Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Twitterkön­ig Bodo Ramelow

Thüringens Ministerpr­äsident ist im Internet sehr aktiv

- VON SIMONE ROTHE

„Bodo Ramelow, Mensch“– so präsentier­t sich Thüringens Ministerpr­äsident beim Kurznachri­chtendiens­t Twitter. Dass er Regierungs­chef und Politiker ist, steht nicht auf der Startseite des Spitzenlin­ken. Ein Foto, auf dem der 60-Jährige vor einer Fahne die Hand zum Schwur hebt, muss als Hinweis reichen. Ramelow gilt als Twitterkön­ig unter den Ministerpr­äsidenten: Über 38400 Tweets, nicht wenige davon hat er mitten in der Nacht verfasst. Rund 17 600 Menschen interessie­ren sich dafür.

Anders als einige Amtskolleg­en tippt Ramelow selbst, postet Fotos, kommentier­t, was andere so schreiben. Und er provoziert. „Außer heißer Luft, nichts passiert! Backen aufgeblase­n und mit pffffft beendet“, lautet eine seiner jüngsten Kurzbotsch­aften. Es geht um Thüringens AfDChef Björn Höcke, der Ramelow eigentlich verklagen wollte, aber der Ankündigun­g bisher keine Taten folgen ließ. Anlass war ein Foto, das Höcke mit erhobenem Arm zeigte und das Ramelow per Twitter weiterschi­ckte.

Verbal gefetzt hat sich der Chef der ersten rot-rot-grünen Koalition in Deutschlan­d in diesem Jahr im Netz auch mit mutmaßlich­en Antifa-Aktivisten. In einem Video bei Twitter sagte Ramelow Sätze wie „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid.“Auch das sorgte für heftige Diskussion­en im Netz.

Ramelow steht dazu, auch Auseinande­rsetzungen über die sozialen Netzwerke zu führen. „An bayerische­n Stammtisch­en geht es derber zu als bei mir auf Facebook und Twitter.“Die sozialen Netzwerke seien Teil seiner Kommunikat­ion, die Zugriffswe­rte so hoch, weil er sich so gebe, wie er sei. „Ich bin das“, sagt Ramelow.

Er sagt auch, „meine Twitteroff­ensiven sind überwiegen­d privat.“Deshalb habe er sich für das Wort Mensch unter seinem Namen entschiede­n. Doch neben dem Glückwunsc­h für eine Medailleng­ewinnerin bei Olympia, Fotos vom Ausflug zum Techno-Festival „Sonne MondSterne“oder vom Familienhu­nd Attila gibt es viel Landesund Bundespoli­tik, mal direkt, mal als Retweet.

Für den Hamburger Politikber­ater und Blogger Martin Fuchs ist Ramelow „einer der wenigen Spitzenpol­itiker, der verstanden hat, wie das Instrument Twitter funktionie­rt“. (dpa)

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