und internationalen Wettkämpfen teil und war als Teil der deutschen Nationalmannschaft auch schon auf mehreren Worldcups in diesem Sport vertreten. Buhut hat sich zu einem ernstzunehmenden Kampfsport entwickelt. „In der Szene haben wir einen Namen, in Mühlhausen und Umgebung selbst kennt man uns kaum“, sagt Lars Böttcher.
Rüstung für Zwei-meter-mann wiegt 38 Kilogramm
„Aber es stimmt schon, man muss einen besonderen Schaden haben, wenn man sich unserem Sport verschreibt.“Kämpfen in einer Montur aus Stahl, die, wie beim fast zwei
Meter großen Böttcher, schon mal 38 Kilogramm wiegt. „Wir wollen den anderen auf den Boden bringen, aber wir wollen ihn nicht umhauen“, sagt er und gibt zu, dass Schläge mit der Hellebarde auf den Kopf auch mal ganz schön wehtun können. „Aber alles andere fängt die Rüstung ab.“
Mit 19 Jahren ist Darius Motz der Jüngste unter den Mühlhäuser Kämpfern. Der angehende Metallbauer
kam über das Interesse am Mittelalter zum Verein. „Jetzt aber überwiegt der sportliche Aspekt, dass es ein Mannschaftssport ist innerhalb des Kampfsports. Und dabei verschieben wir bei jedem Kampf unsere körperlichen Grenzen.“Was ihn fasziniert, das sind „die Kameradschaft, der Teamgeist, der faire, ritterliche Gedanke dahinter – und dass es ein etwas anderer Kampfsport ist.“