Thüringische Landeszeitung (Weimar)
Ziemlich beste Freunde
Im Rollstuhl schaut Wacker Nordhausens JoyLance Mickels nach seiner Operation beim Test zu
Wacker Nordhausens Trainer Volkan Uluc hatte kaum noch Stimme. Aber nicht weil er beim 11:0 im Test gegen Sangerhausen so viel schreien musste. Der Mann ist richtig erkältet. „Das ist das erste mal, dass ich in einem Trainingslager krank bin“, lächelte der Coach gequält im Regen von Heiligenstadt.
Auf den heilenden Namen des hübschen Gesundbrunnenstadion setzte wohl auch Joy-Lance Mickels. Der 24 Jahre alte Stürmer saß im Rollstuhl am Spielfeldrand und schaute noch einigermaßen erschöpft dem Ballzauber seiner Kollegen zu.
„Ich kann noch nicht länger laufen. Nach ein paar Metern wird mir gleich schwindlig und ich habe auch ziemliche Schmerzen“, sagte Mickels mit trüben Augen und graugefärbten Haaren nur 24 Stunden nach seiner Leisten-Operation – unter Vollnarkose – in Leipzig.
Doch Mickels hat eine Menge „ziemlich bester Freunde“. Nach der OP holte ihn ein Betreuer gleich mit dem Auto ab und brachte ihn im Hotel am Vitalpark zur Mannschaft nach Heiligenstadt. Und auch im Gesundbrunnenstadion gab es am Mittwochabend immer eine helfende Hand der Mitspieler, die den „Rolli“-Stürmer Richtung Kabine aus dem Regen schob.
„Die Beschwerden begannen schon im Anfang April. Doch ich habe da auf die Zähne gebissen, Schmerzmittel genommen, Spritzen. Doch es wurde nicht besser“, sagte der gebürtige Siegburger. Aus der weichen Leiste wurde eine Schambeinentzündung. „Ich hatte mehrere Ärzte und natürlich mehrere Meinungen“, so Mickels, der sich jetzt nach Wochen der Behandlung zur Operation entschloss. „Es war nur ein kleiner Eingriff“, sagte der Angreifer, dessen familiäre Wurzeln im Kongo liegen.
Mit Verletzungen hat Mickels Erfahrungen. „Ich hatte mir schon den Oberschenkel, die Hand und den Finger gebrochen. Zuletzt bremste mich ein Meniskusschaden und jetzt die Leiste“, erzählte der fast immer fröhliche Rheinländer seine Krankengeschichte. „Jetzt holt mich erst mal mein Bruder ab und dann geht es heim zu Mama. Die kann sich um mich am besten kümmern, denn die Reha kann ich ja erst in gut zwei Wochen beginnen“, sagte Mickels, der die Jugendabteilungen bei Borussia Mönchengladbach durchlief, bei Schalke 04 II spielte und 2017 gemeinsam mit Wackers aktuellem Kapitän Jerome Propheter nach Nordhausen kam.
Zwar mahnen Trainer Uluc und die Nordhäuser Physiotherapeuten den Stürmer jetzt zur Ruhe, doch Mickels will natürlich so schnell wie möglich wieder auf dem Platz stehen. „In fünf Wochen kann ich wieder spielen“, verkündet er sein Ziel.