Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Spaßduelle der Supermänner
Zur Thüringer Burgenfahrt stellen sich Stars von einst zum JedermannMehrkampf. BMXWeltmeister fordert Hochspringer heraus
Rio lässt grüßen. Olympia für alle. Am kommenden Sonnabend, dem vorletzten Tag der Olympischen Spiele, schwingen sich in Thüringen die Radfahrer und Freunde des Radsports in den Sattel, um sich bei der 43. Thüringer Burgenfahrt ihre Goldmedaille zu erkämpfen.
Ohne Streß, ohne Hektik, ohne Dopingängste. Begleitet von Pannenengeln der Radexperten und Schutzengeln der Thüringer Polizei. Doch ohne Fleiß kein Preis: Kämpfen müssen manche Hobbyradler schon, um sich am 20. August nach der Strampelei von 15 Thüringer Städten bis zu den Drei Gleichen am Ziel im Freudenthal mit sportlichem Gold zu schmücken. Dort werden sie beim Volksfest des Radfahrens allerdings auch hinreichend entschädigt. Mit Spaß, Musik und Thüringer Spezialitäten. Mit vielen Chancen, etwas zu gewinnen. Mit Treffen von Gleichgesinnten und sportlichen Vorbildern.
Rio lässt grüßen. Aus der Olympiastadt am Zuckerhut meldet sich Sportredakteur Axel Eger per Fernschaltung live vom Zuckerhut und mit Exweltmeister Rene Enders stellt sich Erfurts aktueller Olympiasechster und Exweltmeister im Teamsprint höchstpersönlich den Fragen der Burgenfahrer zu seinen olympischen Erlebnissen.
Olympioniken radeln mit. Hanka Kupfernagel, Silbermedaillengewinnerin von Sydney und die Olympiavierte von Atlanta, Vera Hohlfeld führen mit dem maxx solar Woman Cycling Team ab 9.30 Uhr die Gothaer auf den Burgenkurs. Mario Kummer und Uwe Ampler, Olympiasieger, Weltmeister und einstige Tour de France-Helden, fahren nach dem Ehrenstartschuss von Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee – 9.30 Uhr im Brühl – von Erfurt aus mit.
Im Freudenthal stellen sie sich dann mit Burgenfahrern am Tour de France Simulator zum Jedermann-Teamwettbewerb, bei dem sie zum Beispiel auch mit Box-Europameister und Olympiamedaillengewinner Richard Nowakowski ihre Schlagkraft am Box-Roboter messen und ihre Treffsicherheit am Torwand-Riesenfußball mit den einstigen Torschützenkönigen Jürgen Heun und Peter Ducke vergleichen können. Olympiasieger Hans Jürgen Gerhardt und Weltmeister Matthias Trübner lassen die Wettbewerber und alle Interessenten im legendären Original-DDR-Zweierbob auf Schienen los zum Cool running-Sprint.
Spaßduelle mit den sportlichen Supermännern sind angesagt. Ein spezielles Duell wird zu einer Welturaufführung. In einer der ältesten olympischen Disziplinen, dem Hochsprung aus dem Stand, kommt es erstmals zum Vergleich zwischen einem weltmeisterlichen FahrradSpringer und einem nie geehrten „Jahrtausend-Springer“. Marco Thomä, der zweimalige BMXTrial-Weltmeister, misst sich nach seiner Show auf fliegenden Rädern mit dem inoffiziellen, bis heute nicht entthronten Weltrekordler im Hoch-Weitsprung, Henry Lauterbach.
Der Erfurter, heute Projektleiter der Thüringer Sportjugend, 1980 Olympiavierter im Hochsprung von Moskau, war wie der Jenaer Rolf Beilschmidt weltweit einer der ersten 2,30-mSpringer, und das noch im Straddle-Stil; aber mit seinen am 2. August 1981 in Erfurt erzielten 8,35 m seinerzeit auch einer der weltbesten Weitspringer. Macht zusammen 10,65 m im HochWeit-Mix – das hat in offiziellen Wettkämpfen bis heute kein Sprungathlet der Welt erreicht.
Unerreicht ist übrigens auch die Zahl von 287 000 sportlichen Rad-Sternfahrern; so viele junge und alte Pedalritter haben in 42 Jahren die Burgen an einem Tag gestürmt. Am 20. August wird möglicherweise der 290 000. erwartet. Und der darf sich auf einen nachweihnachtlichen Trip in den Ruhrpott freuen – zum Biathlon auf Schalke.