Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Bürgerinitiative „proEttersberg“bittet Umweltministerin um Hilfe
Kritik an der Waldbewirtschaftung am Ettersberg durch ThüringenForst soll in Petition an Thüringer Landtag münden
Mit einer Petition an den Thüringer Landtag will die Bürgerinitiative (BI) „proEttersberg“die aus ihrer Sicht zu massiven Baumfällungen im Bereich des Großen Ettersberges mit dem Naturschutzgebiet Prinzenschneise vorgehen. Das kündigten die Initiatorinnen, Silvia Wagner und Marion Koch aus Großobringen, in einem Offenen Brief an die Thüringer Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz, Anja Siegesmund (Grüne), mit.
Statt der bisherigen Form der Bewirtschaftung fordern sie in der Petition das „Lübecker Modell“für das Waldgebiet auf dem Ettersberg sowie, die forstwirtschaftliche Nutzug der Prinzenschneise ganz einzustellen. Besagtes Modell zielt darauf, zehn Prozent der Waldfläche vollkommen unbewirtschaftet zu lassen, wobei einzig das Jagen ein erlaubter Eingriff ist. Bei dem Vorhaben, das Modell auch im Norden Weimars umzusetzen, hoffen die Großobringerinnen auf die Unterstützung der Ministerin, heißt es in dem Brief.
Vier Gründe führen die Initiatorinnen der BI für ihre Haltung an. Der Ettersberg mit der Gedenkstätte Buchenwald stelle einen Ort dar, „an dem die Geschichte eine enge Verbindung mit der Natur eingeht und an der der Besucher eine unberührte Natur erwartet, und nicht gerodete und verwüstete Waldflächen“, schreiben Wagner und Koch in ihrem Brief. Die intensive Nutzung durch ThüringenForst stehe zudem der Entwicklung entgegen, dass Wälder eben nicht mehr wie „zu Anna Amalias Zeiten“zur Holzbeschaffung lebensnotwendig waren, vielmehr stehe heute die Nutzung als Naherholungsort durch alle Einwohner der umliegenden Gemeinden und der Stadt im Zentrum, betonten die BISprecherinnen. An Sonntagen, so heißt es weiter, herrsche auf der Prinzenschneise mehr Trubel als in der Schillerstraße in Weimar, weil zahlreiche Freizeitsportler den Ettersberg für ihr Hobby nutzen würden. „Wir als Bürgerinitiative wollen uns stark machen, den Wald als Erholungsgebiet zu erhalten und als weiteren Schritt eine sanfte touristische Erschließung anzustreben“, nennen sie als ihre Ziele. Dies schließe auch mehr Werbung für das Rad- und Wanderwegenetz ein.
Als dritten wichtigen Faktor verweisen die Großobringerinnen in ihrem Brief an die Ministerin auf den Klimaschutz. Durch den Einsatz der Harvester sei das Waldinnenklima (Verdichtung des Bodens/keine geschlossenen Baumkronen mehr, daher Sonneneinstrahlung und zusätzliche Austrocknung des Bodens) dauerhaft geschädigt und gestört worden, behaupten Silvia Wagner und Marion Koch. Außerdem würden die bis zum Feldrand angelegten Rückegassen bei Sturm Angriffsfläche für den Wind bieten. Als vierten und letzten Punkt verweisen die BI-Sprecherinnen auf den Naturschutz: Es sei unverständlich, dass in Naturschutzgebieten sowie dem Fauna-Flora-Habitat Großer Ettersberg „genauso der Harvester wüten kann wie in jedem anderen Staatsforst“. Bei einer Begehung habe ein Waldnaturschutzexperte des Nabu festgestellt, dass durch die massiven Forstarbeiten der besonders schützenswerte Mittelspecht bedroht sei, ebenso wie der Rotmilan.
Abschließend haben Silvia Wagner und Marion Koch die Einladung an Ministerin Anja Siegesmund ausgesprochen, am 21. April an einem Mitgliedertreffen der Bürgerinitiative in Großobringen teilzunehmen.