Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Attacke in Schweizer Zug

Bewaffnete­r Mann geht auf Fahrgäste los, zwei Tote und fünf Verletzte – Polizei geht hier nicht von Terror aus

- VON MATTHIAS RÖDER

Eine Szenerie wie bei der Terror-Attacke in einem Regionalzu­g in Würzburg: In der Schweiz geht ein bewaffnete­r Mann in einem Zug auf mehrere Fahrgäste los. Die Bilanz: Zwei Tote und fünf Verletzte Mit einer Flammen-Attacke und einem Messer hat ein 27-Jähriger in einem Zug in der Schweiz einen tödlichen Angriff auf Passagiere verübt. Eine 34-jährige Frau erlag laut Polizei am Sonntag ihren Verletzung­en. Auch der Tatverdäch­tige überlebte das von ihm entfachte Inferno nicht. Fünf Zuggäste, darunter ein sechsjähri­ges Kind, wurden sehr schwer verletzt. Das Motiv für die Tat war am Sonntag noch unklar. Einen Terrorakt hielt die Polizei für unwahrsche­inlich. „Es gibt bislang keine Anzeichen für eine terroristi­sche oder politisch motivierte Tat“, teilte sie mit. Der 27-Jährige hatte am Samstagnac­hmittag gegen 14.20 Uhr in einem Zug im Kanton St. Gallen mit einer brennbaren Flüssigkei­t und einem Messer Passagiere angegriffe­n. Die Attacke in der Südostbahn kurz vor dem Bahnhof Salez bei Liechtenst­ein wurde auf Video aufgenomme­n.

Der Täter hatte in einem Waggon die Flüssigkei­t ausgeschüt­tet, die sich entzündete. Mit einem Messer stach er auf die Passagiere ein. Bei den Verletzten handelt es sich um einen 17und einen 50-jährigen Mann, um zwei Frauen im Alter von 17 und 43 Jahren sowie um das sechsjähri­ge Kind. Die Behörden gingen aufgrund des Videomater­ials von einem Einzeltäte­r aus. Der Tatverdäch­tige mit laut Polizei „typisch schweizeri­schen Namen“ist in einem Schweizer Kanton gemeldet. Die Polizei durchsucht­e noch am Abend sein Haus. Der Mann ist bei der Polizei unbekannt, im Schweizeri­schen Strafregis­ter besteht kein Eintrag über ihn. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt unter anderem wegen schwerer Körperverl­etzung und Brandstift­ung. Der eingesetzt­e Brandbesch­leuniger wurde von Experten der Spurensuch­e analysiert. Der Lokführer hatte nach dem Brandalarm besonnen den Zug in den nächsten Bahnhof gefahren und nicht sofort auf freier Strecke gestoppt. Das erleichter­te laut Polizei die Rettungsar­beiten erheblich. 50 bis 60 weitere Zugpassagi­ere wurden von Notfall-Teams psychologi­sch betreut. Drei Rettungshu­bschrauber, einige Notärzte und viele andere Helfer waren im Einsatz. Nach der Einfahrt des Zuges und dem Öffnen der Türen barg laut Behörden ein auf dem Bahnsteig stehender Mann einen der Schwerverl­etzten aus dem stark rauchenden Waggon und leistete Erste Hilfe. Wie sich herausstel­lte, handelte es sich bei dem Verletzten um den Tatverdäch­tigen. Der Helfer erlitt eine leichte Rauchvergi­ftung, konnte das Krankenhau­s aber wieder verlassen. Die Attacke stellt das bisherige Einsatzkon­zept von Bahnsicher­heitsfirme­n infrage. Martin Graf, Geschäftsf­ührer der Sicherheit­sfirma Securitran­s, sagte der Zeitung „Schweiz am Sonntag“, dass die Bahnhofprä­senz von Sicherheit­sbeamten auf 24 Stunden ausgedehnt werden solle.

Der Vorfall weckt Erinnerung­en an den Anschlag von Würzburg vom 18. Juli. Dort hatte ein 17-jähriger Flüchtling in einem Regionalzu­g mehrere Menschen mit einer Axt und einem Messer schwer verletzt – darunter eine Touristenf­amilie aus Hongkong. In einem Video bekannte er sich zur Terrormili­z IS. Spezialkrä­fte der Polizei erschossen den jungen Mann kurz nach der Tat.

 ??  ?? Ein Polizeiaut­o steht am Samstag an der Bahnstatio­n SalezSennw­ald. Ein bewaffnete­r 27Jähriger hat im Zug mehrere Passagiere verletzt. Eine 34Jährige starb gestern an ihren Verletzung­en. Foto: Gian Ehrenzelle­r
Ein Polizeiaut­o steht am Samstag an der Bahnstatio­n SalezSennw­ald. Ein bewaffnete­r 27Jähriger hat im Zug mehrere Passagiere verletzt. Eine 34Jährige starb gestern an ihren Verletzung­en. Foto: Gian Ehrenzelle­r

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