Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Abschied von Amt und Stadt
Blankenhains scheidender Bürgermeister KlausDieter Kellner sagt in großer Runde im Schloss auf Wiedersehen
„Du warst ein Glück für Blankenhain – ein Fels der Vernunft und Gelassenheit in der Brandung des kommunalpolitischen Alltags.“Ein bisschen markig klangen die Worte freilich, die Landrat Hans-Helmut Münchberg gestern in seiner ansonsten sehr lockeren, humorigen Rede wählte. Treffend waren sie. Schließlich galten sie Klaus-Dieter Kellner, der sich mit einer Feier im Schloss als Bürgermeister verabschiedete.
Zwölf Jahre lenkte der heute 66-Jährige die Geschicke der Lindenstadt. Dass die meiste Zeit davon alles andere einem Spaziergang glich, ließ Kellners designierter Nachfolger Jens Kramer Revue passieren. Schließlich stand Blankenhains künftiger Bürgermeister dem bisherigen Verwaltungschef bereits bei dessen Amtsantritt 2006 als Kämmerer zur Seite. In dieser Zeit gelang es, den gewaltigen Schuldenberg der Stadt von vormals 75 Millionen Euro auf nun 15 Millionen zu reduzieren. „Das Ansehen der Stadt war damals nach sechs Jahren Beauftragung nicht mehr vorhanden. Wir wurden mit Spott, Bedauern und Argwohn übersät“, sagte Kramer. Dank Kellner gewann die Stadt viel Respekt, Vertrauen und Verständnis zurück.
Der strikte Sparzwang habe unpopuläre Entscheidungen verlangt, etwa jene, für längst abgeschlossene Straßenbau-Maßnahmen Beiträge einzufordern. „Über die erste Zeit in Blankenhain hast Du einmal gesagt, noch nie in Deinem Leben so viele Schläge bezogen zu haben“, wandte sich Kramer an Kellner. Trotz allem habe sich Kellner stets bemüht, Blankenhains Gemeinwesen nicht kaputt zu sparen. Als Beweis dafür stehe etwa, dass die Stadt den Betrieb im Freibad aufrecht erhielt.
Kramers Rede mündete in einer einfachen, herzlichen Feststellung: „Du warst ein großartiger Chef.“Die Beigeordnete Christine Widiger unterstrich das auch im Namen des Stadtrates und heftete Kellner die Ehrennadel der Stadt ans Revers.
Ein Spiegelbild des Respekts, den sich Klaus-Dieter Kellner in seiner Amtszeit erwarb, gaben gestern auch die Gäste im Schloss ab. Landrat, Kommunalaufsicht, der Breitband-Pate des Kreises, Mitarbeiter der Stadtverwaltung, Stadträte, Ortsbürgermeister und Feuerwehrleute waren ebenso erschienen wie die Amtskollegen Kellners aus Bad Berka und Kranichfeld, führende Vertreter regionaler Unternehmen, der Helios-Klinik, der Teag, der Sparkasse, der VRBank, von Jena-Wohnen, JenaWasser, des Wasserzweckverbandes Weimar, des Forstamtes Bad Berka, des LebenshilfeWerkes, der Kirchgemeinde und nicht zuletzt die Knirpse des Kindergartens in Keßlar.
Dass auch der Vorsitzende der VG Nordkreis, Axel Schneider, den Weg nach Blankenhain fand, war vor allem der Zeit an der Thüringer Verwaltungsschule in Weimar zu danken, an der Kellner und er Kollegen waren.
Wahl-Thüringer ist der Hesse Klaus-Dieter Kellner bereits seit 1990. Anfangs lebte er für drei Jahre in Weimar, seither in der Lindenstadt. Thüringer bleibt Kellner auch weiterhin, Blankenhainer jedoch nicht mehr. Im Ruhestand wollen er und seine Frau Jutta weniger Arbeit mit den eigenen vier Wänden und dafür mehr Zeit zum Reisen haben. In ihrem Bemühen, ihr geräumiges Haus gegen eine etwas überschaubarere Wohnung einzutauschen, wurden sie in Blankenhain jedoch nicht fündig. Auch in Weimar und Erfurt habe sich nichts Passendes geboten. Deshalb zieht es Familie Kellner nun nach Jena. Die Umzugsvorbereitungen laufen schon.