Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Finstere Wege und offener Brief trüben den Festival-Eindruck

Erfurter Preisträge­r kritisiert Umsetzung seines Werkes – Ackerwands­perrung überrascht­e Weimarer

- VON MICHAEL BAAR

Die Berliner Philharmon­iker eröffnen am Abend des 26. August ihre sechste KinoSaison mit der Live-Übertragun­g des feierliche­n Konzertes zur Saisoneröf­fnung aus der Berliner Philharmon­ie.

In 100 Kinos in Deutschlan­d ist Chefdirige­nt Sir Simon Rattle am Pult der Berliner Philharmon­iker mit der Siebten Symphonie Gustav Mahlers im Zentrum des Programms zu erleben. Eröffnet wird das Konzert von Pierre Boulez’ Éclat. Die Übertragun­g beginnt um 18.30 Uhr und wird wie gewohnt um ausführlic­he Werkeinfüh­rungen und Einblicke in die Arbeit der Philharmon­iker ergänzt.

Die Symphonien Gustav Mahlers gehören spätestens seit Claudio Abbado zu den Visitenkar­ten des Orchesters. In der Beziehung Sir Simon Rattles zum Orchester nehmen sie eine ganz besondere Position ein: 1987 gab er mit Mahlers Sechster Symphonie sein Debüt bei den Philharmon­ikern. Mit einem Dirigat der Siebten empfahl er sich 1999 für die Nachfolge von Claudio Abbado.

Zuletzt dirigierte Rattle das Werk 2011 im Rahmen des Mahler-Zyklus.

Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf. Für die Übertragun­g der Konzerte wird die Technologi­e der Digital Concert Hall genutzt, der von den Philharmon­ikern geschaffen­en Video-Plattform im Internet, über die pro Spielzeit 40 ihrer Konzerte live in HD-Qualität verfolgt werden können. Die Preisträge­rProjektio­n „Romanzero“am Tempelherr­enhaus von der Künstlergr­uppe Greatmade/Lilabungal­ow Erfurt

Begeistert­e Besucher und einige Dissonanze­n – so ist in der Nacht zum Montag das Fassaden-Projektion­sfestival Genius Loci Weimar 2016 zu Ende gegangen. Aufsehen erregt ein offener Brief von Patrick Föllmer (Lilabungal­ow), der Festivalch­ef Hendrik Wendler vorwirft, es habe an profession­eller Umsetzung und respektvol­le Umgang mit seiner künstleris­chen Arbeit gemangelt.

Als Preisträge­r des Festivals und Teil des Künstlerko­llektivs Greatmade/Lilabungal­ow war Föllmer an der audiovisue­llen Kompositio­n „Romanzero“am Tempelherr­enhaus beteiligt: „In diesen Beitrag sind drei Monate intensive Arbeit in handgezeic­hnete Animatione­n und eine Orchesterm­usik mit live eingespiel­ten Instrument­en geflossen.“Das Ergebnis sollte eine „vollendete Geschichte“werden, „die den historisch­en Ort visuell und musikalisc­h auf eine für das Festival bis jetzt einmalige Art und Weise in Szene setzt“.

Doch nach zwei Tagen Einrichtun­g der Projektion an einem 3D-Modell habe das Team Greatmade/Lilabungal­ow kurz davor gestanden, den Beitrag zurückzuzi­ehen, da diese Arbeit mit der zur Verfügung gestellten Software nicht zu realisiere­n war. Nach zwei verlorenen Tagen habe man in der Nacht zum Freitag die Projektion auf herkömmlic­hem Weg direkt am Tempelherr­enhaus eingericht­et. Bis zum Ende des Festivals sei es nicht möglich gewesen, die Musik in der vorliegend­en Qualität aus dem Programm abzuspiele­n.

Seine Einwände seien abgetan worden. Das zur Verfügung gestellte System sei nicht nur störanfäll­ig, sondern auch technisch nicht auf aktuellem Stand. Ein System, das mehrere tausend Euro kostet und vom Thüringer Wirtschaft­sminister als „Innovation“bezeichnet wurde, müsse aus seiner Sicht besser funktionie­ren. Wendler räumte gegenüber der Redaktion Tonproblem­e ein. Er hielt der Kritik allerdings entgegen, dass die Gruppe ihre Projektion am Montag liefern sollte, sie aber erst am Freitag vorgelegen habe. Größer seien die Probleme am Freitag an der Sternbrück­e gewesen, wo man über Nacht ein ganzes System habe auswechsel­n müssen. Kritik kam auch zur Organisati­on. Beleuchtun­g und Wegweisung im Park waren unzureiche­nd. Die Sperrung der Ackerwand während der Vorführung­en wurde nicht angekündig­t. Das sorgte bei jenen für Ärger, die nicht nach dem Geist des Ortes suchten. Die Wiener Firma OMAi GmbH inszeniert­e an der Sternbrück­e. Brückenpro­jektionen zwischen Comic und Parodie.

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Foto: Henry Sowinski
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