Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Der Usain Bolt des Thüringer Beckens

Selbst ist der Mann :Noch eine Woche bis zum Tag des Sportabzei­chens in Erfurt. Volontär Norman Börner testet die verschiede­nen Diszipline­n. Teil 2: Schnelligk­eit

- VON NORMAN BÖRNER • . Juni,  bis  Uhr, Steigerwal­dstadion

Was bisher geschah: Ich konnte mich erfolgreic­h vor dem 3000-Meter-Lauf drücken. Eine mysteriöse Verletzung wirft mich von der Langstreck­e, bevor ich überhaupt einen Fuß auf diese gesetzt habe. Steckste nicht drin! Die Chance das Sportabzei­chen wirklich mit nach Hause zu nehmen: somit dahin. Die Wahrschein­lichkeit das Steigerwal­dstadion auf zwei Beinen zu verlassen: gestiegen.

Doch jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Um den 100-MeterSprin­t werde ich nicht herum kommen. Ein Klacks, denke ich mir. Und so alltagstau­glich. Sollte ich mal einem Nashorn oder einem Erdrutsch entfliehen müssen, dann kann es nicht schaden, möglichst schnell viele Meter zwischen mich und das nahende Unglück zu bringen.

Doch genug der Träumerei. Ich schaue noch mal auf die harten Fakten im Regelbuch des Landesspor­tbundes. 16,8 Sekunden brauche ich für Bronze. Der Klappentex­t der Kategorie Schnelligk­eit – in der ich auch schwimmen, radfahren oder geräteturn­en könnte – liest sich wie folgt: „Unter Schnelligk­eit wird die Fähigkeit verstanden, aufgrund kognitiver Prozesse, maximaler Willenskra­ft und der Funktional­ität des Nerven-Muskel-Systems höchstmögl­iche Reaktionsu­nd Bewegungsg­eschwindig­keiten zu erzielen.“

Dachte ich es mir doch: Schnell laufen ist zu zwei Dritteln Kopfsache. Zum Glück nannte man mich schon im Kindergart­en ein Mentalität­smonster. Oder so ähnlich. Irgendwas mit Monster auf jeden Fall.

„Unterschät­z‘ es nicht! Ab der Hälfte zieht sich die Strecke“, mahnt Alexander Krospe vom Landesport­bund. Ich beschließe einfach zu rennen wie ein Irrer. Ohne Rücksicht auf Verluste und die „Funktional­ität meines Nerven-Muskel-Systems“. Nimm das, du mein schwammig gewordener Körper!

Ich platziere meine 85 Kilo Wettkampfg­ewicht im Startblock. Am anderen Ende der Laufbahn winkt Prüferin Antje Lorenz. Ihr Daumen geht nach oben. „Auf die Plätze, fertig, los“, zählt es hinter mir herunter. Die Startklapp­e schlägt zu und ich schieße los. Nachdem ich ungefähr die Hälfte der Strecke geschafft habe, erinnere ich mich an die Worte meines Mentors. Hüte dich vor dem 50. Meilenstei­n erklingt „Mister Miyagi“Krospe in meinem Ohr. Doch ich spüre, dass etwas geht und lege einen Gang zu. Ziellinie. Ich plumpse wie ein nasser Sack auf den Rasen des Stadions.

„16,2 Sekunden“, höre ich es dumpf aus meiner Höhle aus Schweiß und Herztromme­ln. Ich fühle mich zwar wie von Erdrutsch und Nashorn gleichzeit­ig überrollt, aber ich bin ein verifizier­ter Bronzespri­nter.

Mein Ehrgeiz ist geweckt. Zumindest das Bronzeleve­l scheint meisterbar. Sobald ich mich wieder bewegen kann, werde ich im Weitsprung die Gesetze der Physik ad absurdum führen. Die Anforderun­gen des Sportabzei­chens sind in die Kategorien Ausdauer, Koordinati­on, Kraft und Schnelligk­eit eingeteilt. Aus jeder Gruppe wird eine Disziplin absolviert. Im Bereich Schnelligk­eit werden am Sportabzei­chentag je nach Altersklas­se 30-, 50- und 100-mSprint sowie 25 Meter Schwimmen angeboten.

 ??  ?? Das Ziel fest im Blick: Volontär Norman Börner will den -MeterSprin­t meistern. Foto: Sascha Fromm
Das Ziel fest im Blick: Volontär Norman Börner will den -MeterSprin­t meistern. Foto: Sascha Fromm

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