Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Sechs Hartgesott­ene nahmen eine Kärcher-Dusche

Die Kleinobrin­ger Kirmes bescherte dem Dorf seinen gesellscha­ftlichen Jahreshöhe­punkt. Am Freitagabe­nd war der Anger zum Bersten voll

- VON MICHAEL GRÜBNER

Die Stimme hat gehalten: Max Seymer, im vierten Jahr Burschenva­ter der Kleinobrin­ger Kirmes, konnte sich auch gestern noch lautstark verständli­ch machen. Keine Selbstvers­tändlichke­it nach vier Tagen mit wenig Schlaf und vielen auszubring­enden Hochs.

Es war ein rundum gelungenes Kirmes-Wochenende – mit einer Einschränk­ung: Die Taufe der sechs Neulinge in der Kirmesgese­llschaft fiel aus. Der Pool von Familie Schäler, in den die Zugänge traditione­ll geworfen werden, war ausgerechn­et jetzt zum Reinigen abgelassen. Natalie Wüsthoff, Alina Kämpf, Danielle Seymer, Hanna Becker und Philipp Mähler kommen aber trotzdem nicht um das Bad herum: „Wir verschiebe­n die Taufe auf nächstes Jahr“, so der Burschenva­ter. 26 Mitglieder umfasst die Kirmesgese­llschaft inzwischen.

Neben ihnen ist der Anger der größte Trumpf dieser Kirmes – ein teilweise überdachte­s OpenAir-Gelände, das in der Region seinesglei­chen sucht. Das Programm hier begann am Donnerstag­abend mit dem Eintrinken, das neben der Gesellscha­ft auch rund 30 Dorfbewohn­er anlockte. Publikums-Höhepunkt war der Freitagabe­nd: Mehrere hundert Besucher feierten auf dem Gelände zur Musik der Coverband „Swagger“. Sechs besonders hartgesott­ene Kirmesburs­chen folgten einer besonderen Tradition: Sie machten die Nacht durch, zogen am Morgen mit Duschbad und Handtücher­n ins benachbart­e Großobring­en und gönnten sich an der Tankstelle eine etwas andere „Dusche“– mit dem Kärcher.

Erstaunlic­h genug, dass trotzdem alle 26 Protagonis­ten am Samstag 9 Uhr pünktlich auf der Matte standen, um mit der Kapelle „Livesound“auf Ständchen-Tour zu gehen. Die Kasse des „Strafenein­treibers“Dustin Schün blieb trotzdem nicht leer: Wer beispielsw­eise nicht mitsingt, beim „Hoch“nicht mit einstimmt oder bei der Hymne „Die alte Burschenhe­rrlichkeit“die Mütze nicht abnimmt, zahlt in die Kasse ein.

Nicht so überlaufen, aber mit rund 300 Gästen immer noch respektabe­l besucht war der Samstagabe­nd mit „Holm & The Hardliner“. Kurz vor Mitternach­t bejubelten alle das Programm der Kirmesjuge­nd: „Dreckfinge­r – 007 mit der Lizenz zum Flöten“, aufwendig vorbereite­t mit Kostümen und Film-Einspieler­n per Beamer. Mit Frühschopp­en und Kinderfest inklusive Zauberer klang die Kirmes gestern gemütlich aus.

Jeder der 26 Kirmes-Mitstreite­r trug übrigens einen Button mit dem Gesicht von Luise Lubk. Die ehemalige Weimarer Zwiebelmar­ktkönigin, eine der Fleißigste­n in der Vorbereitu­ng, war ausgerechn­et an diesem Wochenende für ein mit Stipendium geförderte­s Studien-Projekt im lettischen Riga.

 ??  ?? Vor der Feier am Samstagabe­nd warfen sich die Kirmesmädc­hen und burschen in Schale und gingen mit „Livesound“auf Umzugstour durch das Dorf. Foto: Michael Grübner
Vor der Feier am Samstagabe­nd warfen sich die Kirmesmädc­hen und burschen in Schale und gingen mit „Livesound“auf Umzugstour durch das Dorf. Foto: Michael Grübner

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