Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Massive Kritik an Tiertransporten in die Türkei
Grüne bemängeln zu lange Fahrtzeiten und zu heiße Temperaturen. Es ist fraglich, ob EUVorgaben eingehalten werden
Die Zahl der Rinder aus Deutschland, die in den Sommermonaten über die bulgarisch-türkische Grenze exportiert wurden, ist rapide gestiegen. Waren es 2013 noch 1 092 Tiere, die im Juni, Juli und August auf diesem Weg die EU verließen, lag diese Zahl 2017 schon bei 9 281. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Die Bundesregierung räumt in ihrer Antwort ein, sie habe „Grund zur Annahme, dass ein Teil der Transporte nicht im Einklang mit den technischen Vorschriften“der EUVerordnung zu Tiertransporten erfolge. Beim Transport von Tieren über die bulgarisch-türkische Grenze bestehe ein „besonderes Risiko der Nichteinhaltung der Verordnung“.
Hintergrund sind die hohen Temperaturen sowie die langen Wartezeiten am Übergang Kapitan Andreewo an der Grenze Bulgariens zur Türkei. Mindestens sechs Stunden Wartezeit müssen Transporteure nach Angaben der Bundesregierung für die Grenzkontrollen einplanen. In einzelnen Fällen kann die zusätzliche Wartezeit Tage und sogar Wochen betragen. Das Bundesministerium für Landwirtschaft (BMEL) hatte im Mai in einem Brief an Verbände der Fleischwirtschaft darauf hingewiesen, dass im vergangenen August an 27 von 31 Tagen die Tageshöchsttemperatur am Grenzübergang mehr als 30 Grad betrug. Diese Temperatur darf laut EU-Verordnung nicht überschritten werden. Es sei klar, dass angesichts dieser Temperaturen und der Wartezeit Tiere nicht im Einklang mit Tierschutzvorschriften transportiert worden sein können.
Die Grünen fordern ein Moratorium von Tiertransporten in Drittstaaten, bis die Verordnung eingehalten werden kann. „Wenn weiter transportiert wird, dann muss etwas passieren. Ruhezeiten müssen etwa viel schneller einsetzen“, sagte Friedrich Ostendorff, agrarpolitischer Sprecher der GrünenFraktion im Bundestag.