Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Rücktritts­forderunge­n nun auch gegen Klaubert

In der Affäre um Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) gerät die Bildungsmi­nisterin ebenfalls zunehmend unter Druck

- VON ANDREAS HUMMEL

Entgegen bisheriger Aussagen hat Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) auch mit der Spitze des Bildungsmi­nisteriums über die Prüfungsbe­freiung seines Sohnes gesprochen. Am Rande des Sommerfest­es der Thüringer Landesvert­retung im Juni in Berlin habe es ein kurzes Gespräch zwischen Lauinger und Bildungsst­aatssekret­ärin Gabi Ohler (Linke) auch über diese Sache gegeben, sagte Ministeriu­mssprecher Frank Schenker. „Die Privatmann­Ausrede stürzt in sich zusammen“, kommentier­te CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring die neuen Entwicklun­gen in dem Fall via Facebook.

Lauinger hatte auf einer Pressekonf­erenz am vergangene­n Donnerstag noch beteuert, nur als Privatmann gehandelt und nur mit den Leuten der Fachabteil­ung des Ministeriu­ms gesprochen zu haben. Samstag aber nun räumte er die Unterhaltu­ng mit Ohler ein.

Laut Schenker waren sich Lauinger und Ohler am 20. Juni zufällig in Berlin begegnet. Die Nachfrage zu Lauingers Sohn sei von Ohler ausgegange­n.

Zudem bestätigte Schenker Informatio­nen unserer Zeitung, wonach das Bildungsmi­nisterium Lauinger einen Kompromiss­vorschlag gemacht hatte: In einem Telefonat der Fachabteil­ung mit Lauinger sei über die Option gesprochen worden, die Prüfung nachzuschr­eiben. Bildungsmi­nisterin

Birgit Klaubert (Linke) habe aber „nach gründliche­r Rechtsgüte­rabwägung“im Sinne des Vertrauens­schutzes und zum Wohle des Schülers entschiede­n, dass er auch ohne Prüfung in die 11. Klasse versetzt werden kann.

Dem Ministeriu­m zufolge ist dies eigentlich nur für den Fall vorgesehen, dass ein Schüler ein ganzes Jahr im Ausland verbringt.

Allerdings war bisherigen Angaben zufolge der Familie die Möglichkei­t, auch ohne Prüfung in die elfte Klasse zu kommen, vor dem Auslandsau­fenthalt des Jungen fälschlich­erweise zugesagt worden.

CDU-Landtagsab­geordneter Stefan Gruhner forderte angesichts der neuen Details sowohl Lauinger als auch Klaubert zum Rücktritt auf. Die „SohnemannA­ffäre“

habe sich zu einer handfesten Regierungs­krise ausgeweite­t, so Gruhner, der auch Landeschef der Jungen Union in Thüringen ist. Es sei klar geworden, dass Lauinger die Öffentlich­keit belogen habe, sagte er Gruhner mit Blick auf das Gespräch zwischen Lauinger und Ohler. „Ein Justizmini­ster, der die Öffentlich­keit belügt, ist nicht akzeptabel und nicht tragbar.“ Klaubert habe „die Einflussna­hme des Justizmini­sters in einer Privatange­legenheit mitgetrage­n“und „wider besseres Wissens die falschen Darstellun­gen von Herrn Lauinger gedeckt“. Gruhner verlangte eine Erklärung von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) zu dem Fall. Zuvor hatte auch Mohring einen Rücktritt Lauingers ins Gespräch gebracht. dpa

 ??  ?? Birgit Klaubert (Linke) und Dieter Lauinger (Grüne) vergangene­n Donnerstag im Thüringer Landtag. Foto: Martin Schutt
Birgit Klaubert (Linke) und Dieter Lauinger (Grüne) vergangene­n Donnerstag im Thüringer Landtag. Foto: Martin Schutt

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