Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Weniger ist mehr
Wenn bei Kirchentagen nur Zahlen zählen
Die evangelische Kirche will an diesem verlängerten Wochenende Zahlen sprechen lassen. Zum Kirchentag in Berlin werden am Ende wohl mehr als 150 000 Besucher gezählt.
70 000 sollen es allein schon beim Auftritt von Barack Obama und Angela Merkel vor dem Brandenburger Tor gewesen sein. Eine große Fanmeile ...
Für alle, die nicht nach Berlin reisen wollten, gibt es im Gedenkjahr der Reformation zudem die Kirchentage auf dem Weg. Auch hier erwarten die Veranstalter nochmals Zehntausende von Besuchern.
Bei all diesen Zahlen stellt sich die Frage, welche Botschaft die evangelische Kirche verkünden will. Klar, Kirchenwie Katholikentage dienen nicht nur der religiösen Auffrischung, bei denen gebetet, gesungen und gefeiert wird. Sie sind auch immer ein Ort für ge sellschaftliche Diskussionen – hier kommen Politiker, Manager, Gewerkschafter, sozial engagierte Menschen und Kirchenvertreter ins Gespräch mit den Besuchern. Die Dauerteilnehmer, die sich nach Berlin aufgemacht haben, wissen das.
Bei den Kirchentagen auf dem Weg – unter anderem in Erfurt, Jena und Weimar – ist das anders. Hier liegt die Zielgruppe auch bei jenen, die nicht mehr einer christlichen Kirche angehören. Sie werden mit der Flut der Angebote geradezu überfordert. Und warum braucht es zwischen Erfurt und Jena gleich drei Veranstaltungsorte? Diese Frage haben sich auch zahlreiche Kirchengemeinden in der Region gestellt. Trotz der Kirchentage auf dem Weg haben sie zudem an ihren oftmals ökumenischen Gottesdiensten zu Christi Himmelfahrt festgehalten. Weniger ist manchmal auch mehr...