Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Auf den Baum gekommen

Die Metallbauf­irma OBwald konstruier­t das Grundgerus­t fur einen riesigen Affenbrotb­aum. Dieser stehet bald bald im Zuricher Zoo.

- VON MARCUS PFEIFFER

Das ostafrikan­ische Land Tansania hat auf den ersten Blick kaum eine Gemeinsamk­eit mit der Gemeinde Grobengere­uth. Auf den zweiten Blick offenbart sich Folgendes: Die Oßwald GmbH bildet aus 15,5 Tonnen Stahl einen Affenbrotb­aum originalge­treu nach, dessen Vorbild in Tansania heimisch ist.

Zusammenge­schraubt und geschweißt steht das metallene Ungetüm auf dem Hof der Firma. Die Mitarbeite­r feierten die Fertigstel­lung mit einem kleinen Fest. Der auch als Baobab bekannte Baum ist für den Züricher Zoo gedacht, als Attraktion der in Bau befindlich­en LewaSavann­e.

Nach und nach zerlegt ein Kran die Konstrukti­on wieder. Die Metallträg­er werden noch verzinkt und in den kommenden zwei Wochen mit zwei Lkws in Einzelteil­en in die Schweiz transporti­ert.

Geschäftsf­ührer Ulrich Oßwald erhielt den Auftrag für den 20 Meter hohen und genau so breiten Baum vom Atelier Thilo Kranz aus Halle an der Saale. Der Künstler hatte bereits gute Erfahrunge­n mit den Grobengere­uther Metall-Spezialist­en, und „im Herbst fragte er mich, ob wir uns das zutrauen würden“, gibt Oßwald das Gespräch wieder.

„Das ist das Highlight in diesem Jahr“, grinst er, „wir erhalten einen sechsstell­igen Betrag dafür“, gibt er sich geheimnisv­oll. Ein Leipziger Architektu­rbüro plante ab Februar die genauen Ausmaße, Statik und alle weiteren nötigen Details. Am 16. Mai begannen schließlic­h die Arbeiten in Grobengere­uth. Mehr als zehn Wochen schweißten, schraubten und schnitten die Mitarbeite­r von Oßwald an der Konstrukti­on. Der Hallenser Künstler werde schließlic­h mit Spritzbeto­n und einem Drahtgefle­cht dem Baum sein charakteri­stisches Äußeres geben. Rinde, Äste und Blätter sollen täuschend echt den Zoobesuche­rn die Landschaft Ostafrikas vermitteln. Das hohle Innere werde zudem genutzt, um Futtermasc­hinen für die Tiere im Gehege zu beherberge­n. „Die Bäume sind wirklich schön, doch das hohle Innere bietet Platz für Menschen – auch Wilderer“, erklärt Ulrich Oßwald. Er sei selbst schon auf Safari in Afrika gewesen und damals gewarnt worden, sich nachts nicht in den Nationalpa­rks zu bewegen. Dann kämen die schwer bewaffnete­n Wilderer aus ihren Verstecken, auch den Baobabs, und gehen auf ihre illegale Jagd. „So berühmt die Jahrhunder­te alten Bäume für Afrika sind, so traurig ist deren Geschichte“, fasst Oßwald zusammen.

Unterdesse­n befindet sich die Grobengere­uther Firma in Verhandlun­g um vier kleinere Baumkonstr­ukte für den Züricher Zoo, verrät der Chef. Er sei stolz, dass seine zwanzig Mitarbeite­r an einem Strang ziehen und diese Mammutaufg­aben erledigen können. 2017 empfahlen sich Oßwald und seine Experten schon durch den Bau einer riesigen Greifvogel-Voliere für den Leipziger Zoo.

Fürs nächste Projekt stehen 58 Tonnen Stahl bereit. Denn bis September schweißen sie Einzäunung­en für die Hengste des sächsische­n Landgestüt­s Moritzburg.

„Wir erhalten einen sechsstell­igen Betrag.“

Geschäftsf­ührer Ulrich Oßwald

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 ??  ?? Das Vorbild für den Nachbau des Baobab-Baums steht in Nord Tansania. Foto: Vetschpart­ner Landschaft­sarchitekt­en
Das Vorbild für den Nachbau des Baobab-Baums steht in Nord Tansania. Foto: Vetschpart­ner Landschaft­sarchitekt­en

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