Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Twitterkönig Bodo Ramelow
Thüringens Ministerpräsident ist im Internet sehr aktiv
„Bodo Ramelow, Mensch“– so präsentiert sich Thüringens Ministerpräsident beim Kurznachrichtendienst Twitter. Dass er Regierungschef und Politiker ist, steht nicht auf der Startseite des Spitzenlinken. Ein Foto, auf dem der 60-Jährige vor einer Fahne die Hand zum Schwur hebt, muss als Hinweis reichen. Ramelow gilt als Twitterkönig unter den Ministerpräsidenten: Über 38400 Tweets, nicht wenige davon hat er mitten in der Nacht verfasst. Rund 17 600 Menschen interessieren sich dafür.
Anders als einige Amtskollegen tippt Ramelow selbst, postet Fotos, kommentiert, was andere so schreiben. Und er provoziert. „Außer heißer Luft, nichts passiert! Backen aufgeblasen und mit pffffft beendet“, lautet eine seiner jüngsten Kurzbotschaften. Es geht um Thüringens AfDChef Björn Höcke, der Ramelow eigentlich verklagen wollte, aber der Ankündigung bisher keine Taten folgen ließ. Anlass war ein Foto, das Höcke mit erhobenem Arm zeigte und das Ramelow per Twitter weiterschickte.
Verbal gefetzt hat sich der Chef der ersten rot-rot-grünen Koalition in Deutschland in diesem Jahr im Netz auch mit mutmaßlichen Antifa-Aktivisten. In einem Video bei Twitter sagte Ramelow Sätze wie „Es kotzt mich an, wie arrogant ihr seid.“Auch das sorgte für heftige Diskussionen im Netz.
Ramelow steht dazu, auch Auseinandersetzungen über die sozialen Netzwerke zu führen. „An bayerischen Stammtischen geht es derber zu als bei mir auf Facebook und Twitter.“Die sozialen Netzwerke seien Teil seiner Kommunikation, die Zugriffswerte so hoch, weil er sich so gebe, wie er sei. „Ich bin das“, sagt Ramelow.
Er sagt auch, „meine Twitteroffensiven sind überwiegend privat.“Deshalb habe er sich für das Wort Mensch unter seinem Namen entschieden. Doch neben dem Glückwunsch für eine Medaillengewinnerin bei Olympia, Fotos vom Ausflug zum Techno-Festival „Sonne MondSterne“oder vom Familienhund Attila gibt es viel Landesund Bundespolitik, mal direkt, mal als Retweet.
Für den Hamburger Politikberater und Blogger Martin Fuchs ist Ramelow „einer der wenigen Spitzenpolitiker, der verstanden hat, wie das Instrument Twitter funktioniert“. (dpa)