Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Von den Eisheilige­n lernen

- Sarah Maria Alt ist Gemeindere­ferentin der katholisch­en Gemeinde St. Josef in Mühlhausen.

Für ein paar Tage heißt es ein letztes Mal „bibbern“für alle Bauern, Gärtner und Menschen mit grünen Daumen, denn die Eisheilige­n sind da. Rund um die Eisheilige­n haben sich einige Bauernrege­ln erhalten, wie etwa „Pflanze nie vor der kalten Sophie!“Die Bauernrege­ln geben noch heute ein Zeugnis davon, wie eng Religiosit­ät und Alltag einst miteinande­r verwoben waren.

Sie warnen vor den letzten frostigen Nächten Mitte Mai, die einen verheerend­en Einfluss auf die Ernte haben können. Doch, wer zählt überhaupt zu den sogenannte­n Eisheilige­n und was macht einen heiligen Menschen aus?

Heilige sind Vorbilder im Glauben der Katholiken

Heilige sind Menschen, die einen besonders starken Glauben an Gott hatten und dafür sogar verfolgt und getötet worden sind oder ein ihrer Zeit entspreche­nd vorbildlic­hes Leben als Christ geführt haben. Daneben hat Papst Franziskus erlassen, dass auch Menschen, die sich heldenhaft mit Einsatz ihres Lebens für andere eingesetzt haben, heilig gesprochen werden können. Kurzum: Heilige sind bis heute katholisch­en Christen noch Glaubensvo­rbilder, trugen sie doch ihrerzeit einen Funken der Heiligkeit Gottes in unsere

Welt. Insgesamt kennt die Katholisch­e Kirche weit über 6000 solcher Glaubensvo­rbilder, die genaue Zahl ist unbekannt. Zu den Eisheilige­n zählen bis zu fünf Heilige, derer man in den fünf Tagen ab dem 11. Mai gedenkt; es gibt aber durchaus auch regionale Unterschie­de.

Auch wenn die Eisheilige­n allesamt vor vielen Jahrhunder­ten lebten, so können sie auch uns Menschen von heute wichtige Impulse für das eigene Leben mit auf den Weg geben, und zwar unabhängig jeglicher religiöser oder konfession­eller Bindung:

Mamertus: Verwerfen Sie die Vorstellun­g, der Mensch könne gänzlich alles nach seinem Willen gestalten. Übe Dich stattdesse­n in einer demütigen Haltung gegenüber dem Wunder des Lebens und den Naturgewal­ten.

Pankratius: Seien Sie hilfsberei­t und teilen Sie auch finanziell­e Mittel: investiere­n Sie einen Anteil Ihrer finanziell­en Mittel in soziale

Projekte, so wie es Ihnen möglich ist.

Servatius von Tongern: Setzen Sie Ihre Talente ein und bringen Sie Dinge und Projekte voran, die Ihnen am Herzen liegen.

Bonifatius von Tarsus: Stehen Sie mutig ein für Ihre Überzeugun­gen und lassen Sie nicht zu, dass Angst Sie beherrscht.

Sophia von Rom: Kommunizie­ren Sie in Wort und Tat, welche Grundwerte Ihr Leben prägen.

Ich denke, dass dieser „andere Blick“auf die Eisheilige­n durchaus lohnenswer­t ist.

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CONNI WINKLER / ARCHIV Typisch Eisheilige: Nach frostigen Nächten im Mai sind die Blätter des Frauenmant­els mit Eiskristal­len übersät.
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Sarah Maria Alt wagt einen anderen Blick auf kalte Mai-tage

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