Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Nur mobil geht's Verkehrssu­ndern

- VON KATJA DÖRN

LANDKREIS. Jena ist der Klassiker. Acht stationäre Radarfalle­n blitzen täglich Autofahrer mit Bleifuß – und bringen eine Zusatzeinn­ahme ins Stadtsäcke­lchen. Im Saale-Holzland-Kreis stehen dagegen keine stationäre­n Blitzer an den Landes- und Bundesstra­ßen. Dabei sind sie mitunter erwünscht.

Beispiel Milda: Die Freie Ganztagssc­hule und die Grundschul­e „Kleine Europäer“liegen direkt am Ortseingan­g. Von der Landstraße rollen einige Autofahrer mit mehr als 50 Kilometer pro Stunde hinein, weshalb Schüler besondere Vorsicht walten lassen müssen. Auch in anderen Orten stehen Einwohner Radarfalle­n prinzipiel­l offen gegenüber. Wir haben bei der zuständige­n Landespoli­zei Jena nachgefrag­t, wann und unter welchen Voraussetz­ungen Blitzer aufgestell­t werden.

Warum stehen im SaaleHolzl­andKreis – außer an der Autobahn – keine stationäre­n Blitzer?

Geschwindi­gkeitsmess­anlagen dürfen in Thüringen nur in größeren Gemeinden und Städten aufgestell­t werden. Das ist in der Thüringer Verordnung über Zuständigk­eiten für die Verfolgung und Ahndung von Verkehrsor­dnungswidr­igkeiten festgelegt. Jena darf, Eisenberg als Kreisstadt des Saale-Holzland-Kreises dagegen nicht. Zuständig ist prinzipiel­l die Polizei, die auch über das Aufstellen mobiler Blitzer entscheide­t.

Wo werden mobile Blitzer im SaaleHolzl­andKreis aufgestell­t?

Schwerpunk­torte gibt es nach Auskunft der Polizei keine. Die Messanlage­n würden „nach der Richtlinie zur polizeilic­hen Verkehrsüb­erwachung“aufgestell­t, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Thomas Kießling auf Nachfrage. Er ist Sachbereic­hsleiter für Verkehrsau­fgaben in der Landespoli­zeiinspekt­ion Jena. Nach dieser Richtlinie kommen zum Beispiel Stellen, wo gehäuft Unfälle passieren sowie besondere Gefahrenla­gen erkennbar sind, in die Auswahl.

Erfahrunge­n zeigen, dass auf der Bundesstra­ße 88 in Kahla häufiger mobile Messanlage­n zu sehen sind. Auch an der B 7 in Droschka steht die Technik öfter, bestätigt Bürgels Bürgermeis­ter Johann Waschnewsk­i. Die gut ausgebaute Strecke verleitet Autofahrer offenbar zum Rasen.

Was kann eine Gemeinde tun, damit die Polizei an einer Gefahrenst­elle Verkehrssü­nder blitzt?

Die Polizei stehe Anfragen „grundsätzl­ich aufgeschlo­ssen gegenüber“, sagt Polizeihau­ptkommissa­r Thomas Kießling. Jedwede Aktion müsse aber mit der genannten Richtlinie zur Verkehrsüb­erwachung abgegliche­n werden, das bedeutet, es muss sichergest­ellt werden, dass es sich tatsächlic­h um einen Gefahrenod­er Unfallschw­erpunkt handelt. „Nicht selten stellen die Beamten bei solchen ‚erbetenen‘ Messungen aber auch fest, dass das subjektive Empfinden einer Gefahrenla­ge nicht der Realität entspricht. Aber selbst dann hatte die Messung ja einen Sinn“, sagt Kießling.

SmileyTafe­ln können auch aufgestell­t werden

Ein häufiges Hindernis für das Aufstellen von Geschwindi­gkeitsmess­geräten sind allerdings technische­r Natur. Kurven oder steile Berge behindern die Messung, ebene und lang gezogene Strecken stellten dagegen die topographi­schen Voraussetz­ungen dar.

Die Crux: Der Polizeihau­ptkommissa­r weist darauf hin, dass einerseits besorgte Anwohner die Polizei anfordern, anderersei­ts aber Messstelle­n innerhalb weniger Minuten im Radio oder über Blitzer-Apps für das Smartphone bekannt gegeben werden. „Das ist kontraprod­uktiv“, sagt Kießling.

Wie viele Polizisten sind mit mobilen Blitzern im Einsatz?

Das ist unklar, da keine gesonderte Statistik geführt werde, sagt Kießling. Die Beamten der Landespoli­zeiinspekt­ion Jena müssten im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h unterwegs sein und daher auch im Weimarer Land.

Wie hoch sind die Einnahmen durch mobile Blitzgerät­en im Kreis?

Die Zentrale Bußgeldste­lle in Artern führt diese Zahlen nicht gesondert nach Landkreise­n auf und kann daher keine Auskunft geben.

Gibt es Alternativ­en zu den Radarkontr­ollen?

Statt Blitzer könnten auch sogenannte Smiley-Tafeln aufgestell­t werden, die den Autofahrer mit einem Schmollmun­d daran erinnern, wenn er zu schnell unterwegs ist. Die Tafeln sind allerdings nicht billig. Johann Waschnewsk­i, Bürgermeis­ter von Bürgel (CDU), würde sich freuen, wenn sie erneut vom Land Thüringen gefördert werden. 2016 war das zuletzt der Fall.

Erfahrunge­n in der Gemeinde Milda zeigen, dass manche Gerätetype­n wartungsan­fällig sind. So müsste die Batterie innerhalb weniger Tage immer neu aufgeladen werden.

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