Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Sechs Hartgesottene nahmen eine Kärcher-Dusche
Die Kleinobringer Kirmes bescherte dem Dorf seinen gesellschaftlichen Jahreshöhepunkt. Am Freitagabend war der Anger zum Bersten voll
Die Stimme hat gehalten: Max Seymer, im vierten Jahr Burschenvater der Kleinobringer Kirmes, konnte sich auch gestern noch lautstark verständlich machen. Keine Selbstverständlichkeit nach vier Tagen mit wenig Schlaf und vielen auszubringenden Hochs.
Es war ein rundum gelungenes Kirmes-Wochenende – mit einer Einschränkung: Die Taufe der sechs Neulinge in der Kirmesgesellschaft fiel aus. Der Pool von Familie Schäler, in den die Zugänge traditionell geworfen werden, war ausgerechnet jetzt zum Reinigen abgelassen. Natalie Wüsthoff, Alina Kämpf, Danielle Seymer, Hanna Becker und Philipp Mähler kommen aber trotzdem nicht um das Bad herum: „Wir verschieben die Taufe auf nächstes Jahr“, so der Burschenvater. 26 Mitglieder umfasst die Kirmesgesellschaft inzwischen.
Neben ihnen ist der Anger der größte Trumpf dieser Kirmes – ein teilweise überdachtes OpenAir-Gelände, das in der Region seinesgleichen sucht. Das Programm hier begann am Donnerstagabend mit dem Eintrinken, das neben der Gesellschaft auch rund 30 Dorfbewohner anlockte. Publikums-Höhepunkt war der Freitagabend: Mehrere hundert Besucher feierten auf dem Gelände zur Musik der Coverband „Swagger“. Sechs besonders hartgesottene Kirmesburschen folgten einer besonderen Tradition: Sie machten die Nacht durch, zogen am Morgen mit Duschbad und Handtüchern ins benachbarte Großobringen und gönnten sich an der Tankstelle eine etwas andere „Dusche“– mit dem Kärcher.
Erstaunlich genug, dass trotzdem alle 26 Protagonisten am Samstag 9 Uhr pünktlich auf der Matte standen, um mit der Kapelle „Livesound“auf Ständchen-Tour zu gehen. Die Kasse des „Strafeneintreibers“Dustin Schün blieb trotzdem nicht leer: Wer beispielsweise nicht mitsingt, beim „Hoch“nicht mit einstimmt oder bei der Hymne „Die alte Burschenherrlichkeit“die Mütze nicht abnimmt, zahlt in die Kasse ein.
Nicht so überlaufen, aber mit rund 300 Gästen immer noch respektabel besucht war der Samstagabend mit „Holm & The Hardliner“. Kurz vor Mitternacht bejubelten alle das Programm der Kirmesjugend: „Dreckfinger – 007 mit der Lizenz zum Flöten“, aufwendig vorbereitet mit Kostümen und Film-Einspielern per Beamer. Mit Frühschoppen und Kinderfest inklusive Zauberer klang die Kirmes gestern gemütlich aus.
Jeder der 26 Kirmes-Mitstreiter trug übrigens einen Button mit dem Gesicht von Luise Lubk. Die ehemalige Weimarer Zwiebelmarktkönigin, eine der Fleißigsten in der Vorbereitung, war ausgerechnet an diesem Wochenende für ein mit Stipendium gefördertes Studien-Projekt im lettischen Riga.