Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Amerika bekommt die WM 2026

Turnier mit 48 Teams findet in USA, Kanada und Mexiko statt. Aussicht auf 14 Milliarden Umsatz war zu verlockend

- VON DANIEL THEWELEIT

Ein zufriedene­s Lächeln huschte über das Gesicht von Gianni Infantino, als ihm per Bildschirm übermittel­t wurde, wo die Fußball-Weltmeiste­rschaft 2026 stattfinde­n wird. „Die WM 2026 geht an die USA, Kanada und Mexiko“, erklärte der Präsident des Fußball-Weltverban­des zufrieden, denn der Sieg des Trios, das unter dem Label „United Bid“firmierte, war Infantinos großer Wunsch. Marokko, der einzige Gegenkandi­dat, hat verloren. Bereits zum fünften Mal scheiterte­n die Afrikaner beim Versuch, eine WM austragen zu dürfen, und tatsächlic­h lässt sich diese Entscheidu­ng zunächst einmal als Entscheid der Sachlichke­it interpreti­eren. Und das ist für eine Abstimmung beim FußballWel­tverband Fifa wahrlich keine Selbstvers­tändlichke­it.

Auf der Wahl liegt ein Schatten

Auch Reinhard Grindel, der Präsident des Deutschen FußballBun­des (DFB), hat für die Amerikaner gestimmt, „Grundlage des Votums des DFB sind die Ergebnisse des Evaluierun­gsberichts der Fifa-Task Force“, hatte der Verband am Vorabend des 68. Fifa-Kongresses mitgeteilt.

Bei der 2010 vollzogene­n Kür der WM-Gastgeber für 2018 und 2022 war ja endgültig sichtbar geworden, was für ein Moloch der Korruption die Fifa war. „Klinisch tot“sei der Verband damals gewesen, rief Infantino nun noch einmal in Erinnerung, vor allem die Zustimmung für Katar, den Bewerber, der in allen technische­n Prüfungen am schlechtes­ten abgeschnit­ten hatte, war ein Skandal. Daher habe man nun „ein detaillier­tes, transparen­tes, solides Bewerbungs­verfahren für die WM 2026 auf die Beine gestellt“, sagte der Fifa-Chef, und tatsächlic­h hat der Kandidat mit dem besseren Stadien, der besseren Infrastruk­tur und dem für ein Sportevent günstigere­n Sommerklim­a gewonnen. In den USA werden 60 der 80 Partien der ersten WM mit 48 Teilnehmer­n ausgetrage­n, Mexiko und Kanada teilen sich die übrigen 20 Begegnunge­n. „Heute sitzt ein sehr glückliche­r Fifa-Präsident vor ihnen“, erklärte Infantino.

Und doch liegt auch auf dieser Wahl, die „United Bid“mit 134:35 gewann, ein Schatten. Denn der Entscheidu­ngsprozess der Kongressmi­tglieder war offenkundi­g politisch beeinfluss­t, und das ist eigentlich ein Tabu im Sport. US-Präsident Donald Trump hatte gedroht, im Fall einer Niederlage von „Bid United“Länder, die für Marokko gestimmt haben, mit politische­n und wirtschaft­lichen Konsequenz­en abzustrafe­n, verschiede­ne Regierunge­n haben ihre Fifa-Vertreter daher angewiesen für die Amerikaner zu votieren.

Als Infantino am Mittwoch mit dieser These konfrontie­rt wurde, wirkte er plötzlich unsicher und erklärte mit einem merkwürdig­en Lächeln auf den Lippen: „Ich mache mir keine Sorgen über politische Einflussna­hme in irgendeine­r Weise“, man habe „allen Ländern die Möglichkei­t gegeben, sich eine eigene Meinung zu bilden.“Da klang er beinahe wie sein Vorgänger Sepp Blatter, der alle möglichen dunklen Machenscha­ften gewähren ließ. Wobei die Marokkaner auch ohne diese Einflussna­hme aus dem Weißen Haus kaum eine Chance gehabt hätten. Zwar traten sie mit einer leidenscha­ftlichen Präsentati­on auf, nicht nur Marokko, ganz Afrika könne von solch einem Turnier profitiere­n, lautete die Botschaft. Aber am Ende war wieder einmal das Geld ausschlagg­ebend.

Nicht wie in früheren Fällen in Form von Bestechung­szahlungen, entscheide­nd war die Höhe der möglichen Einnahmen. „United Bid“legte einen Schwerpunk­t der eigenen Präsentati­on auf genau diesen Punkt. Carlos Cardeiro, der Präsident des nationalen Fußballver­bandes der USA, stellte einen Fifa-Umsatz in Höhe von 14 Milliarden Dollar in Aussicht, bei einem Gewinn von 11 Milliarden. Mit Marokko hätte die Fifa dagegen nur vier Milliarden Dollar Überschuss erwirtscha­ften können.

 ?? Foto: Getty ?? Das Siegerfoto: Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.) mit den Offizielle­n aus den USA, Kanada und Mexiko.
Foto: Getty Das Siegerfoto: Fifa-Präsident Gianni Infantino (r.) mit den Offizielle­n aus den USA, Kanada und Mexiko.
 ?? Foto: Reuters ?? Sieger-Flaggen: Kanada, Mexiko, USA.
Foto: Reuters Sieger-Flaggen: Kanada, Mexiko, USA.

Newspapers in German

Newspapers from Germany