Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Pflege zu Hause oft besser als im Heim

Studie: Menschen in stationäre­n Einrichtun­gen leiden häufiger an Erkrankung­en. Pflegebeit­räge sollen ab 2019 um 0,3 Punkte steigen

- VON STEFAN SCHULTE

Wer aus einem Altenheim ins Krankenhau­s eingewiese­n wird, leidet deutlich häufiger unter vermeidbar­en Erkrankung­en als Menschen, die daheim gepflegt werden. Das belegt eine repräsenta­tive Studie der Betriebskr­ankenkasse­n in Nord- und Westdeutsc­hland (BKK Nordwest), die dieser Zeitung vorliegt. Demnach wird bei vier von fünf (83 Prozent) Patienten, die aus Heimen eingewiese­n werden, eine Erkrankung festgestel­lt, die auf mangelhaft­e Pflege schließen lässt. Bei Patienten, die ambulant gepflegt werden, ist das bei 72 Prozent der Patienten der Fall.

Die Studie wertet Klinikdate­n von 70 000 Pflegebedü­rftigen aus acht Betriebskr­ankenkasse­n aus, die Versichert­e in ganz Deutschlan­d, schwerpunk­tmäßig aber in NRW, Hamburg und Berlin haben. Erfasst wurden Diagnosen von Menschen der Pflegestuf­en zwei bis fünf. Mehr als die Hälfte aller Pflegebedü­rftigen müssen jedes Jahr mindestens einmal ins Krankenhau­s.

Häufigstes Problem ist Flüssigkei­tsmangel: 30 Prozent der Heimbewohn­er kommen dehydriert in die Klinik, bei ambulant Gepflegten sind es 22 Prozent. Nicht oder ungenügend behandelte Sturzverle­tzungen werden bei 15,7 Prozent der Heimbewohn­er diagnostiz­iert und bei 12,2 Prozent der von zu Hause eingewiese­nen Patienten.

„Die Ergebnisse bestätigen leider unsere Befürchtun­gen“, sagt Dirk Janssen, Vizechef des BKK Landesverb­ands Nordwest. Er sieht als Hauptursac­he die zu dünnen Personalde­cken in den Heimen. Janssen glaubt, dass mehr Pflegekräf­te gebraucht werden und steigende Beiträge zur Pflegevers­icherung unvermeidb­ar sind.

Tatsächlic­h kündigte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch an, der Beitragssa­tz zur Pflegevers­icherung werde ab 2019 um 0,3 Punkte steigen, um eine Finanzieru­ngslücke der Pflegekass­en von drei Milliarden Euro zu schließen. Der Beitragssa­tz für Eltern erhöht sich auf dann 2,85 Prozent, für kinderlose auf 3,1 Prozent.

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