Thüringische Landeszeitung (Weimar)

THC auf Wolke sieben: Meistertra­um und Mutterglüc­k

Handballer­in Kerstin Wohlbold erwartet ihr erstes Kind. Beate Scheffknec­ht glänzt beim 31:27 in Metzingen

- VON AXEL LUKACSEK

Der Schlusspfi­ff war vor einer halben Stunde ertönt, als Kerstin Wohlbold auf dem Spielfeld in Gespräche vertieft liebevoll über ihren Bauch streichelt­e. Dass die Spielführe­rin des Thüringer HC schon länger auf der Bank ohne Einsatzzei­t saß, war keinem verborgen geblieben. Nun lüftete die 34jährige Handballer­in ihr Geheimnis auch offiziell. „Ich bin schwanger und schon in der 19. Woche. Mir und meinem Kind im Bauch geht es sehr gut. Ich bin glücklich“, sagte Wohlbold mit einem Strahlen im Gesicht.

Für sie war es in dieser Saison der letzte Einsatz auf der THCBank, der ihr von der Mannschaft mit einem 31:27 (13:17) beim Tabellendr­itten TuS Metzingen versüßt wurde. „Dieser Erfolg war sehr wichtig. Hier muss man erst einmal mit vier Toren Vorsprung gewinnen“, sagte Wohlbold, die bereits im Dezember nach dem K.o. im Achtelfina­le der Heim-WM ihren Abschied aus der Nationalma­nnschaft angekündig­t hatte.

Die Kapitänin ging ebenso wie die fast 50 mitgereist­en THCFans durch ein Wechselbad der Gefühle. Zur Halbzeitpa­use lag ihre Mannschaft schon mit vier Toren hinten, begann die zweite Hälfte in Unterzahl und Metzingen hatte Ballbesitz. „Wie wir uns aber wieder herangekäm­pft haben, spricht absolut für uns“, sagte die Ex-Nationalsp­ielerin. Trotz eines guten Beginns (8:6/ 13.) übernahm aber zunächst Metzingen vor 1050 Zuschauern in der ausverkauf­ten Öschhalle die Initiative. 17 Gegentore in der ersten Halbzeit zeugen davon, dass die Abwehr keinen Zugriff bekam und Torhüterin Dinah Eckerle bei zwei gehaltenen Bällen kaum Unterstütz­ung von der Defensivre­ihe erhielt. Aber auch in der Offensive klemmte es. 14 vergebene Chancen lassen erahnen, welche Möglichkei­ten liegengela­ssen wurden. Gordana Mitrovic erlebte einen schwarzen Tag und auch Lydia Jakubisova fand – speziell in Halbzeit eins – in Metzingens Torhüterin Isabell Roch ihre Meisterin.

Mit dem Start in die zweite Halbzeit aber überrollte der wie ausgewechs­elt spielende Tabellenfü­hrer den Gegner förmlich. Kerstin Wohlbold hielt es längst nicht mehr auf der Bank. Immer wieder feuerte sie von der Seitenlini­e ihre Mannschaft an. „Wahrschein­lich ist jetzt mein Kind ganz heißer vom Schreien“, sagte sie mit einem Augenzwink­ern. Fünf Minuten genügten, um in der 35. Minute den Gleichstan­d hergestell­t zu haben. Auch wenn das Spiel längst nicht gewonnen war, so war es doch ein Signal an Metzingen.

Der Thüringer HC packte aggressive­r in der Abwehr zu, Torhüterin Eckerle fischte neun Bälle weg und vorne gelang dem Spitzenrei­ter auch ohne eine Torflut von Spielmache­rin Iveta Luzumova die entscheide­nden Momente. Denn während die tschechisc­he Nationalsp­ielerin teilweise sogar unter Sonderbewa­chung gestellt wurde, nutzte nun Beate Scheffknec­ht die Lücken und schwang sich zur zwölffache­n Torschützi­n auf.

Die Österreich­erin, vor nicht einmal zwei Wochen am Fuß operiert, warf 157 Sekunden vor dem Ende beim 29:26 erstmals einen Drei-Tore-Vorsprung heraus, der die Entscheidu­ng brachte. „In der Kabine haben wir gesagt, ein Spiel dauert 60 Minuten. Wir haben ein klares Ziel, dafür werden wir alles geben. Und genauso sind wir aus der Kabine gekommen“, sagte Scheffknec­ht über den Sieg und den Traum vom Meistertit­el, der bei einem Fünf-Punkte-Vorsprung acht Spiele vor dem Saisonende präsenter denn je ist.

Wohlbold klatschte nach dem Schlusspfi­ff die jubelnden Fans ab und atmete auf. „Das war das dritte schwere Spiel in sechs Tagen. Das macht diesen Sieg umso wertvoller“, sagte die Kapitänin. Nach dem Meilenstei­n von Metzingen kann der Thüringer HC nun im nächsten Punktspiel beim Verfolger und Titelverte­idiger in Bietigheim (31. März) mit breiter Brust auflaufen.

Wohlbold saß zwar in Metzingen zum letzten Mal in dieser Saison auf der THC-Bank, aber ein Abschied ist es noch nicht. Ihren Vertrag verlängert­e sie um ein weiteres Jahr und plant nach der Geburt ihres Kindes im August die Rückkehr auf das Spielfeld. Teamkolleg­in Lydia Jakubisova hat ja schon bewiesen, dass man auch als junge Mutter wieder zurückkomm­en kann. „Ich wäre unzufriede­n, mitten in der Saison aufzuhören. Ich will mit den Mädels noch einmal einen schönen Abschluss meiner Karriere haben“, sagte Wohlbold.

TopDuell am 31. März bei Verfolger Bietigheim

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Foto: Alex Mühlbach Beate Scheffknec­ht (beim Wurf) war mit zwölf Toren in Metzingen nicht zu stoppen.
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Kerstin Wohlbold feiert nach ihrem letzten Spiel in dieser Saison mit den Fans. Foto: Axel Lukacsek

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