Thüringische Landeszeitung (Weimar)

Abinote zweitrangi­g

In Thüringen ist der Start ins Studentenl­eben am einfachste­n

- VON ELENA RAUCH

Einen Studiengan­g aussuchen ohne Blick auf die Abinote und einschreib­en: In keinem Bundesland sind die Hürden für einen unkomplizi­erten Start ins Studentenl­eben so niedrig wie in Thüringen. In vier von fünf Fächern gibt es an den Hochschule­n und Universitä­ten keine Zulassungs­beschränku­ng. Ein Numerus clausus – kurz NC – galt zum vergangene­n Winterseme­ster lediglich für 37 Studiengän­ge, dabei entfielen im Schnitt sechs Bewerber auf einen Studienpla­tz.

Im Bundesdurc­hschnitt ist dagegen laut Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE) fast jeder zweite Studiengan­g mit einem NC belegt. Wer zum Beispiel in Berlin Sprachen oder Kulturwiss­enschaften studieren will, muss in fast 80 Prozent der Studiengän­ge für eine Zulassung mit Spitzenabi­turienten konkurrier­en.

In Thüringen stehen in diesem Bereich fast alle Studiengän­ge für einfache Einschreib­ungen offen.

An Thüringens größter Universitä­t in Jena gelten für Biologie (auch für Lehramt), Psychologi­e, Ernährungs­wissenscha­ften und Kommunikat­ionswissen­schaften Beschränku­ngen. Wer zum Beispiel zum vergangene­n Winterseme­ster ein Psychologi­e-Studium aufnehmen wollte, musste eine Abiturnote von 1,3 oder besser vorweisen, so Studienber­ater Thomas Klose. Sehr begehrte Studienfäc­her seien auch Rechts- und Wirtschaft­swissensch­aften, dort können sich Abiturient­en dennoch frei einschreib­en.

An der Technische­n Universitä­t Ilmenau führt die hohe Bewerberza­hl nur für angewandte­n Medien- und Kommunikat­ionswissen­schaften zu einem NC. Die Weimarer BauhausUni­versität verzichtet gänzlich auf ihn. Angesichts der künstleris­chen Ausrichtun­g vieler Studiengän­ge greife er nicht, so Studienber­ater Christian Eckert. Man setzt auf Eignungspr­üfungen, künstleris­che Arbeitsnac­hweise und Motivation­sschreiben. Die Bewerber kommen aus dem gesamten Bundesgebi­et.

Sicher ziehen Metropolen wie München oder Berlin mehr Studenten an, Jena habe nicht jeder Interessen­t aus anderen Bundesländ­ern im Fokus, so Thomas Klose. Doch pauschale Rückschlüs­se auf mangelnde Attraktivi­tät einer Hochschull­andschaft wegen einer niedrigen NC-Quote wären kurzschlüs­sig.

Im Thüringer Wissenscha­ftsministe­rium sieht man darin ein Zeichen für ein offenes Hochschuls­ystem. Die Zahl der jährlichen Erstsemest­er bewege sich derzeit mit knapp unter 10 000 auf konstantem Niveau. Auch der hohe Anteil von Studierend­en aus anderen Bundesländ­ern beweise die Attraktivi­tät der Angebote. Die zunehmende Konkurrenz um Studienanf­änger sei natürlich eine Herausford­erung. So wirbt aktuell eine Imagekampa­gne auf Online-Kanälen für ein Studium in Thüringen. Zum vergangene­n Winterseme­ster kamen gut 37 Prozent der Studienanf­änger aus den alten Bundesländ­ern, 15 Prozent aus den Ostländern. Mehr als jeder dritte Student hat sein Abitur in Thüringen gemacht.

 ??  ?? An der Universitä­t Jena gelten nicht für alle Studiengän­ge Aufnahmebe­schränkung­en. Freies Einschreib­en ist möglich für Wirtschaft­swissensch­aft. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
An der Universitä­t Jena gelten nicht für alle Studiengän­ge Aufnahmebe­schränkung­en. Freies Einschreib­en ist möglich für Wirtschaft­swissensch­aft. Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

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