Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Wildtierfalle bis Baustoff-Recycling: Innovative Forschung am IAB
Institut in Tröbsdorf will in diesem Jahr bereits wieder expandieren. Neuer LkwEnteiser kurz vor der Marktreife
Deutlich früher als geplant expandiert das gemeinnützige Institut für Angewandte Bauforschung (IAB) Weimar an seinem Standort in Tröbsdorf. Hintergrund ist, dass es Teil des neuen Thüringer Innovationszentrums für Wertstoffe mit Sitz in Nordhausen wird. Dessen Ziel ist es, Baustoffe möglichst hochwertig zu sortieren, aufzubereiten und neue Baustoffe herzustellen, weiß der Institutsdirektor Ulrich Palzer. Daher will das IAB möglichst bereits ab Mai auf seinem Grundstück ein weiteres Gebäude für die Büronutzung und vor allem eine Versuchshalle errichten lassen. Nach der Einweihung eines neuen Technikums im vergangenen Jahr war der nächste Bauschritt eigentlich erst in bis zu zehn Jahren vorgesehen.
Bereits jetzt ist das IAB ein Experte in Sachen Baustoffrecycling und spielt nicht von ungefähr gemeinsam mit dem F.A.-Finger-Institut an der Bauhaus-Uni und der MFPA Weimar auf dem Sektor Bauwesen bundesweit in der ersten Liga. So hat es eine Maschine entwickelt, die schon heute Baustoffe absolut sortenrein trennen kann. Dazu wird unter anderem anhand der Flugbahn von Brocken ermittelt, um welchen Baustoff es sich handelt. Damit kann zum Beispiel Gips gezielt erfasst werden, der als Recycling-Baustoff beim Autobahn-Bau schon für Probleme gesorgt hat, weil er immens aufquillt.
Rund 40 Forschungsprojekte betreuen derzeit die IAB-Mitarbeiter. Aktuell etwa eine Entwicklung mit einem Unternehmen zum Enteisen von Lastern mit Planenaufbauten. Ihre innovative Anlage ist bereits preisgekrönt, jetzt arbeiten die Partner an einem Kleingerät mit Gabelstapler, das kurz vor seiner Marktreife steht und damit für mehr Sicherheit auf deutschen Straßen sorgen soll.
Aus seiner Kompetenz für Bildbearbeitung ist zudem am IAB derzeit ein Prototyp im Einsatz, der die aufwendige und kraftraubende Handarbeit beim Aussortieren schadhafter Bausteine in der Produktion mit einer Maschine ersetzt. Zudem entwickelte das IAB mit einem zoologischen Institut in Berlin eine Wildtierfalle, um in Afrika gezielt Geparden einzufangen, die umgesiedelt werden sollen. Das System ist so genau, dass es die Tiere von den kleineren, aber sehr ähnlich gefleckten Servalen unterscheiden kann, „statt wie in Ohrdruf ständig die Fallen kontrollieren zu müssen“, sagte Palzer schmunzelnd vor dem Hintergrund, dass die Wolfshybriden dort bis heute nicht eingefangen werden konnten.
Und das IAB will Abwasserentsorger vor den Millionenschäden durch Feuchttücher entlasten. Diese verstopfen, einmal in die Toilette geworfen, die Leitungen. Das Institut arbeitet an einer neuen Norm und einem besseren Verfahren, um zu ermitteln, welche Tücher wirklich unbedenklich ins WC können, was die Hersteller heute fälschlicherweise noch von allen Feuchttüchern behaupten.
Hitze und Kälte werden in Tröbsdorf ebenso simuliert wie Luftfeuchtigkeit bis zu 100 Prozent, die Beständigkeit von Beton gegenüber Säuren, die Wärmeleitfähigkeit, Schallschutz und vieles mehr. Seine Forschung nutzt das Institut auch zu ganz eigenen Zwecken, um in der Bilanz trotz des immensen Stromverbrauchs energieautark zu arbeiten, sagte Palzer beim Firmenbesuch von Oberbürgermeister Stefan Wolf.
Das Institut, das sich überwiegend aus öffentlichen Projektmitteln finanziert, steigerte im Vorjahr seinen Umsatz erstmals über die Marke von zehn Millionen Euro. Es zählt 110 Beschäftigte, darunter 88 wissenschaftliche Mitarbeiter.