Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Tief in mir – Mein Leben mit Krebs

Unser Fotograf Reto Klar ist an Krebs erkrankt. Mit seinen Bildern will er Mut machen

-

Berlin. „Sie haben Krebs“. Ein Satz, der jeden Menschen bis ins Mark erschütter­t. Und jeder geht mit dieser Prognose anders um. Unser Fotograf Reto Klar hörte diesen Satz im vergangene­n Oktober. Während seiner Therapie begann er, auf seine ganz eigene Art, mit der Krankheit zu leben: Er sprach mit anderen Betroffene­n, fotografie­rte sie und fragte, was der Krebs für sie und ihr Leben bedeutet.

Herausgeko­mmen sind berührende Porträts und Geschichte­n, die zeigen, dass Mut und Angst, Traurigkei­t und Lebensfreu­de eng beieinande­rliegen. Wir veröffentl­ichen diese Bekenntnis­se, um zu zeigen: Wer Krebs hat, ist nicht allein. Die Fotos sind Teil einer großen Ausstellun­g zum Auftakt der Yes!con, Europas größter Krebs-convention.

Der Moment der Diagnose war für Barbara Kuschmann ein Schock – doch schnell hat sie einen Weg gefunden, um ihre Krankheit zu akzeptiere­n. Und mehr noch: „Ich habe Krebs, und das ist gut so!“, kann sie heute sogar sagen. Und es auch so meinen. Das merkt man schnell, wenn man mit der 46-Jährigen spricht. Ihre Krebserkra­nkung ist unheilbar, aber den Lebensmut und -willen hat er ihr nicht genommen. Und ihre anscheinen­d unerschütt­erliche positive Art auch nicht. Bei ihr gab es kein „Oh Gott, ich muss sterben“, sondern ein „Gut, dann sterbe ich wohl früher, als ich gedacht habe“. Und bis dahin lebt sie. Voller Pläne und guter Gedanken.

Am 4. und 5. Mai ist es soweit: Die YES!CON 5.0 findet in Berlin statt. In der Telekom Hauptstadt­repräsenta­nz ist Platz für große Diskussion­srunden und einen offenen Austausch rund um das Thema Krebs. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderli­ch. (mehr Infos unter www.yescon.org). An Tag 1 finden auf zwei Bühnen Panel-talks u.a. mit Ärztinnen und Ärzten, Betroffene­n und weiteren Experten statt. Mit dabei: Joko Wintersche­idt, Klaas Heufer-umlauf, Henning Krautmache­r, Tanja Bülter, Bettina Rust, Stefanie Stahl und Dr. Hajo Schumacher. Auf einem großen Marktplatz der Ideen präsentier­en sich Möglichmac­her und Krebs-initiative­n. Zudem wird der „Shine a Light Award“verliehen. Die YES!CON 5.0 wird wieder auf tlz.de live gestreamt. fmg

 ?? ??
 ?? ?? Bei Bettina Krähe hat der Krebs einen Namen: Ursula. Sie ist ihre Mitbewohne­rin, der Körper der 58-Jährigen ihre gemeinsame WG. Als die Inhaberin einer kleinen Pension in Jüterbog akzeptiert hatte, dass sie diese Mitbewohne­rin wohl nicht wieder loswird, hat sie sich – und zu Ursula – gesagt: „Gut, wenn es so schön bei mir ist, dann darfst du bleiben, aber bitte geh mir nicht auf den Keks.“Das klappt mal mehr, mal weniger gut. 32 Chemos hat Bettina Krähe hinter sich gebracht – und manchmal hilft trotz ihrer quirligen Fröhlichke­it nur Weinen. „Aber Weinen ist gut!“Und auch ihr Leben war gut – nur dass Bettina Krähe dafür eben ein „neues Mindesthal­tbarkeitsd­atum“bekommen hat.
Bei Bettina Krähe hat der Krebs einen Namen: Ursula. Sie ist ihre Mitbewohne­rin, der Körper der 58-Jährigen ihre gemeinsame WG. Als die Inhaberin einer kleinen Pension in Jüterbog akzeptiert hatte, dass sie diese Mitbewohne­rin wohl nicht wieder loswird, hat sie sich – und zu Ursula – gesagt: „Gut, wenn es so schön bei mir ist, dann darfst du bleiben, aber bitte geh mir nicht auf den Keks.“Das klappt mal mehr, mal weniger gut. 32 Chemos hat Bettina Krähe hinter sich gebracht – und manchmal hilft trotz ihrer quirligen Fröhlichke­it nur Weinen. „Aber Weinen ist gut!“Und auch ihr Leben war gut – nur dass Bettina Krähe dafür eben ein „neues Mindesthal­tbarkeitsd­atum“bekommen hat.
 ?? ?? Als der Lungenkreb­s bei Anja Ackermann entdeckt wird, ist er schon weit fortgeschr­itten. Endstadium. Zwölf Monate wurden ihr prophezeit, das war im Mai 2022. Seitdem ist Zeit das kostbarste Geschenk für die 49-Jährige. Und sie hätte gern noch so viel mehr von ihr: für das Nachholen von Träumen, das Erleben von Versäumtem. Aber dafür ist sie nun oft zu schwach. Sie sagt: „Eigentlich ist jeder Tag ein kleiner Abschied: Ich musste mich von der Arbeit verabschie­den, von Urlauben, von Konzerten, ich bin nicht mehr so viel wach …“Umso wichtiger, diese wache Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Denn das ist ihre Motivation: „Die Aussicht auf gemeinsam verbrachte Zeit.“
Als der Lungenkreb­s bei Anja Ackermann entdeckt wird, ist er schon weit fortgeschr­itten. Endstadium. Zwölf Monate wurden ihr prophezeit, das war im Mai 2022. Seitdem ist Zeit das kostbarste Geschenk für die 49-Jährige. Und sie hätte gern noch so viel mehr von ihr: für das Nachholen von Träumen, das Erleben von Versäumtem. Aber dafür ist sie nun oft zu schwach. Sie sagt: „Eigentlich ist jeder Tag ein kleiner Abschied: Ich musste mich von der Arbeit verabschie­den, von Urlauben, von Konzerten, ich bin nicht mehr so viel wach …“Umso wichtiger, diese wache Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen. Denn das ist ihre Motivation: „Die Aussicht auf gemeinsam verbrachte Zeit.“
 ?? ?? Konrad Swinarski hatte sich schon gedacht, dass da irgendwann mal etwas kommen muss. 69 Jahre seines Lebens eigentlich immer gesund – statistisc­h gesehen konnte es so ja nicht weitergehe­n. Die Diagnose Lymphom vierten Grades überrascht­e den heute 73-jährigen Juristen, der in Breslau geboren wurde, also eigentlich nicht. „Wir Menschen sind ja nicht auf Unsterblic­hkeit programmie­rt“, sagt Swinarski. Der leidenscha­ftliche Pokerspiel­er nimmt die Krankheit an wie die Karten, die das Leben eben austeilt: „Ich war schon immer mit den Blättern zufrieden, die ich bekommen habe.“*
Konrad Swinarski hatte sich schon gedacht, dass da irgendwann mal etwas kommen muss. 69 Jahre seines Lebens eigentlich immer gesund – statistisc­h gesehen konnte es so ja nicht weitergehe­n. Die Diagnose Lymphom vierten Grades überrascht­e den heute 73-jährigen Juristen, der in Breslau geboren wurde, also eigentlich nicht. „Wir Menschen sind ja nicht auf Unsterblic­hkeit programmie­rt“, sagt Swinarski. Der leidenscha­ftliche Pokerspiel­er nimmt die Krankheit an wie die Karten, die das Leben eben austeilt: „Ich war schon immer mit den Blättern zufrieden, die ich bekommen habe.“*
 ?? ?? Nichts konnte Reto Klar jemals bremsen, er hatte schon immer Energie für zwei. Hat leidenscha­ftlich viel gearbeitet und war immer sehr sportlich. Aber im Oktober 2023 wurde der Fotograf und Vater zweier Töchter dann doch ausgebrems­t – die Diagnose: Mantelzell­lymphom, unheilbar. Durch die Therapie ging er mit so viel Entschloss­enheit, wie er schon immer durch sein Leben ging. Aber natürlich hat das Kraft gekostet. Dennoch kein Grund für den 57-Jährigen, nicht trotzdem voller Energie weiterzuma­chen. Denn schließlic­h hat er ein Ziel: „Natürlich möchte ich mein altes Leben noch mal zurückhabe­n!“
Nichts konnte Reto Klar jemals bremsen, er hatte schon immer Energie für zwei. Hat leidenscha­ftlich viel gearbeitet und war immer sehr sportlich. Aber im Oktober 2023 wurde der Fotograf und Vater zweier Töchter dann doch ausgebrems­t – die Diagnose: Mantelzell­lymphom, unheilbar. Durch die Therapie ging er mit so viel Entschloss­enheit, wie er schon immer durch sein Leben ging. Aber natürlich hat das Kraft gekostet. Dennoch kein Grund für den 57-Jährigen, nicht trotzdem voller Energie weiterzuma­chen. Denn schließlic­h hat er ein Ziel: „Natürlich möchte ich mein altes Leben noch mal zurückhabe­n!“
 ?? ?? Zweimal kam der Brustkrebs in das Leben von Kerstin Haake. Mit 27 und mit 40 Jahren. Zwei Diagnosen – zwei völlig unterschie­dliche Lebensphas­en. Dazu die Bestätigun­g eines Gendefekts, der auch ihre Mutter erkranken ließ. Heute ist die Beamtin krebsfrei – doch die Krankheit beschäftig­t sie auch weiterhin. Auch weil sie zwei Töchter hat. Doch die 44-Jährige ist eine Optimistin.
Und sie hat etwas Wichtiges gelernt: „Mach das Schicksal anderer nie zu deinem eigenen! Das ist das, was dich am Leben hält, und das ist das, was zählt!“
Zweimal kam der Brustkrebs in das Leben von Kerstin Haake. Mit 27 und mit 40 Jahren. Zwei Diagnosen – zwei völlig unterschie­dliche Lebensphas­en. Dazu die Bestätigun­g eines Gendefekts, der auch ihre Mutter erkranken ließ. Heute ist die Beamtin krebsfrei – doch die Krankheit beschäftig­t sie auch weiterhin. Auch weil sie zwei Töchter hat. Doch die 44-Jährige ist eine Optimistin. Und sie hat etwas Wichtiges gelernt: „Mach das Schicksal anderer nie zu deinem eigenen! Das ist das, was dich am Leben hält, und das ist das, was zählt!“

Newspapers in German

Newspapers from Germany