Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Galgenfrist für Solarworld endet am 30. September
Findet sich kein Investor, ist das Aus besiegelt – Insolvenzverwalter informiert nächste Woche am Standort Arnstadt
Wenn sich bis zum 30. September kein Investor findet, ist das Aus für die Solarworld Industries GmbH besiegelt: Das wurde gestern in der Gläubigerversammlung beim Amtsgericht Bonn beschlossen. Das insolvente Unternehmen ist der letzte große deutsche Hersteller von Solarzellen, der noch mehr als 500 Arbeitnehmer an den Standorten Arnstadt, Bonn und Freiberg beschäftigt. Insolvenzverwalter Christoph Niering erläuterte bei der Versammlung gegenüber Gläubigern, Arbeitnehmern und Betriebsrat insbesondere die wirtschaftliche Situation und die fehlende Perspektive, das Unternehmen zu erhalten.
In Vorbereitung auf die Schließung hat der Insolvenzverwalter einen Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten in Arnstadt und Freiberg ausgehandelt. Zudem wurden in Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit zwei Transfergesellschaften initiiert, in welche die betroffenen Mitarbeiter zum 1. August wechseln können. Der Betriebsrat in Arnstadt und die IG Metall haben jedoch gefordert, den Interessenausgleich nachzuverhandeln. „Wir wissen, dass es keine Totalschließungen der drei Standorte geben wird, sondern dass in Freiberg die Produktion weiter laufen, das Werk möglicherweise sogar verkauft werden soll“, hatte Kirsten Joachim Breuer von der IG Metall Erfurt gesagt.
In den Transfergesellschaften werden die betroffenen Mitarbeiter nicht nur weiter qualifiziert, sondern erhalten innerhalb der nächsten sechs Monate eine finanzielle Unterstützung, welche „deutlich oberhalb der Bezüge des Arbeitslosengeldes liegt“. Insolvenzverwalter Niering wird die Beschäftigten in Bonn, Arnstadt und Freiberg nächste Woche persönlich informieren.
„Die Bundesregierung hat allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben. Anders kann ich mir die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der Solarworld als letzten großen deutschen Entwickler und Hersteller von Solarzellen nicht erklären“, sagte Niering. „Dies ist umso unverständlicher, als die Bundesregierung mit der Forschungsfabrik Mikroelektronik einen Weg aufgezeigt hat, wie wichtige Schlüsselindustrien auch in einem schwierigen marktwirtschaftlichen Umfeld erhalten werden können.“
Die Solarworld Industries GmbH ist 2017 aus der Insolvenz der Solarworld AG hervorgegangen. Damals arbeiteten noch gut 3000 Menschen in dem Unternehmen, das einst als Vorzeigebetrieb der deutschen Energiewende galt. Asiatische Konkurrenzprodukte unterbieten jedoch seit Langem deutlich die in Deutschland notwendigen Herstellungskosten. (red)