Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Finstere Wege und offener Brief trüben den Festival-Eindruck
Erfurter Preisträger kritisiert Umsetzung seines Werkes – Ackerwandsperrung überraschte Weimarer
Die Berliner Philharmoniker eröffnen am Abend des 26. August ihre sechste KinoSaison mit der Live-Übertragung des feierlichen Konzertes zur Saisoneröffnung aus der Berliner Philharmonie.
In 100 Kinos in Deutschland ist Chefdirigent Sir Simon Rattle am Pult der Berliner Philharmoniker mit der Siebten Symphonie Gustav Mahlers im Zentrum des Programms zu erleben. Eröffnet wird das Konzert von Pierre Boulez’ Éclat. Die Übertragung beginnt um 18.30 Uhr und wird wie gewohnt um ausführliche Werkeinführungen und Einblicke in die Arbeit der Philharmoniker ergänzt.
Die Symphonien Gustav Mahlers gehören spätestens seit Claudio Abbado zu den Visitenkarten des Orchesters. In der Beziehung Sir Simon Rattles zum Orchester nehmen sie eine ganz besondere Position ein: 1987 gab er mit Mahlers Sechster Symphonie sein Debüt bei den Philharmonikern. Mit einem Dirigat der Siebten empfahl er sich 1999 für die Nachfolge von Claudio Abbado.
Zuletzt dirigierte Rattle das Werk 2011 im Rahmen des Mahler-Zyklus.
Karten gibt es ab sofort im Vorverkauf. Für die Übertragung der Konzerte wird die Technologie der Digital Concert Hall genutzt, der von den Philharmonikern geschaffenen Video-Plattform im Internet, über die pro Spielzeit 40 ihrer Konzerte live in HD-Qualität verfolgt werden können. Die PreisträgerProjektion „Romanzero“am Tempelherrenhaus von der Künstlergruppe Greatmade/Lilabungalow Erfurt
Begeisterte Besucher und einige Dissonanzen – so ist in der Nacht zum Montag das Fassaden-Projektionsfestival Genius Loci Weimar 2016 zu Ende gegangen. Aufsehen erregt ein offener Brief von Patrick Föllmer (Lilabungalow), der Festivalchef Hendrik Wendler vorwirft, es habe an professioneller Umsetzung und respektvolle Umgang mit seiner künstlerischen Arbeit gemangelt.
Als Preisträger des Festivals und Teil des Künstlerkollektivs Greatmade/Lilabungalow war Föllmer an der audiovisuellen Komposition „Romanzero“am Tempelherrenhaus beteiligt: „In diesen Beitrag sind drei Monate intensive Arbeit in handgezeichnete Animationen und eine Orchestermusik mit live eingespielten Instrumenten geflossen.“Das Ergebnis sollte eine „vollendete Geschichte“werden, „die den historischen Ort visuell und musikalisch auf eine für das Festival bis jetzt einmalige Art und Weise in Szene setzt“.
Doch nach zwei Tagen Einrichtung der Projektion an einem 3D-Modell habe das Team Greatmade/Lilabungalow kurz davor gestanden, den Beitrag zurückzuziehen, da diese Arbeit mit der zur Verfügung gestellten Software nicht zu realisieren war. Nach zwei verlorenen Tagen habe man in der Nacht zum Freitag die Projektion auf herkömmlichem Weg direkt am Tempelherrenhaus eingerichtet. Bis zum Ende des Festivals sei es nicht möglich gewesen, die Musik in der vorliegenden Qualität aus dem Programm abzuspielen.
Seine Einwände seien abgetan worden. Das zur Verfügung gestellte System sei nicht nur störanfällig, sondern auch technisch nicht auf aktuellem Stand. Ein System, das mehrere tausend Euro kostet und vom Thüringer Wirtschaftsminister als „Innovation“bezeichnet wurde, müsse aus seiner Sicht besser funktionieren. Wendler räumte gegenüber der Redaktion Tonprobleme ein. Er hielt der Kritik allerdings entgegen, dass die Gruppe ihre Projektion am Montag liefern sollte, sie aber erst am Freitag vorgelegen habe. Größer seien die Probleme am Freitag an der Sternbrücke gewesen, wo man über Nacht ein ganzes System habe auswechseln müssen. Kritik kam auch zur Organisation. Beleuchtung und Wegweisung im Park waren unzureichend. Die Sperrung der Ackerwand während der Vorführungen wurde nicht angekündigt. Das sorgte bei jenen für Ärger, die nicht nach dem Geist des Ortes suchten. Die Wiener Firma OMAi GmbH inszenierte an der Sternbrücke. Brückenprojektionen zwischen Comic und Parodie.