Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Zweites Album von Billy Idol: Der gepflegte Rebell

- Wir stellen vergessene, verkannte oder einst viel gehörte Alben vor. Alle Folgen: tlz.de/lng

Madonna ist schuld. Als Billy Idol Anfang der 1980er-jahre Songs für sein zweites Solo-album aussucht und aufnimmt, fällt ihm „Love don’t live here anymore“ein, ursprüngli­ch von Rose Royce ein paar Jahre zuvor veröffentl­icht. Idol hat den Song schon immer gemocht und singt ihn als Rock-ballade ein, mit gepresster Stimme und einem überlangem Gitarrenso­lo.

Dann der Schock: Madonna arbeitet ebenfalls an einer Version – für ihr zweites Album. Enttäuscht verbannt Idol seine Aufnahme ins Archiv. Es dauert gut 40 Jahre bis er den Song veröffentl­icht: Auf der aktuellen Jubiläumse­dition von „Rebel Yell“, die mit mehreren Bonustrack­s erscheint.

Das Album wird 1983 auch ohne die Coverversi­on ein Erfolg und manifestie­rt Idols Status als raubeinige­r Edel-punk, der Rock-musik für die Massen macht. Die Idee für den Titel der Platte und des Songs kommen ihm bei einem Termin mit den Rolling Stones, die einen Bourbon der Marke „Rebel Yell“trinken. Das

Lied wird eine der vier Singles des Albums, belegt aber erst Jahre später bei einer Wiederverö­ffentlichu­ng vordere Chartplätz­e. Es ist nicht der einzige Song, der mehr oder minder unverhohle­n Anspielung­en zum Kopulieren beinhaltet.

Auf dem Album führt Idol das bekannte und bewährte Rezept seines Solo-debüts fort: Er nutzt die Optik und Attitüde des Punks für eine neue, smartere Version und schafft Anknüpfung­spunkte der Subkulture­n an den Mainstream.

Die paradoxe Keine-regel-dogma des Punks überführt Idol in den Hedonismus der 80er-jahre: Ein Rockstar kennt keine Grenzen – Sex, Drogen und eine Musik, die sich zwar vom Rock’n’roll speist, aber neben Punk, Pop, Hardrock und New Wave eine Mixtur von vielen ist. Und mit der Idol zu einem der Superstars der 80er-jahre wird.

Billy Idol spielt mit der Provokatio­n, mit Statussymb­olen des Schockrock­s und des Rock’n’rolls:

Ein junger Mann mit aufregende­r Frisur und in freizügige­r Lederkluft, der seine Libido scheinbar vor sich her trägt. Es sind die perfekten Vorlagen für das optisch geprägte Zeitalter von MTV und von Jugendzeit­schriften, mit deren Poster die Fans ihre Kinder- und Jugendzimm­er tapezieren. Die gereckte Faust, noch ein Markenzeic­hen Idols, zeigt er auch auf dem Cover des Albums.

Die Songs schreibt er mit seinem Gitarriste­n Steve Stevens, die beiden harmoniere­n auch optisch miteinande­r. Zudem untermauer­t Stevens mit seinen Fingerfert­igkeiten auf der Gitarre die musikalisc­he Credibilit­y Idols.

Sie buchen die Electric Lady Studios in New York, spielen alle Songs zuerst mit einem Drumcomput­er ein, später darf dann noch ein echter Schlagzeug­er ran. Das Ergebnis: Eine reiche Ausbeute an Hits wie dem Titelsong sowie „Eyes without a Face“, „Flesh for Fantasy“und „Catch my Fall“.

Die Neuauflage von „Rebel Yell“gibt es als Doppel-lp oder -CD sowie über digitale Kanäle. Die Vinylversi­on hat acht, die Cd-version 13 Bonustrack­s mit Demos, Outtakes, einem Remix von „Eyes without a Face“und mit „Best Way out of here“einem zweiten unveröffen­tlichten Song der Aufnahme-sessions.

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Christian Werner über das Album „Rebel Yell“

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