Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Auf den Baum gekommen
Die Metallbaufirma OBwald konstruiert das Grundgerust fur einen riesigen Affenbrotbaum. Dieser stehet bald bald im Zuricher Zoo.
Das ostafrikanische Land Tansania hat auf den ersten Blick kaum eine Gemeinsamkeit mit der Gemeinde Grobengereuth. Auf den zweiten Blick offenbart sich Folgendes: Die Oßwald GmbH bildet aus 15,5 Tonnen Stahl einen Affenbrotbaum originalgetreu nach, dessen Vorbild in Tansania heimisch ist.
Zusammengeschraubt und geschweißt steht das metallene Ungetüm auf dem Hof der Firma. Die Mitarbeiter feierten die Fertigstellung mit einem kleinen Fest. Der auch als Baobab bekannte Baum ist für den Züricher Zoo gedacht, als Attraktion der in Bau befindlichen LewaSavanne.
Nach und nach zerlegt ein Kran die Konstruktion wieder. Die Metallträger werden noch verzinkt und in den kommenden zwei Wochen mit zwei Lkws in Einzelteilen in die Schweiz transportiert.
Geschäftsführer Ulrich Oßwald erhielt den Auftrag für den 20 Meter hohen und genau so breiten Baum vom Atelier Thilo Kranz aus Halle an der Saale. Der Künstler hatte bereits gute Erfahrungen mit den Grobengereuther Metall-Spezialisten, und „im Herbst fragte er mich, ob wir uns das zutrauen würden“, gibt Oßwald das Gespräch wieder.
„Das ist das Highlight in diesem Jahr“, grinst er, „wir erhalten einen sechsstelligen Betrag dafür“, gibt er sich geheimnisvoll. Ein Leipziger Architekturbüro plante ab Februar die genauen Ausmaße, Statik und alle weiteren nötigen Details. Am 16. Mai begannen schließlich die Arbeiten in Grobengereuth. Mehr als zehn Wochen schweißten, schraubten und schnitten die Mitarbeiter von Oßwald an der Konstruktion. Der Hallenser Künstler werde schließlich mit Spritzbeton und einem Drahtgeflecht dem Baum sein charakteristisches Äußeres geben. Rinde, Äste und Blätter sollen täuschend echt den Zoobesuchern die Landschaft Ostafrikas vermitteln. Das hohle Innere werde zudem genutzt, um Futtermaschinen für die Tiere im Gehege zu beherbergen. „Die Bäume sind wirklich schön, doch das hohle Innere bietet Platz für Menschen – auch Wilderer“, erklärt Ulrich Oßwald. Er sei selbst schon auf Safari in Afrika gewesen und damals gewarnt worden, sich nachts nicht in den Nationalparks zu bewegen. Dann kämen die schwer bewaffneten Wilderer aus ihren Verstecken, auch den Baobabs, und gehen auf ihre illegale Jagd. „So berühmt die Jahrhunderte alten Bäume für Afrika sind, so traurig ist deren Geschichte“, fasst Oßwald zusammen.
Unterdessen befindet sich die Grobengereuther Firma in Verhandlung um vier kleinere Baumkonstrukte für den Züricher Zoo, verrät der Chef. Er sei stolz, dass seine zwanzig Mitarbeiter an einem Strang ziehen und diese Mammutaufgaben erledigen können. 2017 empfahlen sich Oßwald und seine Experten schon durch den Bau einer riesigen Greifvogel-Voliere für den Leipziger Zoo.
Fürs nächste Projekt stehen 58 Tonnen Stahl bereit. Denn bis September schweißen sie Einzäunungen für die Hengste des sächsischen Landgestüts Moritzburg.
„Wir erhalten einen sechsstelligen Betrag.“
Geschäftsführer Ulrich Oßwald