Thüringische Landeszeitung (Weimar)

„So jung und schon so süchtig“

Fachtagung in Mühlhausen

- VON HANNO MÜLLER

Sie sind zwischen 18 und 25 Jahren alt und haben oft schon eine längere Sucht- oder Drogenkarr­iere hinter sich. „Bei Prävention­s- und Behandlung­sangeboten fallen diese jungen Erwachsene­n häufig durch das Raster“, sagt Katharina Schoett, Chefärztin für Suchtmediz­in am Ökumenisch­en Hainich-Klinikum in Mühlhausen. Über diese Gruppe sei wenig bekannt, werde unter Fachleuten wenig geredet, oft suchten die Betroffene­n erst Hilfe, wenn die Probleme akut seien oder juristisch­e Konsequenz­en drohten. Unter dem Motto „So jung und schon so süchtig“berieten am Mittwoch 200 Suchtexper­ten, darunter Vertreter von Beratungss­tellen, Kliniken und Jugendämte­rn, beim Suchttag des Klinikums über Therapiean­sätze.

Drei Viertel der rund 1000 Suchtpatie­nten in Mühlhausen pro Jahr sind unter 35, jeder vierte ist unter 25. Zu Alkohol, Nikotin und chemischen Substanzen wie Crystal Meth komme die exzessive Nutzung von Medien wie Handy, Internet oder Computersp­ielen. So werde Konflikten ausgewiche­n oder ein Ventil für Emotionen gesucht, die anders nicht kontrollie­rbar wären. Folgen seien Gedächtnis- und Lernstörun­gen sowie Depression­en. Die Zahl jugendlich­er Abhängiger steige, nur jeder Zehnte bekomme eine adäquate Therapie.

Chefärztin Schoett plädierte für besondere Behandlung­sräume für junge Süchtige. „Sie sind anders und sollten nicht mit den 30- bis 40-Jährigen behandelt werden. Oft war es gerade diese Elterngene­ration, durch die junge Erwachsene erstmals mit Alkohol, Nikotin oder Drogen in Kontakt kamen“, so Schoett.

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