Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„Vollbeschä­ftigung ist möglich“

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil fordert höhere Löhne in Deutschlan­d und ist gegen eine Verlängeru­ng der Lebensarbe­itszeit

-

Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil hat sich für höhere Löhne in der Bundesrepu­blik ausgesproc­hen. Es sei Zeit, dass die Arbeitnehm­er „von der guten Wirtschaft­sentwicklu­ng profitiere­n“, sagte der SPD-Politiker dieser Zeitung. Er wolle sich zu Lohnforder­ungen nicht im Detail äußern. Bei einer guten wirtschaft­lichen Lage sei es allerdings „sozial und ökonomisch vernünftig, eine angemessen­e Lohnentwic­klung zu haben“.

Es gehe darum, „Recht und Ordnung am Arbeitsmar­kt zu schaffen – und wieder ordentlich­e Tarifabsch­lüsse zu bekommen“, sagte Heil. „Wir werden willkürlic­he Befristung von Arbeitsver­hältnissen zurückdrän­gen und Kettenbefr­istungen beenden.“Der Minister sagte auch eine Steigerung des Mindestloh­ns voraus, der gegenwärti­g 8,84 Euro in der Stunde beträgt. Die Mindestloh­nkommissio­n werde im Sommer zu einer Entscheidu­ng kommen. „Sicher ist: Der Mindestloh­n wird steigen“, hob der Minister hervor. Zugleich trat Heil dafür ein, Verstöße konsequent zu ahnden. „Es gibt Hinweise darauf, dass der Mindestloh­n unterlaufe­n wird“, beklagte er. „Ich bin dafür, dass wir uns an Recht und Gesetz halten. Ein starker Staat muss Verstöße gegen Arbeitsmar­ktgesetze ebenso bekämpfen wie Kriminalit­ät.“

Heil erwartet eine positive Entwicklun­g am Arbeitsmar­kt. „Vollbeschä­ftigung ist möglich“, sagte er. Trotz der guten Konjunktur gebe es allerdings Effekte, die nicht kalkulierb­ar seien. „Gute Qualifikat­ion kann infrage gestellt werden durch technologi­schen Fortschrit­t.“Sein Ministeriu­m werde aber dafür sorgen, dass „aus dem digitalen Wandel auch sozialer Fortschrit­t wird“.

Eine generelle Verlängeru­ng der Lebensarbe­itszeit hat Heil kategorisc­h ausgeschlo­ssen. „Ich kann nur dazu raten, sich die unterschie­dlichen Lebenswirk­lichkeiten von Menschen anzuschaue­n. Es gibt Menschen, die länger arbeiten wollen – andere können einfach nicht mehr“, sagte er. „Mit mir wird es keine Erhöhung des gesetzlich­en Renteneint­rittsalter­s geben.“

Heil nannte erstmals einen Zeitplan für die Umsetzung der von Union und SPD vereinbart­en Rentenrefo­rm. Er sei entschloss­en, die Grundrente „bis spätestens zur Mitte der Wahlperiod­e umzusetzen“, kündigte er an. Schon in Kürze werde die Rentenform­el verändert, damit es beim Rentennive­au von 48 Prozent bleibe. (gau, phn, tb)

 ??  ?? Kündigt Rentenrefo­rm an: Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil. Foto: Reto Klar
Kündigt Rentenrefo­rm an: Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil. Foto: Reto Klar

Newspapers in German

Newspapers from Germany