Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Eine Ausbildung, drei Abschlüsse
Trialer Studiengang der Handwerkskammer Erfurt ist eine Antwort auf Fachkräftemangel
Sie gelten als Superhandwerker. Absolventen des trialen Studiums haben viereinhalb Jahre intensive Ausbildung hinter sich – es ist eine der Antworten, die die Handwerkskammer Erfurt auf den Fachkräftemangel hat.
Das sogenannte Erfurter Modell 2.0 trägt erste Früchte. Heute werden im Rahmen der Veranstaltung zur Verleihung des Zukunftspreises nicht nur Unternehmer mit innovativen Ideen geehrt, auch die ersten Absolventen des trialen Studienganges – Handwerkskammer und Fachhochschule bieten diesen an – erfahren eine Würdigung und erhalten Urkunden.
Michael Wetzel, Felix Beerbaum, Tobias Steddin und TomBastian Zeisler haben in den vergangenen viereinhalb Jahren geschafft, was bisher für unmöglich gehalten wurde – sie haben einen Gesellenbrief, einen Meisterbrief und einen Bachelor-Studienabschluss erlangt. Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD), Kammerpräsident Stefan Lobenstein und FH-Rektor Prof. Volker Zerbe werden sie heute dafür würdigen.
Erstes Lehrjahr läuft ganz normal
Wie funktioniert nun ein solches triales Studium? Fakt ist, dass die Lehrlinge beziehungsweise Studenten in den 54 Monaten intensiver als andere mit ihren Ausbildungsinhalten befasst sind. Im ersten Jahr läuft alles ab, wie bekannt: die Grundausbildung in einem Ausbildungsbetrieb, der diesen Weg ebenfalls mittragen muss, beginnt. Parallel dazu läuft die schulische Ausbildung. Schon im zweiten Jahr wechseln die Absolventen bereits an die Fachhochschule und starten ihr über sieben Semester dauerndes Studium – dazu haben sie in den Jahren zwei und drei allerdings auch noch 15 Wochenstunden Fachausbildung in ihrem Handwerksbetrieb. Das fünfte Semester im vierten Studienjahr ist dann das Praxissemester an der Fachhochschule und damit Vorbereitung auf die Meisterprüfung. Davor steht allerdings noch der Gesellenabschluss, bevor im sechsten Semester erneut Lehrveranstaltungen und Prüfungen an der FH kommen. Im siebten Semester, und das haben alle vier eingangs genannten mittlerweile mit Bravour absolviert, stehen dann Bachelorarbeit und Meisterprüfung auf dem Plan. Die Handwerkskammer wirbt intensiv um diesen trialen Studiengang. „Hoher Innovationsdruck, technologischer Wandel, Veränderungen des Arbeitsmarktes und im Kundenverhalten der Gesellschaft stellen zukünftige Herausforderungen und gleichzeitig Chancen für Handwerksunternehmen dar“, heißt es auf einem Werbeflyer – die Superhandwerker sollen den Firmen helfen, diese Chancen zu nutzen.