Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Streit um Digitalfun­k

Linksparte­i widerspric­ht CDUKreista­gsfaktions­chef: „Fakten sprechen gegen Mohring“

- VON DIRK LORENZBAUE­R

Die Debatte um die Einführung des Digitalfun­ks bei Feuerwehre­n und Rettungskr­äften im Weimarer Land ist noch nicht beendet.

Nachdem es im Kreistag im Zusammenha­ng mit der Freigabe einer Stelle dafür zu einem verbalen Schlagabta­usch gekommen war, verweist Kreistagsm­itglied Michael Schade (Linke) nun darauf, dass sowohl CDU-Fraktionsc­hef Mike Mohring als auch Landrat Hans-Helmut Münchberg (parteilos) die Unwahrheit gesagt hätten.

Zum Hintergrun­d: In der Sitzung am 16. März hatte der Landrat die Entsperrun­g einer Personalst­elle für den Digitalfun­k beantragt. Der Kreistag votierte später mehrheitli­ch dafür. Mohring argumentie­rte vorab vehement dagegen, dies zum jetzigen Zeitpunkt zu tun. So gebe es im Zuge der Vergabe des Digitalfun­ks in Thüringen den Einspruch eines unterlegen­en Anbieters. Dies aber sei noch nicht entschiede­n, weshalb der Kreis die Stelle jetzt nicht benötige.

Schade widerspric­ht in einem Schreiben zum Thema: „Es gibt sowohl eine Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichtes vom Januar, welche den Einspruch der unterlegen­en Firma abgewiesen hat, als auch eine ministerie­lle Mitteilung auf der Internetse­ite des Thüringer Ministeriu­ms für Inneres und Kommunales vom 17. Januar, dass der Weg für die Umstellung des Digitalfun­ks in Thüringen frei sei!“Ergo: Das Vergabever­fahren sei abgeschlos­sen, so dass die Kommunen in Thüringen in diesem Jahr 3,1 Millionen Euro in den Digitalfun­k investiere­n können.

Wertvolle Zeit verloren

Auf Nachfrage wurde in der Kreisverwa­ltung bestätigt, dass im Haushalt Einnahmen vom Land in Höhe von 280 000 Euro sowie Ausgaben für den Digitalfun­k von 340 000 Euro geplant sind. Der Kreis gibt selbst also 60 000 dazu.

Steffen Schirmer, Chef des Brand- und Katastroph­enschutzes, sagte der TA, dass man die Personalst­elle schon viel früher hätte besetzen müssen. Wertvolle Zeit sei inzwischen verflogen. Nun müsste erstmal ein geeigneter Mitarbeite­r gefunden werden, was nicht leicht sei.

Der künftige Kollege nämlich soll nicht nur die Förderantr­äge für die rund 215 Feuerwehrf­ahrzeuge inklusive der des Kreises und ein Dutzend Rettungswa­gen im Weimarer Land in Abstimmung mit den Städten und Gemeinden bearbeiten.

Er solle auch den Kontakt zum Land und zur Polizei (diese hat bereits Digitalfun­k) koordinier­en. Mit jedem Ort müssten hinsichtli­ch des Feuerwehrf­ahrzeugs Einbaugesp­räche geführt werden, das sei ein riesiger Aufwand.

Schirmer rechnet mit der Digitalfun­k-Ausrüstung der Fahrzeuge von 2018 bis 2020. Die Vorbereitu­ng aber müsste jetzt dringend anlaufen.

Kreistagsm­itglied Schade indes kritisiert nicht nur, dass Mohring die Öffentlich­keit falsch informiert habe, sondern auch den Landrat. So sei HansHelmut Münchbergs Behauptung falsch, dass die Landesregi­erung kein Konzept und schon gar keinen Zeitplan habe, den Digitalfun­k einzuführe­n. Der Landrat hätte nur in den Thüringer Staatsanze­iger zu schauen brauchen, so Schade. Dort stünden die Funk-Richtlinie, das Strategiek­onzept, das Landesauss­tattungsko­nzept oder eine projektspe­zifische Zuwendungs­richtlinie, um nur eine Auswahl zu nennen. Das wiederum hätte ihm sein Fachamt zuarbeiten müssen, schätzt Michael Schade ein.

Schade bemängelt „Wahlkampfm­odus“

Thüringer Allgemeine fragte Steffen Schirmer, der in der Kreistagss­itzung anwesend war diesbezügl­ich. Er habe sich zwar zu Wort gemeldet, das sei aber in dem Moment übersehen worden. Möglicherw­eise vom Kreistagsc­hef Fred Menge (CDU).

Michael Schade jedenfalls stellt in seinem Schreiben an die Thüringer Allgemeine abschließe­nd fest: „Sowohl Herr Mohring als auch Herr Münchberg scheinen bereits im Wahlkampfm­odus zu sein, wobei die Sachlichke­it abhanden gekommen zu sein scheint.“

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